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Derzeit müssen Menschen mit psychischen Problemen in Bayern fast 20 Wochen auf den Beginn ihrer Therapie warten, wenn sie einen Therapieplatz finden. Die Situation könnte sich jedoch verschlimmern, da viele Psychotherapeuten kurz vor dem Ruhestand stehen. Laut dem Bundesarztregister von 2023 sind fast ein Drittel der Psychotherapeuten über 60 Jahre alt. Der Ausbildungsweg für angehende Psychotherapeuten wurde 2019 reformiert, um die prekären Ausbildungsbedingungen zu verbessern. Die Reform beinhaltete ein neues Master-Studium mit anschließender fünfjähriger Weiterbildung, die angemessen vergütet werden sollte.

Die neue Ausbildungsstruktur sollte die hohen Kosten der vorherigen Ausbildung reduzieren und den Absolventen bessere Zukunftsaussichten bieten. Allerdings gibt es derzeit kaum Weiterbildungsplätze, was viele Absolventen dazu zwingt, andere Jobs anzunehmen und auf eine Lösung zu warten. Eine Petition mit über 72.000 Unterschriften forderte eine gesetzliche Regelung zur Finanzierung der Weiterbildung, doch bisher hat sich wenig getan.

Die Bundespsychotherapeutenkammer schätzt, dass jährlich etwa 2500 Absolventen die Weiterbildung beginnen wollen, aber Kliniken und Praxen können die Kosten nicht decken. Obwohl im Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz die Finanzierung für Weiterbildungsambulanzen geregelt wurde, wird kritisiert, dass diese Regelung unzureichend ist. Das Bundesgesundheitsministerium wurde für die mangelnde Finanzierung der Weiterbildung kritisiert, obwohl das Geld vor allem von den Krankenkassen kommen sollte.

Der Präsident der Psychotherapeutenkammer Bayern forderte die Bundesregierung auf, eine ausreichende Finanzierung sicherzustellen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich nur selten öffentlich zur Thematik, betonte jedoch die Bedeutung der neuen Weiterbildung. Es bleibt jedoch unklar, ob genügend Weiterbildungsplätze zur Verfügung stehen werden. Es besteht die Gefahr von Versorgungslücken, wenn sich die Situation nicht verbessert. Bis Mitte Oktober soll das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz verabschiedet werden, was Hoffnung auf positive Veränderungen gibt.