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Am vergangenen Montag hat die Produktivität der Wirtschaftswissenschaften für kurze Zeit spürbar abgenommen, so heißt es unter Ökonomen in diesen Tagen scherzhaft, es seien weniger neue Studien erschienen als sonst. Schließlich habe Daron Acemoğlu eine Viertelstunde mit der Königlich Schwedischen Akademie für Wissenschaften telefonieren müssen, die ihn über seinen Nobelpreis informieren wollte. Der Scherz hat einen wahren Kern. Kaum ein anderer lebender Wirtschaftswissenschaftler veröffentlicht so viele unterschiedliche Studien wie der in Istanbul geborene Professor, der heute am Massachusetts Institute of Technology in Boston lehrt – und dann auch noch in einer Qualität, die fast immer für höchste Anerkennung unter den Kollegen sorgt.

Gemeinsam mit seinen Ko-Autoren Simon Johnson und James Robinson hat Acemoğlu den Preis dafür erhalten, dass die drei Forscher die Bedingungen von wirtschaftlichem Wohlstand untersucht haben: warum manche Länder reich sind und andere arm. Es geht vor allem um die Institutionen einer Gesellschaft, haben sie kurz gefasst herausgefunden: Je mehr Menschen in die Entscheidungen einbezogen werden, desto eher wächst der Wohlstand. Kurz gefasst: Demokratie bringt Wohlstand.

Arme Landstriche bekamen integrativere Institutionen, was zu ihrem Wohlstand beitrug, während reiche Landstriche oft von Kolonialherren ausgebeutet wurden und dadurch ärmer wurden. Diese Erkenntnis ist inzwischen ein paar Jahre alt. Das Nobelpreis-Komitee lässt gerne ein bisschen Zeit vergehen, um sicherzugehen, dass die ausgezeichneten Arbeiten auch mit etwas Abstand noch Bestand haben. Allzu viel Zeit haben sich die Juroren dieses Mal jedoch nicht gelassen, denn Acemoğlu ist erst 57 Jahre alt und macht die Welt der Wirtschaft immer noch mit neuen Entdeckungen schlauer.

Hier sind vier wichtige Lektionen, die wir von Daron Acemoğlu lernen können:

1. **Verbreitung von Falschinformationen in sozialen Netzwerken:** Acemoğlu hat gezeigt, dass die Anreize der Betreiber sozialer Netzwerke bestimmen, wie sich Falschinformationen verbreiten. Plattformen, die Nutzer möglichst lange im Netzwerk halten wollen, neigen dazu, unzuverlässige Nachrichten zu bevorzugen, was zu Filterblasen führen kann. Regulierende Maßnahmen könnten nötig sein, um die Präsentation von Nachrichten aus verschiedenen Perspektiven sicherzustellen.

2. **Fracking und Klimawandel:** Acemoğlu hat analysiert, dass die Förderung von Schiefergas kurzfristig den CO2-Ausstoß verringern kann, langfristig jedoch negativ zum Klimawandel beitragen könnte, da Innovationen in klimaneutrale Technologien reduziert werden könnten.

3. **Neue Technologien und Arbeitsplätze:** Die Auswirkungen neuer Technologien auf Arbeitsplätze sind komplex. Acemoğlu fand heraus, dass Unternehmen mit vielen neuen Technologien nicht zwangsläufig mehr Arbeitsplätze schaffen. Langfristige Effekte sind noch zu untersuchen.

4. **Künstliche Intelligenz und Wachstum:** Acemoğlu warnt davor, die wirtschaftlichen Effekte von KI zu überschätzen, da sie die Produktivität nur geringfügig steigern könnte. Die Ungleichheit wird dadurch nicht stark beeinflusst, aber auch nicht reduziert.

Es ist klar, dass Daron Acemoğlu weiterhin die Welt der Wirtschaft mit seinen Erkenntnissen bereichert und wichtige Fragen aufwirft, die uns alle betreffen. Seine Arbeit und Forschung werden zweifellos weiterhin von großer Bedeutung sein, während wir versuchen, die komplexen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen.