Die US-Notenbank Federal Reserve hat aufgrund der abflauenden Inflation reagiert und zum ersten Mal seit über vier Jahren ihren Leitzins gesenkt. Die Fed hat den Zinssatz am Mittwoch um 0,5 Prozentpunkte auf die Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent gesenkt. Diese Senkung ist ungewöhnlich groß und die Notenbank signalisiert weitere Zinssenkungen in diesem Jahr.
Zu Beginn der Corona-Pandemie senkte die Fed den Leitzins im März 2020, um die Wirtschaft anzukurbeln. Danach blieben die Zinsen zunächst nahe der Nullmarke, bis die Fed im März 2022 begann, den Zinssatz in einem rekordverdächtigen Tempo zu erhöhen und ihn vor einem Jahr auf das aktuelle Niveau anhob. In den USA hat sich der Preisauftrieb in letzter Zeit abgeschwächt, was der Federal Reserve mehr Spielraum für Zinssenkungen gibt.
Die Europäische Zentralbank hatte bereits im Juni die Zinswende eingeleitet, und jetzt deutet die neue Wirtschaftsprognose der Fed darauf hin, dass die Zentralbank in diesem Jahr die Zinsen noch weiter senken könnte. Die Entscheidungsträger der Fed gehen davon aus, dass der Leitzins in diesem Jahr im Durchschnitt bei 4,4 Prozent liegen wird, während sie im Juni noch von 5,1 Prozent ausgingen. Für das kommende Jahr prognostiziert die Fed im Durchschnitt einen Leitzins von 3,4 Prozent, im Vergleich zu 4,1 Prozent im Juni.
Die Notenbank hat auch neue Prognosen für die Teuerungsrate veröffentlicht. Für dieses Jahr wird eine niedrigere Teuerungsrate als im Juni prognostiziert erwartet, die durchschnittlich bei 2,3 Prozent liegen soll. Für das kommende Jahr rechnen die Notenbanker mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,1 Prozent. Die US-Notenbank strebt mittelfristig eine Inflationsrate von 2 Prozent an.
Die Kerninflation, die Lebensmittel- und Energiepreise nicht berücksichtigt, wird in diesem Jahr bei 2,6 Prozent erwartet, im Vergleich zu 2,8 Prozent im Juni. Für das kommende Jahr prognostiziert die Fed eine Kerninflation von 2,2 Prozent, im Vergleich zu 2,3 Prozent im Juni. Die Notenbanker legen besonderen Wert auf diesen Wert, da er den allgemeinen Preistrend besser widerspiegelt als die Gesamtrate.
Die Geldpolitik der Fed wirkt mit Verzögerung, daher werden die Notenbanker die Inflationsrate weiterhin genau überwachen. Der Kampf gegen hohe Verbraucherpreise ist für die Fed ein Balanceakt, da bei zu hohen Zinsen die Gefahr einer Rezession besteht. Eine Senkung des Zinssatzes verbilligt Kredite, was Firmen dazu ermutigen könnte, leichter zu investieren, und Verbraucher weniger für Schulden ausgeben müssen, was ihnen mehr Einkommen zur Verfügung stellt und die Wirtschaft ankurbeln könnte.
Die Entscheidung der Fed kommt wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl am 5. November. Die steigende Teuerung aufgrund des Anstiegs der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und den Auswirkungen der Corona-Pandemie hat die Präsidentschaft von US-Präsident Joe Biden belastet. Viele Alltagsprodukte sind teurer als während der Amtszeit von Donald Trump.
Die Fed-Entscheidung kommt auch vor dem Hintergrund neuer Konjunkturdaten, die auf einen sich abkühlenden Arbeitsmarkt hinweisen. Einige argumentieren dafür, dass angesichts einer robusten US-Wirtschaft Zinssenkungen derzeit nicht notwendig sind, während andere den Druck auf Powell erhöhen, die Zinsschraube zu lockern.
Die Fed hat ihre neue Konjunkturprognose für die USA veröffentlicht, und das Bruttoinlandsprodukt wird voraussichtlich um 2 Prozent wachsen. Für das kommende Jahr wird ebenfalls ein Wachstum um 2 Prozent prognostiziert. Die Geldpolitik der Fed spielt auch eine Rolle im Wahlkampf, da Präsident Biden und seine Herausforderin Kamala Harris um die Gunst der Wähler kämpfen.