news-09082024-210852

Hamburg. Das WTA-Turnier der 125er-Kategorie war aus der Not geboren, soll aber die Basis für die Zukunft eines etablierten Damen-Turniers sein.
Ein Aufschrei der Freude und Erleichterung, die Hand energisch zur Faust geballt – Tennisspielerin Anna Bondar (27) feierte ihren Finaleinzug beim WTA-125er-Turnier auf der Anlage des Club an der Alster am Rothenbaum. Mit 6:1, 3:6, 6:4 setzte sich die Ungarin im ersten Halbfinale gegen Olga Danilovic (23) aus Serbien durch. „Es war ein sehr hartes Match, vor allem mental, eine Achterbahnfahrt, bei der wir beide unsere Chancen hatten“, sagte Bondar,. die am Donnerstag im Viertelfinale von der Oberschenkelverletzung der Hamburgerin Eva Lys (22) profitiert hatte, die beim Stand von 0:6 aus ihrer Sicht aufgeben musste. Tennis: Finale Bondar gegen Titelverteidigerin Rus Ihre Gegnerin an diesem Sonnabend ab 13.30 Uhr wird Titelverteidigerin Arantxa Rus (33). Die Niederländerin bezwang im zweiten Halbfinale Elena-Gabriela Ruse (26, Rumänien) durch, die Siegerin von 2021. Rus gewann 6:4, 6:3. Für Sandra Reichel (53) endet mit dem Finale eine emotional schwierige Zeit – und gleichzeitig beginnt schon der Blick in die Zukunft. Damentennis ist für die Turnierdirektorin zwar auch, aber keinesfalls nur ein Geschäft.
Tennis: Mit dem Einstieg von Tennium waren die Damen raus Sondern eine Herzensangelegenheit. „Wir dürfen die Frauen nicht fallen lassen“, sagte sie im Gespräch mit dem Abendblatt, „die Präsenz in Hamburg ist mir wichtig, das ist auch eine emotionale Sache.“
2021 hatte sie mit der Agentur Matchmaker mit ihrem Vater Peter-Michael Reichel als Lizenzinhaber eines 250er-Turniers der WTA-Tour die Damen zurück an den Rothenbaum gebracht. 2022 und 2023 gab es ein kombiniertes Turnier mit den Herren der ATP-Tour, das die Reichels auch ausrichteten. Bis sich der Deutsche Tennis-Bund (DTB) entschied, ab diesem Jahr das Herrenturnier von der spanischen Agentur Tennium veranstalten zu lassen. Die Damen waren damit raus. 125er-Turnier war nur eine Zwischenlösung Für Reichel war das eine bittere Pille, „aber ich schaue immer nach vorne“. Und so besprach sie mit ihren Partnern die Möglichkeiten, auch weiterhin ein Damenturnier in Hamburg zu halten. Es gab Probleme mit dem Termin wegen der Olympischen Spiele, dem Stadion, die Idee, im Stadtpark zu spielen, ließ sich nicht umsetzen. Schließlich blieb nur die „kleine Lösung“ eines 125er-Turniers, was der Challengertour bei den Männern entspricht. Aber egal, besser als nichts. Vier Hamburgerinnen mit einem Heimspiel Dass das Zuschauerinteresse bei dem kleineren Turnier in diesem Jahr eher überschaubar war, vor allem während der Woche, war Reichel klar. Dennoch waren täglich rund 1000 Tennisfans im Stadion. Immerhin waren die vier Spielerinnen des Clubs an der Alster, Tamara Korpatsch, Noma Noha Akugue, Eva Lys und Ella Seidel, am Start.
„Das war mir wichtig, wir machen das auch für die Hamburgerinnen“, sagte Reichel, „sie haben zum Teil ihre Pläne geändert, um hier dabei zu sein.“ Die Spielerinnen vom Club an der Alster haben sicherlich ihren Teil dazu beigetragen, dass auch Bekannte und Freundinnen auf die Anlage kamen. Natürlich gab es auf dem riesigen Center Court viele leere Plätze, aber die, die da waren, machten Stimmung. Überlegungen, nur auf den Plätzen M1 und M2 zu spielen, verwarfen die Turnierverantwortlichen recht schnell wieder. Die Sportlerinnen sollten sich ernst genommen fühlen, und dazu gehört auch das Spielen im großen Stadion. So war es eben auch ein Heimspiel, ein wichtiges lokales Event. „Die Tennis-Verbände von Hamburg und Schleswig-Holstein, die Stadt und Alexander Otto, alle wollten, dass die Damen bleiben“, sagt Reichel. „Konstanz“, sei entscheidend, ein Aussetzen des Turniers „wäre auch emotional für mich schwierig geworden“, sagte sie, deren Familie auch finanziell in die mit 100.000 Euro Preisgeld dotierte Veranstaltung investierte.
Wichtige Unterstützung von Alexander Otto Auch Otto unterstützte mit seinem Unternehmen ECE als Titelsponsor und ermöglichte damit die Ausrichtung des 125er-Turniers ganz wesentlich. Auch „Sideevents“ wie den Kids Cup und die Aktion „Tennis für alle“, bei der Vereine aus dem Behindertensport von der Alexander-Otto-Sportstiftung eingeladen wurden, waren Reichel wichtig. Gespräche über eine Fortsetzung der Titelsponsorschaft für das kommende Jahr laufen bereits, wenn es wieder ein „richtiges“ WTA-Turnier der 250er-Kategorie ist. Reichel hofft auf eine Einigung.
Der Termin steht bereits fest: Zwischen dem 14. und 20. Juli 2025 wird gespielt, das ist wieder nach Wimbledon und vor der US-Hartplatzsaison. „Ich bin glücklich mit diesem Termin“, sagt Sandra Reichel, „der hat sich in Hamburg etabliert, im Sommer spielen die Damen Tennis.“ Und zwar allein – dass die Herren auf einen neuen Termin im Mai vor den French Open ausweichen, ist keinesfalls ein Nachteil für die Aufmerksamkeit. Denn für die ehemalige Tourspielerin Sandra Reichel ist die Entwicklung von Damen-Tennis eine Herzensangelegenheit. „Bei den Sponsorengeldern liegen Damen- und Herrenturnieren noch sehr weit auseinander, aber ich bin überzeugt, wir können das ändern, haben aber noch einen langen Weg zu gehen“, sagt Sandra Reichel, „und wir wollen das Damenturnier in Hamburg für die Zukunft fest etablieren.“
Die vergangene Woche soll dafür ein erster Schritt gewesen sein. Ein kleiner zwar, aber ein Schritt.