Philipp Ruch, Künstler und Leiter des Zentrums für politische Schönheit, hat kürzlich seine Gedanken zur Landtagswahl in Thüringen, seinem neuen Buch und der Bauhaus-Universität in Weimar geteilt. Ursprünglich plante Ruch, sein neues Buch vorzustellen und ein Zeichen gegen die AfD zu setzen, doch die Bauhaus-Universität verweigerte den nötigen Raum aus formalen Gründen, wie es heißt. Philipp Ruch schaffte es jedoch mit seinem Buch „Es ist fünf vor 1933“ auf Platz fünf der Spiegel-Bestseller-Liste. Schon 2017 sorgte sein Zentrum für politische Schönheit für Aufsehen, als es das Berliner Holocaust-Mahnmal auf einem Nachbargrundstück des Fraktionsvorsitzenden der Thüringer AfD, Björn Höcke, nachbaute. In einem Berliner Café traf ich den Künstler zu einem Gespräch.
Die Bauhaus-Universität geriet in die Schlagzeilen, als Gerüchte aufkamen, dass sie die Lesung von Philipp Ruch aus politischen Gründen abgesagt habe. Ruch äußerte sein Unbehagen über den vorauseilenden Gehorsam, der bereits vor einer möglichen Machtübernahme der AfD zu spüren sei. Er betonte die Bedeutung der politischen Neutralität, die jedoch nicht bedeuten sollte, ängstlich gegenüber Rechtsextremismus zu sein. In Bezug auf sein Buch „Es ist fünf vor 1933“ beschäftigt sich Ruch intensiv mit dem Rechtsextremismus, insbesondere mit der AfD und der NSDAP, und fordert ein Verbotsverfahren gegen die AfD.
Die AfD scheint laut Ruch die Ernsthaftigkeit eines möglichen Verbots nicht zu erkennen und kokettiert stattdessen mit ihrer Verfassungsfeindlichkeit. Trotz der Einstufung der AfD in Thüringen als gesichert rechtsextrem durch den Verfassungsschutz, ist diese Zuschreibung inzwischen zu einer Art Mode-Label verkommen. Ruch macht deutlich, dass die Abnutzung von Begriffen viel mit dem Verhalten des Staates zu tun hat und kritisiert die mangelnde Konsequenz gegenüber rechtsextremen Parteien.
Das Buch von Philipp Ruch, obwohl auf zahlreichen Beweisen basierend, zielt darauf ab, den Lesern einen Blick in die Zukunft zu ermöglichen und sie für die möglichen Entwicklungen zu sensibilisieren. Ruch betont, dass die Gefahr einer rechtsextremen Regierung nicht überschätzt werden kann und zieht Parallelen zur Geschichte, um auf die Dringlichkeit des Themas hinzuweisen. Trotz der polemischen Natur des Buches betont Ruch, dass sein Programm auf Aggressivität, aber auch auf Humanismus basiert.
In Bezug auf die Möglichkeit einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus betont Ruch, dass Gewalt kein probates Mittel sei und der Fokus auf einem starken Staat liegen sollte. Er kritisiert die Gedankenverwirrung in Bezug auf den Umgang mit Rechtsextremismus und plädiert für einen konsequenten Einsatz des Staates gegen demokratiefeindliche Aktivitäten.
Die Zivilgesellschaft wird von Ruch als wichtige Waffe im Kampf gegen Rechtsextremismus betrachtet, jedoch warnt er vor langfristigen Folgen, wenn bestimmte Wählergruppen sich von etablierten Parteien nicht vertreten fühlen. Trotzdem ist Ruch optimistisch, dass ein Verbotsverfahren gegen die AfD kommen wird und zeigt sich zuversichtlich über den Ausgang.
In einer Zeit, in der politische Auseinandersetzungen immer polarisierender werden, betont Philipp Ruch die Bedeutung von Aufklärung, Engagement und einem starken demokratischen Staat im Kampf gegen Rechtsextremismus. Seine kritische Analyse der aktuellen politischen Entwicklungen und sein Appell zur Wachsamkeit dienen als wichtiger Beitrag zur Debatte über die Zukunft Deutschlands und Europas.