Im Sog der Wall Street
DAX gibt Gewinne wieder ab
Der deutsche Aktienmarkt bleibt volatil und spannend zugleich. Zu Beginn der Woche legt der DAX weiter zu und profitiert von US-Zollhoffnungen. Auch der Ukraine-Krieg könnte für Bewegung sorgen.
Der DAX konnte am Ende des Tages nicht an die freundliche Tendenz vom Vormittag anknüpfen und schloss nur noch leicht im Plus. Der DAX ging bei 22.271 Punkten um 0,13 Prozent höher aus dem Handel, nachdem das Tageshoch noch bei 22.443 Punkten deutlich höher gelegen hatte.
Nach einem hohen Vorwochengewinn von fast fünf Prozent agierten die Anleger im Verlauf wieder etwas vorsichtiger, auch weil die Wall Street keine klare Linie findet. Auch der MDAX der mittelgroßen Unternehmen erreichte nur noch ein Miniplus von 0,05 Prozent auf 28.803 Punkte.
Fragile Zollhoffnungen
Über allem steht weiter der ungewisse Ausgang der von US-Präsident Trump angezettelten globalen Handelskonflikte. Er hatte sich in Sachen China-Zölle zuletzt etwas moderater gegeben, zudem verhandelt Washington derzeit mit vielen Handelspartnern, ohne dass es schon zu konkreten Vereinbarungen gekommen wäre. Bei der bekannten Sprunghaftigkeit des Präsidenten bleibt damit für die Anleger ein latentes Risiko. Aktuell will aber auch niemand abseits stehen, sollte es zu einer Einigung in Sachen Zölle kommen, so dass die Börsen weiter volatil bleiben dürften.
„Mit jedem neuen ‚Tweet‘ des US-Präsidenten Donald Trump könnte die Stimmung an der Börse wieder kippen“, warnt Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets. Vor allem China stellt sich weiter angriffslustig gegen den Mann im Weißen Haus, zeigt ihm die Krallen und lässt ihn abblitzen. Das dürfte Trump sich nicht lange gefallen lassen.
Ukraine im Fokus
Neben dem Dauerthema Zölle rückte heute auch der Ukraine-Krieg in den Fokus. Präsident Trump fordert nach Angaben seiner Sprecherin einen dauerhaften Frieden für das Land, ohne dass er bisher den (im Wahlkampf angekündigten) Durchbruch geschafft hätte. Zuletzt hatte er sich überraschend im Vatikan wieder mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen. Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte derweil, dass er keinen „Diktatfrieden“ für die Ukraine akzeptieren werde.
Berichtssaison gerät in den Hintergrund
Bei so viel Politik geraten die Berichte aus dem Unternehmenssektor derzeit in den Hintergrund, dabei läuft die Berichtssaison für das erste Quartal auf vollen Touren. Am Abend nach Ende des XETRA-Handels legt aus dem DAX der Börsenbetreiber Deutsche Börse seine Ergebnisse vor. Spätestens ab morgen füllt sich der heimische Terminkalender dann zunehmend, u.a mit den Ergebnisausweisen der DAX-Konzerne Adidas, Symrise, Deutsche Bank und Porsche AG. Zudem präsentieren aus der zweiten Reihe Lufthansa und HelloFresh Zahlen.
Wall Street rutscht ins Minus – Zahlenflut voraus
Die US-Börsen sind mittlerweile allesamt ins Minus gerutscht, wobei die Nasdaq stärker nachgibt. Die Tech-Börse gibt damit am Mittag Ortszeit einen Teil ihrer Gewinne vom Freitag wieder ab. Der Leitindex Dow Jones hält sich mit einem Minus von 0,3 Prozent am besten, nachdem er mit Gewinnen in den tage gestartet war. Insgesamt finden die Märkte bisher keine klare Richtung.
Denn die Anleger halten sich zum Wochenstart vor einer Flut von Quartalszahlen der Unternehmen in den kommenden Tagen zurück. Traditionell hat die Berichtssaison der Unternehmen in den USA schon früher begonnen. Auch wichtige Impulse von der Konjunktur stehen auf der Agenda.
„Diese Woche dürfte die erste seit einiger Zeit sein, in der Konjunkturdaten und Unternehmenszahlen mit Nachrichten zum Zollthema konkurrieren“, schrieb Stratege Jim Reid von der Deutschen Bank. Er verweist auf das Bruttoinlandsprodukt am Mittwoch und der Arbeitsmarktbericht am Freitag.
Mit Pfizer, Coca-Cola, Microsoft, McDonald’s, Amazon und Apple warten im Verlauf der Woche etliche Schwergewichte mit ihren Quartalsbilanzen auf. Sie könnten über den weiteren Trend an den US-Börsen entscheiden.
Was macht China?
Im besonderen Fokus der Anleger steht aber natürlich auch weiterhin die Zollpolitik, speziell der Handelsstreit mit China. Die Regierung in Peking hat Aussagen von US-Präsident Donald Trump über ein Telefonat mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping heute zurückgewiesen.
Fakt ist: Ein andauerndes faktisches Handels-Embargo ist für keine Seite tragbar. Doch bislang zögern die beiden großen Kontrahenten China und USA, den ersten Schritt zu machen – dahinter steckt wohl die Furcht, dies könne als Zeichen der Schwäche ausgelegt werden.
Euro etwas höher
Der Euro tendiert bei 1,1402 Dollar am späten Nachmittag wieder etwas höher. Wichtige Konjunkturdaten standen heute nicht auf der Agenda, auch in den USA werden keine marktbewegenden Daten mehr erwartet heute. Im Laufe der Woche dürften aber Wachstums- und Verbraucherpreisdaten aus der Eurozone und aus einzelnen Mitgliedsländern für frische Impulse auch an den Devisenmärkten sorgen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1358 (Freitag: 1,1357) Dollar fest.
Ölmarkt weitet Verluste aus
Die Ölpreise haben ihre Verluste im Verlauf ausgebaut, ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 2,2 Prozent weniger bei 64,45 Dollar.
Dem Ölmarkt fehlt es an klaren Impulsen. Zuletzt hatten Medienberichte über eine mögliche Ausweitung der Fördermenge durch den Ölverbund Opec+ die Ölpreisentwicklung gedämpft. Demnach sei im Juni mit einer ähnlich starken Produktionsanhebung wie im Mai zu rechnen. Die Diskussionen um eine Ausweitung sollen am 5. Mai stattfinden.
Ansonsten beeinflusst auch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump den Ölmarkt. Eine Abschwächung der Weltwirtschaft würde auch die Nachfrage nach Rohöl dämpfen. So hat die regionale US-Notenbank von New York vor einer hohen Rezessionswahrscheinlichkeit in den USA gewarnt. Angesicht der großen Unsicherheit sind die Ölpreise seit Monatsbeginn unter Druck geraten. So hatte der Brent-Preis bei Monatsanfang noch bei rund 75 Dollar gelegen.
Airbus an der DAX-Spitze
Der europäische Flugzeugbauer und DAX-Konzern Airbus übernimmt vom kriselnden US-Zulieferer Spirit Aerosystems mehrere Werke. Der Vertrag sei heute unterzeichnet worden, teilte Airbus mit – vereinbart wurde das Geschäft bereits im Juli 2024. Damals hatte Airbus-Konkurrent Boeing nach einer Pannenserie mitgeteilt, die 2005 abgespaltene Sparte Spirit wieder in den Konzern zu holen.
Da Spirit auch Airbus beliefert, war vereinbart worden, dass der europäische Hersteller die seine Lieferkette betreffenden Werke übernimmt. Im Juli 2024 hieß es, Airbus erhalte dafür 559 Millionen Dollar von Spirit Aerosystems – diese Summe hat sich auf aktuell 439 Millionen Dollar verringert. De facto übernimmt Airbus Werke in den USA, Frankreich, Marokko und Schottland. An der Börse kam der Deal gut an, Airbus-Papiere stiegen rund 2,6 Prozent und standen an der DAX-Spitze.
DHL transportiert wieder hochwertige Sendungen in die USA
Der Logistikriese DHL transportiert mit seiner Express-Sparte wieder Sendungen mit einem Wert von mehr als 800 Dollar in die USA. Der Bonner Konzern hatte die Sendungen angesichts der neuen US-Zölle vorübergehend unterbrochen. Nun habe es aber konstruktive Gespräche mit den US-Behörden über eine Lösung für die Sendungen gegeben, teilte DHL mit.
Merck übernimmt US-Krebsspezialisten Springworks
Der Darmstädter Merck-Konzern schluckt wie erwartet den US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics. Merck zahlt 47 Dollar je Springworks-Aktie. Damit wird der Konzern mit drei Milliarden Euro bewertet. Finanziert wird die Übernahme aus vorhandenen Barmitteln und mit neuem Fremdkapital. Für Merck ist es die größte Übernahme seit Jahren.
Ceconomy-Chef Wildberger wird Bundes-Digitalminister
Nach Angaben der CDU soll Ceconomy-Vorstandschef Karsten Wildberger Minister für Digitales und Staatsmodernisierung werden. Wildberger wolle das Angebot annehmen und daher als Ceconomy-Chef am 5. Mai zurücktreten, teilte die Holding der Elektronik-Ketten Media-Markt und Saturn mit. Der 55-Jährige führt Ceconomy seit knapp vier Jahren.
Traton setzt aufs zweite Halbjahr
Die VW-Lkw-Holding Traton geht nach einem schwachen Jahresauftakt von einer Besserung in der zweiten Jahreshälfte aus. Der Auftragseingang sei in den ersten drei Monaten im Jahresvergleich um zwölf Prozent auf 74.300 Fahrzeuge gestiegen, teilte das MDAX-Unternehmen mit. „Trotz erheblicher Unsicherheit stimmt mich der Blick nach vorn verhalten zuversichtlich“, erklärte Vorstandschef Christian Levin.
IBM investiert Milliarden in USA
Der Computerkonzern IBM will Milliarden in seinem Heimatmarkt USA investieren. In den nächsten 5 Jahren sollen 150 Milliarden Dollar in die Hand genommen werden, teilte das im US-Leitindex Dow Jones notierte Unternehmen heute in Armonk mit. Nach eigenen Angaben will IBM damit die Wirtschaft ankurbeln und seine Rolle als Weltmarktführer im Computerbereich stärken. Ein Fünftel des Geldes soll in Forschungs- und Entwicklungsarbeiten fließen und damit die Produktion von Großrechenanlagen und Quantencomputern in den USA fördern.