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Elon Musk: Die Gefahren von Deepfake-Betrug

San Francisco. Wenn Elon Musk ein unwiderstehliches Angebot macht, kann man nur schwer nein sagen. Viele Menschen haben dadurch alles verloren. Für Elon Musk war es eine Blamage, für andere ging es um viel mehr: Als der Tech-Milliardär vergangene Woche beim Versuch scheiterte, den Livestream mit Donald Trump ans Laufen zu kriegen, schlugen die Betrüger sofort zu. Hunderttausende waren durch die technischen Probleme bei X, vormals Twitter, auf Youtube ausgewichen, auf der Suche nach einem Ersatzstream. Und sie glaubten fündig geworden zu sein. Ein vermeintlicher Livestream, scheinbar auf einem offiziellen Tesla-Account, zeigte tatsächlich Elon Musk. Von Trump war zwar nichts zu sehen, dafür versprach Musk einen Deal, der zu schön klang, um wahr zu sein. Im Kern ging es darum: Überweist mir eure Bitcoins, ihr kriegt die doppelte Menge zurück.

Das Problem: Es handelte sich weder um einen Livestream, noch um die tatsächlichen Worte von Elon Musk. Es handelte sich um einen sogenannten Deepfake, ein manipuliertes Video. Mithilfe von künstlicher Intelligenz hatten Betrüger Musks Stimme imitiert und dem 53-Jährigen Worte in den Mund gelegt, die dieser so nie gesagt hatte. Experten sprechen von „Giveaway Scams“, zu deutsch etwa: „Geschenk-Betrug“. Die meisten Menschen werden zwar skeptisch ob der wilden Versprechungen, doch die Reichweite der Betrüger ist so groß, dass ihnen immer wieder Opfer ins Netz gehen.

Das, was da passierte, ist nicht neu. Tausende solcher Videos wurden in den vergangenen Monaten auf sozialen Netzwerken wie Facebook oder eben Video-Plattformen wie Youtube verbreitet. Immer wieder gibt es Berichte über dramatische Einzelschicksale. Menschen, die ihr ganzes Erspartes einfach so hergaben. Und nie kam etwas zurück. Das Geld war weg. Neben dem finanziellen Schaden entsteht dabei häufig auch ein psychischer. Die Opfer werden von der Scham geplagt, auf die Masche hereingefallen zu sein. Häufig suchen sie deswegen zu spät Hilfe. Das Unternehmen Sensity, das solche Deepfakes aufspürt und beobachtet, gab gegenüber der „New York Times“ an, dass in etwa jedem vierten Deepfake Musk als Protagonist zu sehen ist, teilweise werden sogar die Lippenbewegungen von Tools, die auf künstlicher Intelligenz basieren, angepasst. Die Deepfakes, die auf Betrug mit Kryptowährungen abzielen, setzen demnach sogar zu etwa 90 Prozent auf Musk.

Warum ausgerechnet Musk? Der Unternehmer hat um sich einen Personenkult geschaffen, verfügt über eine enorme Reichweite und verbreitet inzwischen teils selbst Verschwörungstheorien. Zudem hat er eine hohe Affinität für Kryptowährungen. Wenn dann plötzlich ein Fake-Musk verkündet, Bitcoins zu verschenken, denken offenbar einige seiner Fans. Klar, wer sonst sollte so einen genialen Einfall haben. Ein Typischer Musk eben. Und dann schnappt die Falle zu.

Lou Steinberg, Gründer der Firma CTM Insights, die auf Cybersicherheit spezialisiert ist, warnt gegenüber der „New York Times“, dass das alles noch schlimmer werden könnte. Die Tools werden immer besser, die Fake-Videos immer realistischer. Und die Betrüger gefährlicher. Das organisierte Verbrechen stecke inzwischen hinter solchen Deepfakes, sagt Steinberg. Auch kriminelle Organisationen hätten eben inzwischen begriffen: „Wir können Geld damit machen.“ Laut einer Deloitte-Untersuchung geht der Schaden jährlich in die Milliarden US-Dollar.

Unangenehm sind diese Betrugsfälle vor allem auch für die Plattformen, die sie ermöglichen. Kritiker sehen Facebook, Youtube und Co. in der Pflicht, gar nicht erst zuzulassen, dass sich solche Deepfakes auf den Portalen verbreiten. Meta, die Firma hinter Facebook, spricht von einem Katz-und-Maus-Spiel. Man würde an automatisierten System arbeiten, die solche Fakes erkennen können. Youtube verweist auf seine Richtlinien und dass Monat für Monat Millionen Videos und Kanäle entfernt und gesperrt werden.

Für die Opfer ist das ein schwacher Trost. Der australische Milliardär Andrew Forrest gehört zwar nicht zu jenen, die durch den Betrug ihr Vermögen verloren haben, dafür wurden Videos, die ihn zeigen, von Betrügern manipuliert und auf Facebook verbreitet. Er hat deswegen eine Zivilklage gegen Meta eingereicht, berichtet die „New York Times“.

Dass Elon Musk ähnliche Schritte unternommen hat, ist nicht bekannt. Er wollte sich in dem Bericht nicht zu dem gigantischen Betrug äußern, der mit seiner Person betrieben wird. Stattdessen postet der X-Besitzer aktuell häufig selbst fakete KI-Videos, die ihn zum Beispiel tanzend mit Donald Trump zeigen. Hergestellt wurden diese mit der X-eigenen KI Grok 2. Elon Musk findet das offenbar witzig. Vielen Betrugsopfern wird das anders gehen.