Die Auswirkungen der jüngsten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf die Bauzinsen und den Immobilienmarkt sind von großer Bedeutung. In den letzten Jahren hat der Immobilienmarkt erhebliche Veränderungen erlebt, insbesondere seitdem die EZB vor zwei Jahren die Zinswende eingeleitet hat. Die Bauzinsen begannen bereits zu steigen und die Hauspreise zu fallen, bevor die EZB im Juli 2022 erstmals die Zinsen anhob und neun weitere Zinserhöhungen folgen ließ. Nun stellt sich die Frage, wie es weitergeht, nachdem die EZB eine „doppelte Zinssenkung“ angekündigt hat.
Auswirkungen der Zinssenkung auf den Immobilienmarkt
Die EZB senkte den Einlagensatz, den Banken für ihre Einlagen bei der Notenbank erhalten, um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem Banken sich bei der Notenbank Geld leihen können, wurde um 0,6 Prozentpunkte auf 3,65 Prozent gesenkt. Der Spitzenrefinanzierungssatz für Übernachtausleihungen sank um 0,6 Prozentpunkte auf 3,9 Prozent. Diese Maßnahmen haben direkte Auswirkungen auf den Immobilienmarkt, da sie die langfristigen Kapitalmarktzinsen beeinflussen.
Die Zinsen für Hypothekenkredite hängen nicht unmittelbar von den EZB-Leitzinsen ab, sondern von der Rendite der Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit. Diese wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter die Geldpolitik, die Inflationserwartungen der Investoren, die Konjunktur, die Risikoneigung an den Finanzmärkten und die Zinsentwicklung in anderen Währungsräumen. Dennoch spielt die Geldpolitik eine Rolle für die langfristigen Kapitalmarktzinsen.
Entwicklung der Bauzinsen
Die Bauzinsen sind seit einiger Zeit rückläufig. Im Oktober des letzten Jahres erreichten die Zinsen für Baudarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung durchschnittlich 4,22 Prozent, fielen jedoch bis zum Jahreswechsel auf rund 3,5 Prozent. Ende April stiegen die Zinsen wieder auf 3,6 Prozent und erreichten im Juli fast 3,7 Prozent. In den letzten Wochen ist jedoch wieder ein leichter Rückgang zu verzeichnen, wobei die Bauzinsen zuletzt bei etwa 3,4 Prozent lagen.
Die EZB-Entscheidung hat zwar kurzfristig zu rückläufigen Bauzinsen geführt, jedoch orientieren sich die Bauzinsen hauptsächlich an der Inflationsrate und weniger an den EZB-Leitzinsen. Es wird erwartet, dass die Bauzinsen weiter fallen, wenn die Inflationsrate zurückgeht. Dennoch besteht die Gefahr, dass die Inflationsrate bald wieder steigen könnte, was zu einem Anstieg der Bauzinsen führen würde.
Preisverfall bei Wohnimmobilien vorerst gestoppt
Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind in der Niedrigzinsphase stark gestiegen, haben jedoch seit der Zinswende deutlich nachgegeben. Im August wurde ein leichter Anstieg des Hauspreisindex EPX um 0,13 Prozent verzeichnet. Ein- und Zweifamilienhäuser aus dem Bestand verteuerten sich minimal, während neue Ein- und Zweifamilienhäuser im Preis sanken.
Die EZB-Zinssenkung könnte für Verkäufer ein positives Signal sein, da die Preise voraussichtlich steigen werden. Die niedrigeren Finanzierungskosten könnten den Markt wieder beleben, insbesondere bei bestehenden Häusern. Bei Neubauten bleiben die Aussichten jedoch schwierig, da neben den höheren Zinsen auch das gestiegene Kostenniveau belastet.
Fazit
Die Auswirkungen der EZB-Zinssenkung auf die Bauzinsen und den Immobilienmarkt sind komplex und vielschichtig. Die langfristigen Kapitalmarktzinsen werden maßgeblich von der Geldpolitik beeinflusst, während die Bauzinsen sich vor allem an der Inflationsrate orientieren. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Immobilienmarkt in den kommenden Monaten entwickeln wird und ob die Bauzinsen weiter fallen oder steigen werden. Es ist ratsam, bei Interesse am Kauf einer Immobilie zeitnah eine Entscheidung zu treffen, da die Preise voraussichtlich steigen werden und die Bauzinsen nicht lange auf dem aktuellen Niveau bleiben dürften.