Wer am Freitagabend beim Grünen-Parteitag zuhören wollte, was Robert Habeck zu sagen hatte, musste zuerst viele andere Reden anhören. Insgesamt dauerten sie vier Stunden. Die Rede begann um 21:25 Uhr mit Erinnerungen an den 9. November 1989 und zog schnell eine Linie zum Kampf der Ukraine um ein Leben in Frieden und Freiheit. Habeck betonte, dass Werte alleine nicht ausreichen, um Freiheit zu gewährleisten. Er warnte davor, dass autokratische Regime eine Bedrohung für demokratische Werte darstellen. Europa und Deutschland müssen sich darauf vorbereiten.
Habeck sprach auch über die Bedeutung von Integration und sozialen Werten und betonte, dass dies nur in der Grünen Halle möglich sei. Er endete seine Rede nach zehn Minuten unter starkem Applaus. Vor anderthalb Wochen hatte Habeck in einem Werbefilm Andeutungen über eine mögliche Kanzlerkandidatur gemacht. Am Freitag präsentierte er erneut eine Bewerbung, auch als Kanzler.
Seine Kollegin Annalena Baerbock sprach vor Habeck und betonte die Verantwortung der Grünen, den Menschen Sicherheit zu geben. Sie warnte davor, dass Feinde des Fortschritts und der Freiheit mit der Verunsicherung der Menschen spielen. Baerbock rief dazu auf, Deutschland in stürmischen Zeiten zu stärken und nicht schlecht zu reden. Sie betonte die Bedeutung eines starken sozialen Staates als Schutz vor äußeren Bedrohungen.
Die Delegierten diskutierten auch über Anträge zur Reichensteuer und zur Migrationspolitik. Baerbock verteidigte Kompromisse in der Koalition und betonte, dass Humanität und Ordnung zusammengehören. Die Grünen bereiten sich auf die Bundestagswahl vor und Habeck soll als Kanzlerkandidat nominiert werden. Die Partei hat in den Umfragen derzeit zwischen zehn und zwölf Prozent Zustimmung.
Die Delegierten werden ermutigt, sich für die kommenden Wahlen zu engagieren. Die Partei verzeichnet einen Anstieg der Mitglieder und Spenden für den Wahlkampf. Die Debatte am Freitagabend legte bereits die Grundlage für das zukünftige Wahlprogramm. Die Grünen wollen sich für die Verteidigung Europas einsetzen und die Ukraine unterstützen. Baerbock forderte die Bereitstellung weitreichender Waffensysteme für die Ukraine, während Bundeskanzler Olaf Scholz dies ablehnte. Die politischen Prioritäten für die kommenden Jahre werden auf die Verteidigungsfähigkeit und die Souveränität Europas gesetzt.