Innenministerin Faeser plant als Reaktion auf steigende Messergewalt eine Verschärfung des Waffenrechts und Umgangsverbote.
Die Zahl der Messerangriffe in Deutschland steigt an – und damit auch der Druck auf die Politik, eine passende Antwort auf diese Art der Gewalt in der Gesellschaft zu finden. So zeigt der Blick auf die Zahlen: Allein im vergangenen Jahr kam es laut Polizeistatistik zu 8.951 Messerangriffen im Zusammenhang mit gefährlicher und schwerer Körperverletzung. Ein Jahr zuvor waren es noch 8.160 Fälle. Zählt man Raubdelikte mit Messer hinzu, stehen für das Jahr 2023 unter dem Strich 13.844 Messerangriffe.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) will den „Umgang mit Messern im öffentlichen Raum“ daher nun einschränken. Und Kommunen sollen mehr Waffenverbotszonen einführen.
Messer sollen nur noch bis zu einer Klingenlänge von sechs statt bisher zwölf Zentimetern in der Öffentlichkeit mit sich geführt werden dürfen. Ausnahmen gelten zum Beispiel für Haushaltsmesser in geschlossenen Behältnissen nach dem Kauf. Gefährliche Springmesser sollen mit einem Umgangsverbot belegt werden. Kommunen sollen mehr Waffenverbotszonen verhängen.
Der Kriminologe Dirk Baier von der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften forscht zu Messerattacken. Er erklärt mögliche Ursachen für den Anstieg der Fälle, was Täter gemeinsam haben und wo er Lösungsansätze sieht.
Dirk Baier erklärt, dass die Zunahme von Gewaltkriminalität in der bundesdeutschen Gesellschaft generell ein Problem darstellt. Er führt an, dass soziale Ungleichheit und ein Wiederaufleben von Männlichkeitsorientierungen mögliche Gründe für den Anstieg von Messerkriminalität sein könnten. Laut Baier tragen vor allem junge Männer Messer als Symbol für Stärke und Dominanz.
Der Kriminologe betont, dass Personen, die zu Messerangriffen neigen, oft schlechter integriert sind und Anerkennungsdefizite haben. Baier warnt davor, Täter anhand ihrer Staatsangehörigkeit zu beurteilen und schlägt vor, den Zugang zu Messern zu erschweren und soziale Kompetenzen in Schulen zu fördern.
Zusätzlich zu den vorgeschlagenen Maßnahmen zur Einschränkung von Messergewalt, betont Baier die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen, die den Zugang zu Messern erschweren und soziale Kompetenzen wie Empathie und Konfliktlösungsfähigkeiten stärken. Er betont, dass eine rein abschreckende Wirkung von Maßnahmen zur Kriminalitätsbekämpfung oft nicht ausreicht. Baier empfiehlt daher eine ganzheitliche Herangehensweise, um das Problem der Messergewalt langfristig zu lösen.