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Wie lange soll dieser Streit noch dauern? Während des Staatsbesuchs des Bundespräsidenten in Athen wurde sofort eine Forderung nach Reparationszahlungen vorgelegt. Die genaue Summe wurde nicht genannt. Im Jahr 2019 hatte das griechische Parlament jedoch die deutsche Schuld an den Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs betont und von 400 Milliarden Euro gesprochen. Bundespräsident Steinmeier war überrascht von diesen Vorwürfen und wies darauf hin, dass Deutschland die Reparationsfrage als abgeschlossen betrachtet, aber dennoch zu seiner historischen und moralischen Verantwortung steht.

Aber anscheinend hat dieses Bekenntnis bisher nicht ausgereicht. Die deutsche Haltung hat bisher auch in Polen und Italien nicht zu einem endgültigen Frieden geführt. Obwohl das Ausmaß der deutschen Vernichtungs- und Besatzungspolitik sowie die Beteiligung der Wehrmacht daran erst nach und nach aufgearbeitet wurden, bleibt die Frage, wie man Wiedergutmachung leisten kann. Abgesehen von der individuellen Verfolgung der Täter und konkreten Hilfeleistungen für die Opfer gibt es zweifellos eine völkerrechtliche Verantwortung, die auf Deutschland als Staat fällt. Aber die Frage nach Reparationszahlungen wurde bereits geklärt und hat heute keinen Platz mehr.

Wer heute noch Forderungen für historisches Unrecht stellt, müsste auch mit Gegenforderungen rechnen. Obwohl man nicht gegeneinander aufrechnen sollte, sind Verbrechen an Deutschen genauso verwerflich. Die Vertreibung und Ermordung von Millionen, der Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung, die Misshandlung von Kriegsgefangenen und der Verlust eines Viertels des Staatsgebiets – all das lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken. Die europäische Einigung steht nicht für einen Schlussstrich, sondern für einen gemeinsamen Neubeginn, der nicht durch immer wieder aufkommende alte Forderungen belastet sein sollte.