Forderung nach Fortsetzung der Waffenruhe im Gazastreifen
Die Situation im Gazastreifen ist derzeit an einem kritischen Punkt angelangt, da Israel beschlossen hat, vorerst keine Hilfslieferungen mehr in das Gebiet zu senden. Dieser Schritt erfolgt in einem Versuch, die Hamas dazu zu zwingen, die Waffenruhe um weitere fünfzig Tage zu verlängern und die restlichen Geiseln freizulassen, die am 7. Oktober entführt wurden. Diese Entscheidung von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wurde am Rande einer Kabinettssitzung bekannt gegeben.
Die Feuerpause zwischen Israel und der Hamas wurde bisher als Erfolg gewertet, da in den letzten sechs Wochen 30 Geiseln freigelassen wurden, während acht tote Geiseln übergeben wurden. Zusätzlich konnten rund 600.000 Menschen in den nördlichen Teil des Gazastreifens zurückkehren, der zuvor weitgehend zerstört war. Etwa 600 Lkw-Ladungen mit Hilfsgütern passierten täglich die Grenze, was zu einer Verbesserung der Verfügbarkeit und Verteilung von Nahrungsmitteln führte.
Chris Whitman, Büroleiter der Hilfsorganisation Medico International in Ramallah, betont die Bedeutung dieser Hilfslieferungen für die Bevölkerung im Gazastreifen. Er berichtet von Fortschritten bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln, weist jedoch darauf hin, dass Israel sich nicht an alle Vereinbarungen der Waffenruhe gehalten hat. Insbesondere fehlen Zelte, Wohncontainer und schweres Gerät zur Trümmerbeseitigung sowie zur Reparatur von Wasserleitungen.
Die Palästinensische Autonomiebehörde versucht ihrerseits, Einfluss in Gaza zu gewinnen, um die Regierungsverantwortung zu übernehmen. Ministerin Sameh Hammad stellt jedoch fest, dass ihr Einfluss begrenzt ist und es Schwierigkeiten bei der Bereitstellung von Unterkünften für die Bevölkerung gibt. Trotz des Engagements ihres Teams konnten bisher nur ein Bruchteil der geplanten Maßnahmen umgesetzt werden.
Mit dem Stopp der Hilfslieferungen wird die humanitäre Lage im Gazastreifen voraussichtlich weiter verschlechtern, warnt Chris Whitman von Medico International. Er appelliert an die Bedeutung der Fortsetzung der Waffenruhe und betont die Verantwortung, die Regierungen haben, um das Leiden der Bevölkerung zu lindern.
Die Hamas lehnt eine Verlängerung der Waffenruhe ab, solange nicht über ein endgültiges Ende des Konflikts in Gaza verhandelt wird. Die Hoffnung ruht nun auf möglichen Druck seitens der USA, insbesondere durch den Nahost-Beauftragten von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff, der sich in dieser Woche in der Region aufhält. Die Auswirkungen dieses Drucks sowie die Chancen, das Leiden der Bevölkerung im Gazastreifen zu beenden und die restlichen Geiseln freizubekommen, bleiben jedoch ungewiss.