Der Mangel an Ärzten ist ein wachsendes Problem in Bayern und der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), Christian Pfeiffer, warnt vor einer weiteren Verschärfung dieser Situation. Obwohl Bayern mehr Medizin-Studienplätze für Erstsemester zur Verfügung stellt als je zuvor, reicht dies laut Pfeiffer nicht aus, um den Ärztemangel zu lösen. Besonders in ländlichen Regionen zeichnet sich bereits jetzt eine teilweise massive Unterversorgung ab, die sich nach Pfeiffers Meinung noch weiter verschärfen wird.
Pfeiffer betont, dass die traditionelle Arztpräsenz vor Ort möglicherweise nicht mehr gewährleistet sein wird. Es wird erwartet, dass sich der Trend weg von Einzelpraxen hin zu größeren Einheiten wie Gemeinschaftspraxen oder medizinischen Versorgungszentren entwickeln wird. Von diesen größeren Zentren aus soll das Umland betreut werden, was dazu führen könnte, dass nicht mehr jeder Arzt persönlich Hausbesuche durchführt, sondern qualifizierte medizinische Fachkräfte Feedback an den behandelnden Arzt geben.
Der Ausbau von Medizin-Studienplätzen allein wird nach Pfeiffers Meinung nicht ausreichen, um den Ärztemangel zu beheben. Es wäre notwendig, dass auch andere Bundesländer dem Beispiel Bayerns folgen und ebenfalls ihre Bemühungen verstärken. Aktuelle Zahlen und Berechnungen deuten darauf hin, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen werden, um alle ausscheidenden Ärzte adäquat zu ersetzen.
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) warnt ebenfalls vor einer weiteren Verschärfung des Ärztemangels aufgrund der demografischen Entwicklung. Der Altersdurchschnitt der Hausärzte liegt derzeit bei etwa 55 Jahren, was bedeutet, dass in den kommenden Jahren viele Ärzte in den Ruhestand gehen werden. Die Landarztprämie des Freistaats, die seit über zehn Jahren die ärztliche Versorgung unterstützt, hat bereits vielen Hausärzten geholfen, sich niederzulassen. Dennoch sind immer noch über 500 Hausarztsitze in Bayern unbesetzt.
Seit 2020 gibt es in Bayern die Landarztquote, die den Ärztemangel in ländlichen Regionen bekämpfen soll. Bis zu 5,8 Prozent der Medizinstudienplätze pro Jahr werden an Bewerber vergeben, die sich verpflichten, nach ihrem Abschluss für zehn Jahre in unterversorgten Gebieten als Hausärzte tätig zu sein. Die Landarztquote soll sicherstellen, dass auch in entlegenen Regionen eine angemessene ärztliche Versorgung gewährleistet ist.
Die Ärztekammer fordert neben dem Ausbau der Medizinstudienplätze auch eine konsequente Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine Niederlassung und die Weiterentwicklung der Landarztquote. Es ist wichtig, dass der ambulante Bereich als wichtige Säule der Gesundheitsversorgung erhalten bleibt. Zudem sollte die Bürokratie im Gesundheitswesen konsequent abgebaut werden, um Ärzten den Arbeitsalltag zu erleichtern.
Insgesamt ist der Ärztemangel in Bayern ein komplexes Problem, das verschiedene Maßnahmen erfordert, um langfristig gelöst zu werden. Durch den Ausbau von Medizinstudienplätzen, die Förderung von Hausarztpraxen und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für niedergelassene Ärzte kann die Versorgungssituation langfristig verbessert werden. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten zusammenarbeiten, um eine adäquate medizinische Versorgung für alle Bürgerinnen und Bürger in Bayern sicherzustellen.