Russland Aserbaidschan: Putin besucht Alijev
Der russische Präsident Vladimir Putin hat sich entschieden, persönlich nach Aserbaidschan zu reisen, um sich mit dem aserbaidschanischen Präsidenten Aliyev zu treffen. Normalerweise empfängt Putin seine Amtskollegen aus den ehemaligen Sowjetrepubliken lieber in Moskau, aber dieses Mal ist er selbst der Gast in Baku. Trotz eines Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs kann Putin gefahrlos reisen, was die Bedeutung des Treffens mit Alijew unterstreicht.
Die Reise Putins nach Aserbaidschan ist besonders bemerkenswert aufgrund des Zeitpunkts. Während in der Region Kursk weiterhin Kämpfe stattfinden und ukrainische Truppen auf russischem Gebiet aktiv sind, hält Putin dennoch an seinen Reiseplänen fest. Dies könnte ein Signal an die Öffentlichkeit sein, dass alles unter Kontrolle ist und das Geschäft wie gewohnt weiterläuft.
Ein Hauptthema der Gespräche zwischen Putin und Alijew könnte das Gas sein. Russland versucht seit einiger Zeit, sein Gas über Aserbaidschan nach Europa zu bringen. Mit dem auslaufenden Vertrag für den Gastransit durch die Ukraine könnte ein beträchtlicher Teil der Gasexporte von Russland gen Westen wegfallen. Es wird spekuliert, dass Aserbaidschan eine Alternative für Gasimporte sein könnte, da das Land an die russischen Pipelines angeschlossen ist und sein Gas über Russland und die Ukraine nach Europa liefern könnte.
Experten bezweifeln jedoch, ob Aserbaidschan kurzfristig genügend zusätzliche Gasmengen bereitstellen kann, um den russischen Part zu ersetzen. Es wird befürchtet, dass es zu einem Etikettenschwindel kommen könnte, da Aserbaidschan bereits russisches Gas importiert und dieses möglicherweise einfach nach Europa re-exportieren würde. Russische Wirtschaftsanalysten wie Michail Krutichin betonen, dass es immer noch russisches Gas sein wird, nicht aserbaidschanisches, da Aserbaidschan nicht über ausreichend Gasreserven verfügt.
Trotz dieser Unsicherheiten scheint es, dass sowohl Russland als auch Aserbaidschan ein Interesse daran haben, dass der Gasfluss gen Westen nicht versiegt. Gazprom, der staatliche russische Energiekonzern, hat in diesem Jahr erstmals seit 1999 Verluste eingefahren, was die Bedeutung des Gasgeschäfts für den Kreml unterstreicht.
Die Europäische Union ist seit 2022 dabei, ihre Gasimporte aus Aserbaidschan zu erhöhen, um unabhängiger von russischem Gas zu werden. Bisher hat die EU sich jedoch nicht zu möglichen Verhandlungen über Gaslieferungen aus Aserbaidschan geäußert. Ukrainische Vertreter signalisieren jedoch Interesse daran, Gas aus Aserbaidschan in ihre Leitungen einzuspeisen.
Es wird auch berichtet, dass Parlamentarier im Europarat möglicherweise vom aserbaidschanischen Regime bestochen wurden, um Entscheidungen zugunsten Aserbaidschans zu beeinflussen. Dies wirft weitere Fragen über die Transparenz und Integrität der Beziehungen zwischen Aserbaidschan und Europa auf.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass Putins Besuch in Aserbaidschan nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich von großer Bedeutung ist. Die Gespräche über Gaslieferungen und die mögliche Rolle Aserbaidschans als Alternative für den Gastransit durch die Ukraine könnten weitreichende Auswirkungen auf die Energieversorgung in Europa haben. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Beziehungen zwischen Russland, Aserbaidschan und der EU in Zukunft entwickeln werden.