Schocknachricht in Augsburg: Weltbild schließt zum 31. August. Nach der Insolvenz im Juni hat sich kein Investor für das Unternehmen gefunden, die Weltbild GmbH & Co. KG wird deshalb nicht fortgeführt. Das hat Insolvenzverwalter Christian Plail den Beschäftigten am Mittwochvormittag mitgeteilt. Der Verkauf von Büchern, Haushaltsartikeln und Accessoires beispielsweise über den Online-Shop wird noch bis Ende August stattfinden. Anschließend wird der Betrieb von Weltbild stillgelegt, das Unternehmen wird abgewickelt. Für die Beschäftigten bedeutet dies zwangsläufig die Kündigung.
Ein Investor, der die WB D2C Group als Ganzes weiterführen will, hat sich nicht gefunden. Auch für das in der Weltbild GmbH & Co. KG angesiedelte Kerngeschäft gab es am Ende nach Informationen unserer Redaktion keinen Interessenten. Der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Plail soll zwar zahlreiche Gespräche geführt und für das Unternehmen gekämpft haben. Die Altlasten in der IT und im Marketing erschienen möglichen Investoren am Ende aber als zu hoch. Der Investitionsaufwand galt als „immens“.
Insolvenzverwalter Plail: „Betriebsfortführung aufgrund der andauernden Verlustsituation nicht möglich“
Plail bedauerte die Schließung: „Wir haben einen tragfähigen Fortführungsplan ausgearbeitet und zahlreiche wie gute Gespräche mit möglichen Investoren geführt“, sagte er. „Wir müssen jedoch feststellen, dass alle Interessenten in dem unverändert sehr angespannten Marktumfeld sowie vor dem Hintergrund des notwendigen Investitionsvolumens und der hohen Transformationskosten nicht zu einer Betriebsübernahme, auch nicht im eingeschränkten Umfang bereit sind“, erklärte der Insolvenzverwalter. „Eine dauerhafte und nachhaltige Betriebsfortführung ist ohne frisches Kapital aufgrund der andauernden Verlustsituation nicht möglich.“
Die meisten der nach Betriebsratsangaben rund 440 Beschäftigten der Weltbild GmbH & Co. KG erhalten demnach ihre Kündigung. Die Kündigungen sollen voraussichtlich im September erfolgen. Nur ein kleiner Rest an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird für die Abwicklung des Geschäfts noch benötigt. Interesse bestehe weiterhin für einzelne Vermögensgegenstände der Weltbild GmbH & Co. KG, teilte die Insolvenzverwaltung mit. „Dazu zählen unter anderem die Markenrechte oder Warenvorräte. Diese Gespräche werden fortgeführt.“
Weltbild: Räumungsverkauf in den 14 Filialen läuft
In den verbliebenen 14 Filialen von Weltbild hat der Räumungsverkauf begonnen. „Hier, wie auch im Online-Shop, können Kunden bis zum 31. August 2024 weiterhin Bücher, Filme und Musik, sowie Deko, Mode und Geschenkideen zu teilweise erheblich reduzierten Preisen kaufen“, hieß es. Die Läden werden dann ebenfalls geschlossen. Allenfalls für einzelne Standorte könnten sich Interessenten finden, die die Filialen unter neuer Regie weiterführen.
Bessere Chancen könnte es für einige – wenn auch nicht für alle – der anderen Tochterunternehmen der WB D2C Group mit insgesamt rund 2000 Beschäftigten geben. Hier gibt es offenbar Interessenten. Zur Gruppe gehören unter anderem der Online-Buchhändler buecher.de und der Gesundheitsartikelversand Orbisana. „Für die weiteren Gesellschaften und Marken suchen wir weiterhin engagiert nach Zukunftslösungen“, sagte Plail. „Die Ausgangslagen sind dabei sehr unterschiedlich.“
Insolvenz von Weltbild: Kritik an der Strategie der Droege-Gruppe
Die Betriebsstilllegung von Weltbild ist ein Rückschlag für den Unternehmensstandort Augsburg: Weltbild gehörte ursprünglich der katholischen Kirche. Das einstige Vorzeige-Unternehmen beschäftigte zu besten Zeiten rund 6000 Mitarbeiter und machte einen Milliarden-Umsatz.
Nach der ersten Insolvenz 2014 und einer harten Sanierung, bei der tausende Stellen verloren gingen und zahlreiche Filialen schließen mussten, übernahm die Düsseldorfer Droege-Gruppe die Firma. Unter neuer Regie erwarb Weltbild zahlreiche Tochterunternehmen und stellte sich als WB D2C Group neu auf. Am Expansionskurs bei Weltbild gab es aber auch Kritik von Arbeitnehmerseite, da die übernommenen Firmen selbst wirtschaftlich angeschlagen waren.
Am 10. Juni 2024 meldete die Weltbild GmbH & Co. KG zum zweiten Mal Insolvenz an. Die Tochterunternehmen der Weltbild-Gruppe folgten kurze Zeit später.