Bundeskanzler Olaf Scholz ist ein erfahrener Politiker, daher weiß er, dass die Wahlnacht nicht entscheidend ist. Es wird erst am Mittwoch mehr Klarheit darüber geben, wer der nächste Präsident der USA wird. Die Wahl in den USA ist von besonderem Interesse für Deutschland, da Amerika der wichtigste Verbündete ist. Aber was erwartet Berlin vom Ausgang der Wahl? Kann man sich auf eine zweite Amtszeit von Donald Trump vorbereiten?
Als Angela Merkel 2016 mit Donald Trump konfrontiert wurde, herrschte in Berlin die Hoffnung, dass die Amerikaner nicht den republikanischen Kandidaten wählen würden. Doch sie taten es. Merkel forderte die Anerkennung von Werten wie Demokratie und Freiheit, kritisierte Trump jedoch nicht öffentlich. Ihre Beziehung zu ihm war geprägt von Differenzen, vor allem in Bezug auf die NATO und die deutsche Wirtschaft. Als Trump die Wahl verlor, warf Merkel ihm vor, die Niederlage nicht anzuerkennen.
Unter der Regierung von Joe Biden hatten Deutschland und die USA eine enge Zusammenarbeit, insbesondere im Ukrainekrieg. Es ist fraglich, ob diese Beziehung unter einer Präsidentin Kamala Harris fortgesetzt werden könnte. Die Beziehungen zu Trump waren von Unberechenbarkeit geprägt. Berlin hat Kontakte zum republikanischen Lager geknüpft und sich auf mögliche Szenarien vorbereitet.
Die Ukraine-Hilfe ist für Deutschland von großer Bedeutung. Annalena Baerbock betonte die Unterstützung für die Ukraine und die Bemühungen, einen gerechten Frieden zu erreichen. Deutschland ist der zweitgrößte Unterstützer des Landes nach den USA. Die Bundesregierung plant jedoch, die Mittel für die Ukraine-Hilfe zu reduzieren. Die Zukunft der Hilfe hängt auch vom Ausgang der US-Wahl ab.
Eine zweite Amtszeit von Donald Trump könnte die Sicherheitsarchitektur destabilisieren. Deutschland müsste seinen Beitrag zur NATO erhöhen und sich auf Druck seitens der USA einstellen. Die Abhängigkeit von amerikanischen Waffen und Technologien birgt Risiken für Deutschland. Eine enge Zusammenarbeit mit den USA ist wichtig, aber auch herausfordernd.
Für die Koalition in Berlin wäre eine Wiederwahl von Trump eine Herausforderung. Seine unberechenbare Art macht es schwierig, mit ihm umzugehen. Dennoch könnte seine Wiederwahl eine stabilisierende Wirkung auf die Regierung haben. Die Beziehung zu Washington und die internationalen Beziehungen hängen stark vom Ausgang der US-Wahl ab. Trumps möglicher „Deal“ mit Putin zur Beendigung des Ukrainekrieges könnte auch Auswirkungen auf die deutsche Politik haben.