Urteil: Dominique Pelicot schuldig in Avignon

Das Strafgericht in Avignon hat am Donnerstag den 72-jährigen Dominique Pelicot der schweren Vergewaltigung sowie der Beihilfe zur Vergewaltigung für schuldig befunden und zu einer Höchststrafe von zwanzig Jahren Haft verurteilt. Die fünf Berufsrichter sahen die Schuld in allen Anklagepunkten als erwiesen an. Das Urteil gegen Pelicot ist noch nicht rechtskräftig. Die Anwältin von Dominique Pelicot, Béatrice Zavarro, gab bekannt, dass ihr Mandant das Urteil zur Kenntnis genommen hat, jedoch noch nicht über eine Berufung entschieden wurde.

Mammutverfahren in Südfrankreich

In dem Mammutverfahren in Südfrankreich stehen neben dem Hauptangeklagten 50 weitere Männer vor Gericht, die meisten wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung. Die Urteilsverkündung gegen sie dauerte an. Ein Angeklagter wurde wegen versuchter Vergewaltigung schuldig gesprochen, während zwei anderen sexuelle Gewalt zur Last gelegt wurde. Die restlichen 47 Männer wurden wegen schwerer Vergewaltigung verurteilt, wobei die Haftstrafen zwischen drei und 15 Jahren lagen. Einige Verurteilte kommen aufgrund bereits verbüßter Untersuchungshaft auf freien Fuß. Das Gericht blieb mit den Strafen deutlich unter den Forderungen der Staatsanwaltschaft, die bis zu 18 Jahre Gefängnis gefordert hatte.

Emotionen im Gerichtssaal

Bei der Verlesung des Schuldspruchs zeigte Dominique Pelicot keine besonderen Emotionen. Erst als das Strafmaß verlesen wurde, begann er zu weinen. Seine Familie, darunter seine Tochter Caroline, war während des gesamten Prozesses im überfüllten Saal anwesend. Caroline weinte, während Gisèle Pelicot bei ihrer Ankunft im Gerichtssaal mit großem Applaus empfangen wurde. Der Strafprozess und das außergewöhnliche Ausmaß der Straftaten haben Frankreich aufgewühlt, wobei die Staatsanwälte Höchststrafen forderten und ein Ende der „Kultur der Vergewaltigung“ in Frankreich einforderten.