In einem „Staatsgründungsakt“ wurde das sogenannte Königreich Deutschland im September 2012 ausgerufen. Seitdem sind die Mitglieder wiederholt mit dem deutschen Rechtsstaat aneinandergeraten. Ein Überblick über die Positionen der Bewegung und ihren Gründer.

Was will die Bewegung „Königreich Deutschland“?

Der Verfassungsschutz rechnet das sogenannte Königreich Deutschland den extremistischen Reichsbürger- und „Selbstverwalter“-Gruppierungen zu. Sie erkennen die Bundesrepublik Deutschland und ihre rechtsstaatlichen Strukturen wie Parlament, Gesetze und Gerichte nicht an. Stattdessen streben sie eigene Verwaltungsstrukturen an. Ihre Ideologie ist häufig von antisemitischen Gedanken durchzogen. Rund 25.000 Personen werden als Teil der Reichsbürger-Szene angesehen.

Das „Königreich Deutschland“ will sich von der Bundesrepublik und internationalen Finanzsystemen unabhängig machen. Dafür hat die Bewegung unter anderem eine eigene „Krankenkasse“, eine „Rentenkasse“, ein „Meldeamt“ und eine „Staatsbank“ geschaffen. Auch hat sie eigene Währungen entwickelt – die „Neue Deutsche Mark“ für Barzahlungen und die „E-Mark“ für digitale Zahlungen. Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes dienen sie der „reinen Geldgewinnung“. Eine Möglichkeit zum Rücktausch in Euro gibt es nicht.

Daneben haben Anhänger der Bewegung und scheinbar unabhängige Vereine Immobilien und Liegenschaften in mehreren Bundesländern gekauft, die dem „Staatsgebiet“ des „Königreichs“ zugerechnet wurden. Die Bewegung baute dort etwa Seminarzentren oder plante sogenannte Gemeinwohldörfer, wo autarke Wohn- und Arbeitsstrukturen entstehen sollten. Das sogenannte Königreich hatte im Jahr 2023 nach eigenen Angaben mehr als 6000 Mitglieder, über 800 davon zählte es zu seinem „Staatsvolk“. Damit gilt es als mitgliederstärkste Vereinigung der Szene.

Wer führt das „Königreich Deutschland“?

Der selbst ernannte „König Peter der Erste“ ist der Herrscher des sogenannten Königreichs Deutschland. Peter Fitzek ist eigentlich ein gelernter Koch. Am 12. August 1965 in Halle geboren, arbeitete er schon als Karate-Lehrer und in einer Videothek. Nach der Wiedervereinigung war er verheiratet und wurde Vater von zwei Kindern.

Politisch trat Fitzek erstmals im Jahr 2008 in Erscheinung, als er für das Amt des Oberbürgermeisters in der Lutherstadt Wittenberg kandidierte. Er erhielt allerdings nur 0,7 Prozent der Stimmen. In dieser Zeit begann Fitzek auch damit, als Anhänger der Reichsbürger-Bewegung aufzutreten und die Souveränität der Bundesrepublik Deutschland infrage zu stellen. Sein 2009 gegründeter Verein „NeuDeutschland“ lehnt das Grundgesetz als „besatzungsrechtliches Instrument“ ab und strebt ein Deutschland in den Grenzen von 1937 an.

Fitzek baut dafür einen Parallelstaat zur Bundesrepublik auf. Er zeigt sich auch äußerst geschäftstüchtig bei der Verbreitung seiner Ideologie, die esoterische, querdenkerisch-verschwörungstheoretische, rechtsextreme und stark antisemitische Elemente miteinander verschmilzt. Das Spektrum des Angebots in seinem Königreich reicht von Naturkosmetik und Hemden mit Reichsbürger-Logo bis zu kostspieligen Seminaren und einer Autobiographie des selbst ernannten Herrschers. Fitzek neigt offenbar zur Gewalttätigkeit: Bei einem Streit in einem Wittenberger Behördengebäude trat Fitzek 2022 mit dem Fuß nach einer Frau und stieß sie gegen eine Tür.

Wodurch fiel die Bewegung in der Vergangenheit auf?

Die Auseinandersetzung zwischen den deutschen Behörden und Fitzeks Reichsbürgerbewegung füllt inzwischen meterweise Aktenregale. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ordnete bereits im Jahr 2010 die Auflösung von Fitzeks „NeuDeutscher Gesundheitskasse“ an. Im April 2013 wurden auf Antrag der BaFin zudem zahlreiche Gebäude in Fitzeks sogenanntem Königreich durchsucht, weil die Behörde auch Fitzeks Bank- und Versicherungsgeschäfte unterbinden wollte.

Es gehört jedoch zum Muster Fitzeks, sich von solchen Maßnahmen nicht abschrecken zu lassen und seine Geschäfte mit neuen Konstruktionen unverdrossen weiterzubetreiben. Immer wieder musste er sich auch vor Gericht wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis verantworten. Gegen die verhängten Haftstrafen wehrt sich Fitzek in langwierigen Prozessen. Die Verurteilung zu acht Monaten Haft ohne Bewährung wegen der Körperverletzung der Frau in einer Wittenberger Behörde 2022 wurde so erst im März 2025 rechtskräftig.

An welchen Orten fanden die Durchsuchungen statt?

In sieben Bundesländern haben Einsatzkräfte der Polizei ab den frühen Morgenstunden Wohngebäude führender Mitglieder des „Königreichs“ und Gebäude, die der Verein „Königreich Deutschland“ nutzte, durchsucht. In Thüringen etwa wurde je ein Wohngebäude in Gera und Jena mit dem Ziel durchsucht, Beweismittel für verfassungsfeindliche Aktivitäten sicherzustellen.

In Baden-Württemberg wurde ebenfalls ein Wohngebäude im Landkreis Schwäbisch Hall durchsucht. In Niedersachsen gab es Einsätze in einem Gebäude im Raum Osnabrück, einem in Stade und zwei Gebäuden im Landkreis Göttingen. Wofür sie genutzt wurden, wurde nicht bekannt. Außerdem gab es Einsätze in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Insgesamt wurden vier Personen festgenommen, darunter auch Peter Fitzek. Zwei weitere sollen ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern gehören, der vierte Mann soll 2013 beigetreten und für die Finanzen zuständig gewesen sein.