Bei ihrem Vorstoß in die westrussische Region Kursk machen die ukrainischen Streitkräfte nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj „gute Fortschritte“. Die ukrainischen Truppen sind seit dem 6. August weiter in die russische Region Kursk vorgedrungen. Obwohl sie durch einige erfolgreiche russische Angriffe aus dem Hinterhalt Verluste hinnehmen mussten, haben sie nach wie vor die Initiative und können Entwicklungen bestimmen.
Trotz der Zurückhaltung der Ukraine bei offiziellen Angaben haben sie nach den wenigen Mitteilungen, russischen Informationen und Satellitenbildern bereits etwa 580 Quadratkilometer Territorium erobert. Die ukrainische Führung behauptet, dass sie bereits 1.100 Quadratkilometer und mehr als 70 Siedlungen eingenommen hat.
Ein sehr wahrscheinliches Ziel der ukrainischen Offensive ist es, Russland zu zwingen, Truppen aus der Ostukraine nach Kursk zu verlegen und so den Druck auf die ukrainischen Verteidiger im Donbass zu verringern. Dies gilt insbesondere für die Operationsrichtungen Pokrowsk und Tschasiw Jar.
Die operativen Ziele der Ukraine bleiben weiterhin unklar. Anders als bei der Gegenoffensive im letzten Jahr halten die ukrainischen Offiziellen diesmal strikte Funkstille über ihre Ziele.
Die örtlichen Kräfte des FSB und der Nationalgarde (Rosgwardija) waren nicht in der Lage, den ukrainischen Angriff aufzuhalten, ebenso wenig wie die wenigen unvorbereiteten Militäreinheiten. Infolgedessen gelang es der Ukraine, nicht nur Territorium, sondern auch bereits mehrere hundert Kriegsgefangene zu erobern.
Das Hauptproblem auf russischer Seite besteht darin, dass Moskau eindeutig nicht über kampffähige militärische Reserven verfügt, die in die Region Kursk verlegt werden könnten. Dies bestärkt die früheren Einschätzungen, wonach etwa 80 bis 90 Prozent der kampffähigen russischen Bodentruppen entweder in der Ukraine oder in deren unmittelbarer Umgebung durch Auftrag gebunden sind.
Russland hat bereits begonnen, einige Einheiten aus der Ukraine zu verlegen, insbesondere aus den Regionen Cherson und Saporischschja sowie aus dem Norden von Charkiw. Moskau will offenbar den Schwung seiner Pokrowsk-Offensive beibehalten und hat daher zumindest bisher keine Einheiten von dort verlegt.
Inzwischen werden immer mehr wehrpflichtige Soldaten von Russland eingesetzt, um der ukrainischen Offensive entgegenzuwirken. Einige von ihnen wurden von den ersten ukrainischen Angriffen am 6. und 7. August überrascht, andere wurden später in Kampfhandlungen verwickelt, während Russland derzeit Berichten zufolge sogar Wehrpflichtige aus anderen Regionen des Landes nach Kursk entsendet.
Auf der Grundlage von Satellitenbildern ist zu erkennen, dass russische Truppen bereits mit dem Bau massiver Befestigungsanlagen in der Region Kursk begonnen haben, um den ukrainischen Vormarsch aufzuhalten. Da diese Gräben etwa 40 bis 45 Kilometer von der Grenze entfernt gebaut werden, deutet dies darauf hin, dass die russische Militärführung mit einer anhaltenden und weiter wachsenden ukrainischen Präsenz in der Region rechnet – und auch mit der Unfähigkeit Moskaus, die Angreifer schnell zurückzudrängen.
Die ukrainische Offensive im russischen Kursk sei ein „Schlag für das System Putin“. Eine Einordnung der ZDF-Korrespondenten in Moskau und Kiew.
Die lokale Bevölkerung in Kursk beobachtet besorgt den Vormarsch der ukrainischen Streitkräfte in ihre Region. Viele Dörfer mussten bereits evakuiert werden, um den Kämpfen aus dem Weg zu gehen.
Die Situation in der Ukraine bleibt weiterhin angespannt, da die ukrainischen Truppen ihre Offensive fortsetzen und versuchen, weiteres Territorium zu erobern. Russland hingegen kämpft mit dem Problem fehlender Reserven und einer unzureichenden Führungskapazität, um den ukrainischen Einmarsch effektiv zu stoppen.
Insgesamt bleibt die Lage in der Region Kursk weiterhin unklar, da sich die ukrainischen und russischen Streitkräfte in einem ständigen Kampf um die Vorherrschaft befinden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Wochen entwickeln wird, und ob es zu einer Eskalation des Konflikts kommen wird.