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In Namibia müssen Touristen aus 30 Ländern, darunter Deutschland, nun für Visa zahlen. Dies mag gerecht erscheinen, da es umgekehrt genauso ist. Doch die Einführung dieser Gebühren könnte der namibischen Regierung mehr nützen als den lokalen Menschen, da sie wahrscheinlich Arbeitsplätze kosten wird.

Es ist unbestreitbar, dass die Visa-Angelegenheit zu den Ungerechtigkeiten der Globalisierung gehört. Inhaber eines deutschen Passes haben das große Glück, da 194 Länder keine vorherige Visumspflicht für sie haben. Dies ist weltweit führend. Ab April nächsten Jahres wird dieses privilegierte Dokument jedoch etwas an Wert verlieren. Namibia verschärft dann die Visumbestimmungen für deutsche Staatsbürger. Bisher war der Einreisestempel kostenlos, aber ab sofort werden bei der Ankunft 90 Dollar (83 Euro) fällig. Für Familien mit zwei Kindern bedeutet dies zusätzliche Kosten von fast 300 Euro, zusätzlich zu den bereits teurer werdenden Flugpreisen. Dieser Schritt erfolgte aufgrund der Entscheidung Großbritanniens, die Visumbefreiung für Namibier aufzuheben. Die Einreise von Namibiern nach Großbritannien war in letzter Zeit angestiegen, obwohl Namibia ein stabiles und friedliches Land ist. Namibier benötigen bereits ein teures Schengen-Visum für Reisen in die EU. Als Reaktion auf Großbritannien wurden nun kostenpflichtige Visa nicht nur für Besucher aus Großbritannien, sondern auch für über 30 andere Länder, darunter Deutschland, eingeführt.

Emotional betrachtet ist dies nachvollziehbar, insbesondere da im Jahr 2022 sieben der zehn Länder mit der höchsten Visa-Ablehnungsquote im europäischen Schengen-Raum auf dem afrikanischen Kontinent lagen. Dies führt dazu, dass das politische Versprechen der Begegnung „auf Augenhöhe“ als Hohn empfunden wird. Der aktuelle Skandal um den nordrhein-westfälischen AfD-Landtagsabgeordneten Sven Tritschler, der einen Kranz mit den deutschen Farben am Grab eines Anführers aus der deutschen Kolonialzeit in Namibia niederlegte, während Deutschland um ein Aussöhnungsabkommen zum Völkermord an den Herero und Nama ringt, ist ebenfalls wenig hilfreich.

Von wirtschaftlicher Seite betrachtet ist die Situation weniger eindeutig. Viele asiatische Länder haben eine ähnliche scheinbar ungerechte Visumregelung, gehen jedoch pragmatisch damit um, da sie wissen, dass visafreie Einreisen dringend benötigte Arbeitsplätze schaffen. Der Tourismussektor, der in Namibia immerhin sechs Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt, ist betroffen. Die Regierung kann die geringeren Einnahmen aus dem Tourismus möglicherweise durch die zusätzlichen Visa-Gebühren ausgleichen, die Branche selbst jedoch nicht.