Die SPD-Chefin Saskia Esken hat angekündigt, dass sie nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren wird. Diese Entscheidung teilte die 63-jährige Politikerin am Abend dem ARD-Hauptstadtstudio mit. Esken hatte zuvor lange Zeit geschwiegen, was ihre politische Zukunft betrifft. Sie hatte den Wunsch geäußert, Ministerin zu werden, konnte sich jedoch nicht gegen Lars Klingbeils Erneuerungspläne durchsetzen. Klingbeil, der als starke Figur in der Sozialdemokratie gilt, hatte stets ein gutes Verhältnis zu Esken. Doch in den letzten Wochen geriet Esken vermehrt in die Kritik und verlor die Unterstützung einflussreicher Genossen.

Am kommenden Parteitag Ende Juni wird die SPD eine neue Spitze wählen. Es ist zu erwarten, dass Klingbeil, der derzeit Finanzminister und Vizekanzler ist, erneut antreten wird. Esken hätte vermutlich eine Gegenkandidatin gehabt, wenn sie erneut kandidiert hätte. Wahrscheinlich hätte sie diese Kampfkandidatur verloren. Mit ihrer Ankündigung hat sie dem nun vorgegriffen.

Esken war für die Sozialdemokraten lange Zeit SPD-Vorsitzende. Im Jahr 2019 steckte die Partei erneut in einer Krise, nachdem Andrea Nahles als Partei- und Fraktionsvorsitzende zurückgetreten war. Esken, bis dahin eine relativ unbekannte Politikerin, bildete gemeinsam mit Norbert Walter-Borjans eine Doppelspitze. Mit Unterstützung des damaligen Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert wurden Esken und Walter-Borjans schnell populär und gewannen die Vorsitzenden-Abstimmung gegen Olaf Scholz und Klara Geywitz.

Esken trug maßgeblich zum Heilungsprozess der Partei nach Nahles‘ Rücktritt bei. Ironischerweise erlebte sie nun selbst innerhalb der SPD einen unangenehmen Umgang. Als linke Sozialdemokratin hat sie viele Kritiker, die bezweifeln, dass sie die Flughöhe der Spitzenpolitik erreicht hat. Dennoch fand sie auch Unterstützer, darunter Angela Merkel, mit der sie gut auskam.

Als große Kritikerin von Scholz gestartet, wurde Esken zuletzt wohl zu seinem größten Fan in der Partei. Auch zu Friedrich Merz fand sie eine gute Basis. Esken fungierte vor allem als Brücke zur Basis und dem linken Parteiflügel. Sie half dabei, die Regierungspolitik zu vertreten und den Koalitionsvertrag mit der CDU/CSU zu verkaufen.

Als wahrscheinlichste Nachfolgerin von Esken wird die Arbeitsministerin Bärbel Bas gehandelt. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die Dynamik innerhalb der SPD mit dem Wechsel an der Parteispitze verändern wird. Esken hinterlässt definitiv eine Lücke, die es zu füllen gilt. Wird Bas in ihre Fußstapfen treten können? Es bleibt abzuwarten.