Edna O’Brien: Irische Skandalautorin stirbt nach Veröffentlichung von „The Country Girls“
Die irische Skandalautorin Edna O’Brien ist im Alter von 93 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Ihr Debütroman „The Country Girls“ sorgte einst in Irland für Aufsehen und führte sogar zu ihrem Eheaus. Der Roman handelt von zwei jungen Frauen, die sich von einem ländlichen Kloster hinein in die Welt von Gefahren und Abenteuern in Dublin begeben. Kritiker störten sich an expliziten Textpassagen über sexuelle Erlebnisse, und der irische Justizminister bezeichnete das Buch als Müll. In O’Briens Heimatstadt wurde der Roman sogar öffentlich verbrannt.
Trotz aller Kontroversen revolutionierte Edna O’Brien die irische Literatur, indem sie das Leben der Frauen und die Komplexität menschlicher Existenz in einer klaren und sparsamen Prosa festhielt. Ihr Werk inspirierte viele nachfolgende Schriftstellerinnen tiefgreifend. Neben „The Country Girls“ veröffentlichte O’Brien mehr als 20 Bücher, die feministische und sozialkritische Themen behandelten. Von den Überlebenskämpfen irischer Frauen bis hin zu politischen Fragestellungen spannte sich ihr Schreibstil.
Geboren in einer streng katholischen Bauernfamilie in der westirischen Region Clare, studierte O’Brien Pharmazie in Dublin, bevor sie sich der Schriftstellerei zuwandte. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den PEN/Nabokov Award für ihr Lebenswerk. Doch nicht nur in der Literaturszene, sondern auch in der Kunst- und Politikwelt war O’Brien präsent. Sie verkehrte mit Berühmtheiten wie Prinzessin Margaret, Marianne Faithfull und Paul McCartney. Sogar im Weißen Haus in Washington speiste sie mit Hillary Clinton und Jack Nicholson zu Abend und pflegte eine Freundschaft zur einstigen First Lady Jacqueline Kennedy.
Edna O’Brien hinterlässt ein vielschichtiges literarisches Erbe, das die Themen Feminismus, Politik und menschliche Existenz umfasst. Trotz kontroverser Reaktionen auf ihre Werke wird sie als eine der größten Schriftstellerinnen ihrer Zeit in Erinnerung bleiben.
