Das Bundeskabinett hat kürzlich ein neues Gesetz zur Prävention von Herzerkrankungen beschlossen, das darauf abzielt, die Früherkennung und Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verbessern. Das „Gesunde-Herz-Gesetz“, das von Gesundheitsminister Karl Lauterbach initiiert wurde, sieht zusätzliche Maßnahmen zur Vorsorge und Früherkennung auf Kosten der Krankenkassen vor.
Verbesserte Früherkennung und Vorsorge
Der Gesetzentwurf beinhaltet regelmäßige Check-ups auf Risikofaktoren im Alter von 25, 40 und 50 Jahren sowie zusätzliche Früherkennungsuntersuchungen im Kinder- und Jugendalter, insbesondere im Hinblick auf erblich bedingte Fettstoffwechselerkrankungen. Eine höhere Teilnahmequote an der Jugendgesundheitsuntersuchung J1 ist ebenfalls geplant, um eine frühzeitige Erkennung von Risikofaktoren zu ermöglichen. Darüber hinaus sollen medikamentöse Therapien, wie die Verwendung von Lipidsenkern bei Fettstoffwechselstörungen, früher und häufiger eingesetzt werden. Minister Lauterbach strebt einen gesetzlichen Anspruch auf solche Lipidsenker an, um die Behandlung von Risikopatienten zu verbessern.
Maßnahmen zur Lebensstiländerung
Zusätzlich zu den medizinischen Maßnahmen plant das Gesetz, dass Krankenkassen mehr Angebote zur Rauchentwöhnung übernehmen und Ärzte leichter Cholesterinsenker verordnen können. Gesundheitsminister Lauterbach betonte die Bedeutung einer Anpassung des Lebensstils, um die Gesundheit des Herzens zu schützen. Er forderte die Bürger auf, sich mehr zu bewegen und bewusster zu ernähren, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.
Bekämpfung vererbter Risikofaktoren
Ein weiterer Schwerpunkt des Gesetzes liegt auf der frühzeitigen Erkennung und Bekämpfung vererbter Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Minister Lauterbach betonte, dass durch das „Gesunde-Herz-Gesetz“ die Grundlagen geschaffen werden, um die Lebenserwartung und Lebensqualität in Deutschland signifikant zu verbessern. Mit dem Ziel, die hohe Sterblichkeitsrate aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren, sollen durch das Gesetz präventive Maßnahmen verstärkt und gezielte Behandlungen ermöglicht werden.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache und verantwortlich für rund ein Drittel aller Todesfälle. Im Jahr 2023 starben laut Statistischem Bundesamt etwa 348.000 Menschen an diesen Erkrankungen. Minister Lauterbach verweist auf Studien, die zeigen, dass bis zu 70 Prozent der Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch einen ungesunden Lebensstil verursacht werden, wie beispielsweise ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum. Die Kosten für das Gesundheitssystem in Deutschland aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beliefen sich im Jahr 2020 auf fast 57 Milliarden Euro.
Kritik von AOK-Krankenkasse
Die AOK-Krankenkasse äußerte scharfe Kritik am neuen Gesetz und warnte vor hohen Zusatzkosten für die Gesetzliche Krankenversicherung. Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, bemängelte, dass die vorgesehenen Maßnahmen nicht zur Verbesserung der Herzgesundheit beitragen, sondern die finanzielle Lage der Krankenkassen verschärfen würden. Sie forderte die Koalition auf, das Gesetz komplett zu überdenken und anzupassen.
Besonders kritisiert wurde das im Gesetz vorgesehene flächendeckende Screening von Kindern und Jugendlichen zur Früherkennung von Fettstoffwechselstörungen. Reimann zweifelte an dem wissenschaftlichen Nutzen eines solchen Screenings und warnte vor den hohen Kosten, die die Gesetzliche Krankenversicherung tragen müsste. Die Ausweitung des Screenings könnte laut AOK pro Jahr Zusatzkosten in Höhe von 3,8 Milliarden Euro verursachen.
Insgesamt soll das „Gesunde-Herz-Gesetz“ dazu beitragen, die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland zu stärken und die Lebensqualität der Bevölkerung zu verbessern. Minister Lauterbach betonte die Bedeutung einer ganzheitlichen Strategie, die sowohl medizinische Maßnahmen als auch eine Änderung des Lebensstils umfasst, um die Gesundheit des Herzens zu schützen. Mit dem neuen Gesetz wird ein wichtiger Schritt in Richtung einer gesünderen Gesellschaft getan, um die hohe Belastung durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren und die Lebenserwartung der Menschen zu erhöhen.