Lizzie Doron ist Schriftstellerin und lebt in Tel Aviv. Seit einem Jahr herrscht Krieg. Sie schreibt unermüdlich und sieht das Schreiben als Ort der Freiheit. Alle Themen in ihren Texten handeln von der neuen Realität seit dem 7. Oktober vor einem Jahr. Ihr tägliches Leben hat sich grundlegend verändert. Der Schutzraum ist der wichtigste Raum in ihrem Zuhause geworden. Sie hat dort sogar Blumen aufgestellt, da sie viel Zeit darin verbringt. Ihr neues Leben in Israel ist von Angst und Unsicherheit geprägt. Die Beziehungen zu Freunden und Bekannten haben sich geändert, da sie radikal andere Ansichten haben.
Im Krieg scheint der offene Diskurs zu sterben, da in Israel politisch keine Graustufen mehr existieren. Es geht nur noch um Sieg und Rache. Die Autorin fühlt sich entfremdet von ihrem Land und bezeichnet sich als staatenlosen mentalen Flüchtling. Sie hat keine Familie mehr in Israel und fühlt sich keiner Verbindung mehr zu dem Land. Trotzdem fühlt sie sich den Menschen in Israel verpflichtet und möchte ihnen mit ihren Worten helfen.
Die Autorin hat sich immer für die Rechte von Palästinensern eingesetzt, hat aber keinen Kontakt zu Menschen in Gaza. Die Lage ist komplex und viele Menschen haben keine Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft mehr. Sie kritisiert die israelische Regierung scharf und ist der Meinung, dass Deutschland kritischer mit dem Vorgehen Israels umgehen sollte. Sie wünscht sich, dass die deutsche Regierung für die liberalen Israelis spricht, die heute isoliert sind.
Der Krieg im Nahen Osten eskaliert immer weiter und die Autorin fürchtet, dass es noch lange so weitergehen wird. Der Wunsch nach einem Sieg ist auf allen Seiten zu einer Sucht geworden. Sie möchte nicht, dass Israel den Krieg verliert, aber auch nicht, dass die Regierung unter Netanjahu gewinnt. Es ist ein rassistischer Konflikt, bei dem es darum geht, wer besser ist: Juden oder Araber.
Lizzie Dorons neues Buch „Wir spielen Alltag. Leben in Israel nach dem 7. Oktober“ erscheint am 17. April 2025 bei dtv.