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Wenige mahlen den grünen Largo so drastisch wie CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Er sagt, die Grünen stünden für all das, was die Bürger satthätten, für „die Bevormundung, die Umerziehung, die Arroganz und die Unbelehrbarkeit“. Wie sein Chef Markus Söder schließt Dobrindt Schwarz-Grün aus – nicht nur für den Augenblick, sondern als „Festlegung“ für die Bundestagswahl. Manche in der Union glauben, dass solche Sätze vor allem taktische Gründe haben. Damit schütze die CSU die Union vor den „toxischen Grünen“, ohne dass Merz es so formulieren müsse. So könne der vager bleiben.

Auch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer bedient sich in Bezug auf die Grünen einer ausgefeilten Dialektik. Erst erklärt er ausführlich, wieso mit ihnen kein Staat zu machen sei, warum sie „Synonym für verfehlte Wirtschaftspolitik, Rezession und übergriffigen Staat“ seien. Aber dann bringt er James Bond ins Spiel: „Sag niemals nie.“ So wie Kretschmer geht es gerade vielen in der Union, sie stecken in einem Dilemma: Eigentlich ist eine Koalition mit den Grünen im Bund für sie undenkbar. Ein CDU-Mann aus dem Osten erzählt, die Grünen seien bei seinen Parteianhängern noch verhasster als die AfD. Unionsleute versprechen sich also etwas davon, die Grünen öffentlich schlimm zu finden. Trotzdem könnte es sein, dass sie nach der Wahl mit ihnen reden müssen. Weil man sie dann vielleicht doch braucht. Und weil die Aussicht auf eine große Koalition vielen auch nicht sympathisch ist.

In der Union werden deshalb Forderungen lauter, sich Schwarz-Grün offenzuhalten und nicht mit kategorischer Verweigerung in den Wahlkampf zu gehen. Als Dobrindt vor einigen Tagen in der Bundestagsfraktion erklärte, wieso die Union auf keinen Fall mit den Grünen koalieren dürfe, gab es Widerspruch. Das berichteten Teilnehmer der Sitzung der F.A.S. Gunther Krichbaum, der europapolitische Sprecher der Fraktion, meldete sich und hielt Dobrindt entgegen, ob man wirklich lieber mit Saskia Esken koalieren wolle als mit Robert Habeck. Andere warnten, jetzt bloß keine Koalitionsdebatten zu führen.