Cyril Ramaphosa schwenkte gleich zu Beginn die weiße Fahne. Man sei nach Washington gekommen, um die Beziehung der beiden Länder neu aufzusetzen, sagte der Präsident Südafrikas im Oval Office, gerade mit Blick auf den Handel. Als Geschenk für den golfbegeisterten Gastgeber Donald Trump hatte Ramaphosa ein 14 Kilogramm schweres Buch über Südafrikas Golfplätze dabei. Doch der amerikanische Präsident hatte am Mittwoch eine ganz besondere Show vorgesehen, die sich auf das aktuell heikelste Thema zwischen den beiden Ländern bezog.
Gleich zu Beginn behauptete Trump mehrmals, Tausende weiße Farmer flöhen vor Verfolgung aus Südafrika. Es gebe „enorme Beschwerden“ über die Lage und man werde über die „vielen schlimmen Dinge“ sprechen müssen, die dort passierten. Widerspruch von Ramaphosa ließ er nicht zu: „Wir kennen Tausende Geschichten, wir haben Dokumentarfilme, Nachrichten.“
Ramaphosa wollte noch etwas erwidern, da wurde plötzlich das Licht im Oval Office gedimmt. Auf einem Fernseher spielten Videos populistischer Oppositionsführer, die zu Morden an Weißen aufrufen, und die Schwarze zeigten, die bei den Ansprachen tanzen. Ramaphosa wandte sich im Halbdunkeln zunächst noch an Trump, doch der war auf den Bildschirm fixiert. Der südafrikanische Präsident wiederum wandte sich während der minutenlangen Präsentation ab.
Am Ende zeigte eine Drohnenaufnahme eine von weißen Kreuzen gesäumte Straße, von der Trump anschließend behauptete, sie alle stünden für ermordete weiße Farmer. Es handele sich um mehr als hundert Gräber. Als Ramaphosa fragte, wo das sein solle, weil er das noch nie gesehen habe, wusste Trump keine Details. „Aber es ist in Südafrika.“ Nach Angaben des südafrikanischen Mediums News24 handelte es sich dabei um ein Video, das seit 2020 ohne Ortsangabe in den sozialen Medien verbreitet wird. Vermutlich stammt es von einer Protestaktion, um auf die Kriminalität in ländlichen Gebieten und die Angriffe auf Farmer aufmerksam zu machen.
Die gezeigten Männer seien Mitglieder von Oppositionsparteien, deren Ansichten nicht der Haltung der Regierung entsprächen, sagte er. Es gebe in Südafrika ein Mehrparteiensystem und eine Verfassung, die es den Leuten erlaubten, ihre Meinung offen zum Ausdruck zu bringen. „Sie gehören einer kleinen Minderheit an“, hob Ramaphosa hervor.
Trump schien im Oval Office am Mittwoch nicht daran interessiert, andere Themen zu besprechen. Meistens gehe es bei solchen Begegnungen ja um Handelsfragen, sagte er, doch dies sei ein Treffen „der besonderen Art“. Auf dem Kieker hatte der amerikanische Präsident an diesem Tag auch wieder einmal die traditionellen Medien. „Das sind alles Tote“, behauptete er. Was in Südafrika vor sich gehe sei „schwierig zu rechtfertigen“.
Der südafrikanische Agrarminister und langjährige Vorsitzende der größten Oppositionspartei, John Steenhuisen, versuchte zu beschwichtigen. Niemand wolle schönreden, dass es ein Sicherheitsproblem gebe, und gerade er kämpfe gegen Angriffe auf Farmer. Doch bei den Hetzern handele es sich um zwei Oppositionelle, wegen der sich seine frühere Oppositionspartei mit der Ramaphosas verbündet habe – „um diese Leute von der Macht fernzuhalten“. Deswegen brauche man die Unterstützung der internationalen Partner.
Warum man die Männer dann nicht einfach festnehme, fragte Trump. Am Mittwoch auf den Begriff des Genozids angesprochen, sagte Trump, er habe sich dazu noch keine Meinung gebildet. Er versuche nur Lebens zu retten, „egal wo“.