Ein Jahr vor der Bundestagswahl hat die Kanzlerpartei SPD keinen Generalsekretär mehr. Kevin Kühnert, der für die Kampagne des Kanzlerkandidaten verantwortlich ist, ist am Montag von seinem Amt zurückgetreten. Er gab gesundheitliche Gründe an und wird auch nicht mehr für den Bundestag in seinem Berliner Wahlkreis kandidieren. In einem Brief an die Parteimitglieder kündigte der 35-jährige Sozialdemokrat seinen Rücktritt an. Es wird gesagt, dass Kühnert sich nun vollständig seiner Genesung widmen wird.
Es wurde schon länger spekuliert, dass Kühnert zurücktreten könnte, aber aus anderen Gründen. Die SPD hatte bei den letzten Wahlen schlechte Ergebnisse erzielt, und Kühnert wurde dafür verantwortlich gemacht. Seine Postings auf den Social-Media-Kanälen der Partei hatten für Irritationen gesorgt, insbesondere eine, in der eine migrantische Familie einer traditionellen Familie gegenübergestellt wurde.
Kühnert hatte Rücktrittsforderungen immer abgelehnt und betont, dass er gewählt wurde und eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Nun muss er jedoch aus gesundheitlichen Gründen vorübergehend seine politische Karriere beenden. Seine Kollegen in der SPD beschreiben ihn als talentierten, cleveren und taktisch klugen Politiker, auch wenn sie nicht immer mit seinen Ansichten übereinstimmten.
Seine politische Karriere begann im November 2017, als er zum Juso-Vorsitzenden gewählt wurde. Er mobilisierte viele Parteimitglieder und wurde zu einem Politiker, an dem man in der Partei nicht mehr vorbeikam. Zusammen mit den Jusos half er Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans zum Parteivorsitz, was letztendlich zur Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz führte.
Kühnert wurde Generalsekretär der SPD und arbeitete eng mit Scholz zusammen. Seine Wiederwahl mit 92 Prozent der Delegiertenstimmen zeigte seine Beliebtheit in der Partei. Allerdings wurde kritisiert, dass er nicht die Breite der Volkspartei SPD repräsentieren konnte. Sein Freund Lars Klingbeil, der jetzige Parteichef, übernahm mehr Verantwortung für den Wahlkampf.
Der Rücktritt von Kühnert stärkt die Rolle von Klingbeil in der SPD. Es bleibt abzuwarten, wer Kühnert nachfolgen wird und wie sich die Partei auf die bevorstehende Bundestagswahl vorbereiten wird. Die Entscheidung von Kühnert, sich seiner Genesung zu widmen, zeigt seinen Einsatz für die Partei und sein Verantwortungsbewusstsein.