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Die Prämie für eine Kfz-Versicherung hängt von vielen Faktoren ab, etwa dem Automodell oder dem Alter des Fahrers. Die Haftpflicht mit Teilkasko kostet meist ein paar Hundert Euro im Jahr. Wie viel teurer wird es noch? Der Markt geht von einer Erhöhung zwischen 10 und 20 Prozent aus. Das liegt daran, dass die Reparaturen der Schäden immer mehr kosten. Ersatzteile sind teuer, die Stundensätze für die Werkstätten auch. Das trifft nicht nur die Huk, sondern die gesamte Branche. Verbraucher sollten aber auch auf den langjährigen Prämienschnitt schauen: Die Kfz-Versicherung ist immer noch günstig. Wir sind aktuell nicht viel teurer als vor etwa 20 Jahren. Die Preise sind über die Jahre zurückgegangen, weil weniger Unfälle passiert sind. Jetzt ändert sich das wieder. Wobei es eine vorsichtig gute Nachricht gibt: Die Teuerung für Ersatzteile spitzt sich aktuell nicht mehr ganz so zu, auch wenn sie auf einem sehr hohen Niveau bleibt.

Wie reagieren Ihre Kunden auf die höheren Preise? Wir merken aktuell höhere Stornoraten als sonst. Einerseits ja. Da aber alle anderen Versicherer auch kräftig erhöhen, gewinnen wir regelmäßig viele neue Kunden hinzu. Die Neukunden der Huk sollen also den Wegfall der alten kompensieren? Jeder Kunde, der geht, schmerzt. Aber wir werden nach aktuellem Stand am Ende dieses Jahres mehr Kunden haben als im Vorjahr.

Wäre es nicht trotzdem gut, sich darum zu kümmern, dass die bisherigen Kunden bleiben? Die Huk-Coburg ist dafür bekannt, dass die Kunden aufgrund der günstigen Preise bleiben. Das ist für uns ein sehr wichtiger Vorteil für Kundentreue. Lassen Sie uns die Gründe für die höheren Preise genauer anschauen. Die Preise für Ersatzteile sind deutlich mehr gestiegen als die allgemeine Inflation. Warum ist das so? Das liegt an der Art der Teile, die gebraucht werden. Nach einem Unfall werden vor allem die äußeren Teile getauscht, also Stoßstangen, Kotflügel oder die Motorhaube. Diese Ersatzteile kann man allerdings bei den meisten Autos nur beim Hersteller selbst kaufen, der hat darauf ein Monopol – und das zeigt sich auch in den Preisen.

Sie finden also, die Hersteller nutzen die Situation aus? Ja, wir sind denen ausgeliefert. Es bräuchte viel mehr Wettbewerb. Ihr Konkurrent, die Allianz, setzt auf gebrauchte Ersatzteile. Das wäre doch auch eine Lösung. Ja und nein. Zuerst: Wir wissen nicht, wie groß dieser Anteil bei der Allianz wirklich ist. Im Grundsatz ist es sehr vernünftig, über diese Option nachzudenken. Aber man muss prüfen: Gibt es genug Angebote an gebrauchten Ersatzteilen? Aktuell gibt es unseres Erachtens zu wenig Quellen, bei denen wir flächendeckend die notwendigen Teile bestellen können. Als zweiten Grund für die Preissteigerungen nennen Sie die Stundensätze in den Werkstätten. Sind die wirklich so hoch? Ja. Und wir machen uns da keine Illusionen, dass es günstiger wird. Die Werkstätten bekommen kaum mehr das notwendige Fachpersonal, oft muss man sehr lange auf Reparaturen warten. Da sehe ich auch künftig keine Besserung. Wir können schon froh sein, wenn die Steigerungsraten etwas weniger steil sind. Die Stundensätze liegen in der Spitze schon bei 400 Euro.

Die Kunden können Ihnen entgegenkommen und eine Werkstattbindung akzeptieren. Sie als Versicherer wählen dann die Werkstatt. Wie viel sparen Ihre Kunden damit? Eine Werkstattbindung bringt 20 Prozent Rabatt. Zwei Drittel unserer ­Kunden haben sich dafür entschieden. Wobei an dieser Stelle wichtig ist zu ­sagen: Die Werkstattbindung gilt nur für einen Kaskoschaden, also für den Schaden am Auto unseres Kunden. Wir beauftragen die Werkstatt und erhalten aufgrund der vielen Aufträge günstige Preise. Handelt es sich wiederum um einen Schaden am Auto eines Dritten, kümmert sich diese Person um die Reparatur. Da haben wir keinen Einfluss auf die Kosten.

Versicherer setzen ja ganz gerne auf die Erziehung Ihrer Kunden. So ist das auch mit den Telematik-Tarifen. Die Versicherer messen den Fahrstil der Kunden und belohnen sie für vorsichtiges Fahren. Doch richtig erfolgreich sind die Tarife bislang nicht. Ich glaube schon, dass diese Art der Preisfindung künftig immer normaler sein wird. In den neuen Autos sind ja zunehmend mehr Daten über den Fahrer vorhanden. Bislang schauen wir Versicherer vor allem auf sehr statische Merkmale, also das Alter des Fahrers, das Fahrzeug oder die Regionalklasse. Der Fahrstil ist ein viel dynamischeres Merkmal, das immer interessanter wird. Für die Kunden ist der Telematik-Tarif eine Möglichkeit zu sparen, für uns ist es eine Möglichkeit, besonders vorsichtiges Fahren zu belohnen.

Die Kunden sorgen sich um ihre Daten. Eine Kritik ist zu wenig Transparenz. Wir führen sehr genau an, was bewertet wird. Das ist etwa das Verhalten beim Bremsen, beim Beschleunigen und beim Fahren in eine Kurve. Ich sehe genau, in welcher Kurve ich zu schnell gefahren bin. Die App lobt mich auch, wenn es eine tolle Fahrt war. Klar, das hat schon einen erzieherischen Effekt. Die Deutschen sind zwar sehr genau, was den Datenschutz angeht, aber sie sparen halt auch gerne Geld. Sie nutzen den Tarif also auch privat? Ja, ich selbst und auch in der Familie. Und, fahren Sie damit vorsichtiger? Sagen wir so: Ich bin früher schneller Auto gefahren. Also es macht schon auch etwas mit mir.

Insgesamt jedenfalls steigt die Zahl der Schäden. Fahren die Deutschen immer schlechter Auto? Ganz so einfach ist die Antwort nicht. Zumindest für das Jahr 2023 stimmt es, dass die Zahl der Schäden gestiegen ist, davon waren wir selbst überrascht. Wir gehen eigentlich davon aus, dass die Schadenquote durch technische Funktionen wie Rückfahr- oder Notbremsassistent sinkt. Aktuell pendelt es sich auch wieder etwas ein. Die Schadenfrequenz ist deutlich niedriger als in den 1970ern. Damals kamen in der Kfz-Haftpflicht auf 1000 Autos 150 Schäden, jetzt sind wir bei 40.

Allerdings gibt es mehr Schäden durch Hagel und Hochwasser. In Bayern und Hessen, wo es heftige Unwetter gab, haben sich teils sogar die Regionalklassen geändert. Es stimmt, dass die Schadensausmaße durch Unwetter immer höher werden. Bei den Regionalklassen sind natürlich auch andere Faktoren wichtig, wie etwa die Häufigkeit von Diebstählen. Aber wenn man merkt, dass eine Region regelmäßig von Naturkatastrophen betroffen ist, hat das natürlich einen Einfluss.

Anfang des Jahres gab es Berichte über zahlreiche Beschwerden bei der Finanzaufsicht Bafin. Die Kunden beklagten, dass sie ihre Versicherer nicht erreichen konnten und die Schäden sehr spät bearbeitet wurden. Auch die Huk wurde häufig genannt. Ja, es stimmt, wir haben Beschwerden bekommen. Das Problem war auch, dass wir nicht genug Personal hatten, um die Fälle zu bearbeiten. Es hat dann gedauert, die richtigen Leute zu finden – das war schwieriger, als wir gedacht haben. Früher war das einfacher. Diese lange Suche hat die Situation verschärft.

Die Bafin macht sich Sorgen um die Kfz-Versicherer und mahnt dazu, die Preise anzuheben. Haben Sie zu lange mit günstigen Angeboten gelockt? Wir geben ehrlich zu, dass wir von der Wucht der Inflation überrascht wurden. Die höheren Kosten müssen wir an unsere Kunden weitergeben. In der Branche der Kfz-Versicherungen gibt es einen enormen Wettbewerb unter den Anbietern – mit geringem Spielraum für Margen. Das Feld ist darum so umkämpft, weil die Kfz-Versicherung oft der Erstkontakt zu einem Kunden ist, der vielleicht noch weitere Versicherungen abschließt. Teilweise ist man als Versicherung dann bereit, längere Verluste zu akzeptieren, um in diesem Bereich gut positioniert zu sein.

Die Huk-Coburg hat in der Kfz-Versicherungssparte vergangenes Jahr eine halbe Milliarde Verlust gemacht. Wie lange kann das gut gehen? Bei uns ist diese Sparte sehr groß, wir schauen deshalb ganz genau hin. Aber wir haben Erfahrung damit und wissen, dass das ein sehr zyklisches Geschäft ist – und nach Jahren, in denen Verluste geschrieben werden, auch wieder die Gewinne kommen. Die Huk ist finanziell solide auf­gestellt, wir haben eine gute Kapitalbasis.

Sie machen sich also keine Sorgen? Nein, das nicht. Unterschätzen möchte ich die Situation aber auch nicht, so groß war das Minus historisch noch nie. Die Lage ist also schon sehr ernst. Wenn wir auf die Geschäftszahlen in diesem Jahr blicken, merken wir allerdings, dass es wieder besser wird und wir uns den schwarzen Zahlen wieder nähern.

Die Huk veranstaltet in Coburg jedes Jahr ein Festival, wo oft sehr bekannte Sänger auftreten. Welchen Promi haben Sie schon persönlich getroffen? Das Schlossplatzfest ist immer ein riesiges Event. Wir hatten hier schon große Stars, etwa Whitney Houston oder Joe Cocker. Persönlich getroffen habe ich schon Roland Kaiser. Der Abend war echt toll.