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Streitkultur in Deutschland: Die Kunst des Kompromisses

Die Unfähigkeit zum Kompromiss

In Deutschland herrscht Wahlkampf, und die Parteien predigen ihre reinen Lehren. Doch was passiert nach den Wahlen, wenn mindestens zwei oder sogar drei Parteien zusammenkommen müssen, um Kompromisse zu finden? Warum sind drei Parteien aus der politischen Mitte nicht in der Lage, das Verbindende zu finden? Diese Fragen sollten nicht so schnell in Vergessenheit geraten.

Es liegt nicht nur am Starrsinn der Beteiligten, dass Kompromisse ausbleiben. Die gesellschaftliche Stimmung spielt eine entscheidende Rolle. Die Gewählten scheuen den Kompromiss, da sie annehmen, dass die Wähler selbst unfähig dazu sind und ihn daher nicht honorieren würden. Doch ist die Unfähigkeit zum Kompromiss nicht nur in der Politik präsent, sondern auch in der Gesellschaft selbst, wo Meinungen als Wahrheiten angesehen werden und Verständigung als unmöglich gilt.

Die Polarisierung verstärkt sich

Die Polarisierung wird durch den aufkommenden Populismus verstärkt, der alle anderen als Totalversager beschimpft. Diese Art der Auseinandersetzung führt zu immer weiterer Entfremdung und hat auch die anderen Parteien erfasst. Themen, die eigentlich verhandelbar wären, werden moralisch aufgeladen und zu Grundübeln des Landes erklärt.

Es kommt immer seltener zu einer Synthese in den politischen Diskussionen, da die moderne Öffentlichkeit mehr mit Pro-und-Contra-Bullshit konfrontiert wird, als mit konstruktiven Diskussionen. Die sozialen Medien verstärken diese Tendenz, indem sie eine verzerrte Realität abbilden und die Timeline das Bewusstsein bestimmt.

Die Grundlage für eine gute Debatte

Es geht verloren, dass am Anfang jeder Debatte die Annahme stehen sollte, dass alle irgendwie recht haben. Es gibt plausible Argumente für beide Seiten, und die Entscheidung, welcher Seite man mehr Bedeutung beimisst, hängt von individuellen Erfahrungen und Überzeugungen ab. Der Dissens sollte nicht das Ende einer Debatte sein, sondern ihr Anfang.

In einer Zeit, in der die Gesellschaft von Großkonflikten geprägt ist, könnte die Akzeptanz, dass das Gegenüber nicht komplett falschliegt, bereits eine gute Gesprächsgrundlage schaffen, sei es am Küchentisch oder im Kabinett. Es ist nicht die Zauberformel zur Lösung aller Probleme, aber die Bereitschaft, den Standpunkt des anderen zu verstehen, kann der erste Schritt zu einem besseren Miteinander sein.