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Oberhof. Am Dienstag wurden mit Vreni und Kilian zwei weitere Luchse in der Region Oberhof in die Freiheit entlassen. Experten versichern, dass man sich keine Sorgen um die Rehe machen muss.

Die beiden Luchse wagten zunächst zaghaft den Blick aus dem Gehege und erkundeten dann mutig die Umgebung. Mit tapsigen Schritten und kühnen Sprüngen verschwanden sie schließlich im dichten Dickicht des Thüringer Waldes. Die Auswilderung der Raubkatzen soll die Ansiedlung weiter vorantreiben und ist Teil eines umfassenden Projekts, das bis 2027 die Wiederansiedlung von bis zu 20 Luchsen, der Linie der Karpatenluchse, im Thüringer Wald vorsieht.

Vreni stammt aus dem Wildpark Langenberg in der Schweiz, während Kilian aus dem Zoo Nürnberg kommt. Beide Tiere sind etwa eineinhalb Jahre alt und befinden sich somit in dem Alter, in dem Luchse in der freien Wildbahn beginnen, sich von ihrer Mutter zu trennen und eigene Reviere zu erschließen. Markus Port, Projektkoordinator des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, betont die Bedeutung dieser Auswilderung für die Schaffung eines stabilen Populationskerns, der langfristig die Artensicherung in Mitteleuropa unterstützen könnte.

Die Luchse wurden strengen Auswahl- und Vorbereitungsprozessen unterzogen, um sicherzustellen, dass sie die nötige Scheu vor Menschen behalten. Nachdem sie in naturnah gestalteten Gehegen aufgewachsen waren, wurden sie einem Verhaltensscreening unterzogen, um ihre Eignung für die Auswilderung zu prüfen. Erst wenn sie ausreichend scheu waren, wurden sie in den Thüringer Wald entlassen.

Der Thüringer Wald bietet den Luchsen ein großes zusammenhängendes Waldgebiet mit ausreichender Nahrungsversorgung aufgrund des hohen Bestandes an Rehen und jungem Rotwild. Durch die Ansiedlung im Thüringer Wald soll zudem eine Verbindung zwischen den bisher isolierten Luchspopulationen im Harz und im Bayerischen Wald geschaffen werden, um den genetischen Austausch zu fördern.

Ein wichtiger Aspekt bei der Auswilderung von Luchsen ist ihr riesiges Streifgebiet. Weibliche Luchse haben Streifgebiete von 50 bis 200 Quadratkilometern, während die Streifgebiete der Männchen oft doppelt so groß sind. Luchse sind territorial und dulden keine anderen gleichgeschlechtlichen Artgenossen in ihrem Revier. Trotzdem wird betont, dass Luchse in Mitteleuropa hauptsächlich von Rehen ernähren und nicht die gesamte Population gefährden.

Bereits freigelassene Luchse wie Frieda und Viorel haben sich gut entwickelt. Während Frieda sich in der Nähe von Oberhof niedergelassen hat, unternahm Viorel eine ausgedehnte Wanderung bis nach Bayern und wieder zurück nach Thüringen. Eine besondere Überraschung war die Entdeckung eines weiblichen Luchses mit Jungtieren im südlichen Thüringer Wald, was der erste Nachweis einer Luchsreproduktion in der Region seit über 150 Jahren war.

Die Akzeptanz in der Bevölkerung für das Projekt ist groß, wie eine repräsentative Umfrage vor Projektbeginn zeigte. Fast 90 Prozent der Menschen in Thüringen unterstützen die Wiederansiedlung des Luchses, besonders im Thüringer Wald. Die Menschen freuen sich darüber, dass der Luchs in die Wälder zurückkehrt und tragen somit aktiv zur Erhaltung der Raubkatzen bei.