Marktbericht: US-Anleger vor Nvidia-Zahlen zurückhaltend
Geringe Risikoneigung bei US-Anlegern vor Nvidia-Zahlen
Vor den neuen Quartalszahlen des KI-Marktführers Nvidia war die Risikobereitschaft der Anleger in den USA gering. Mit niedrigen Schwankungen schlossen die großen US-Indizes kaum verändert.
An der New Yorker Aktienbörse pendelten die großen Indizes überwiegend um ihre Schlussstände vom Vortag. Am Ende des Handelstages machte sich dann vorsichtiger Optimismus breit.
Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, wechselte mehrmals das Vorzeichen und schloss nahezu unverändert bei 41.250 Zählern. Der marktbreite S&P-500-Index legte leicht um 0,16 Prozent auf 5.625 Punkte zu. An der Technologiebörse Nasdaq herrschte etwas mehr Zuversicht, da sie stärkere Verluste aus dem frühen Geschäft aufholte und am Ende ebenfalls um 0,16 Prozent zulegte. Der Auswahlindex Nasdaq 100 gewann 0,33 Prozent und schloss bei 19.581 Punkten.
US-Verbraucher zeigen sich etwas optimistischer
Die nach oben revidierten Zahlen zum Verbrauchervertrauen im August bewegten die Märkte kaum. Das Barometer für die Verbraucherstimmung stieg im August auf 103,3 Punkte von den aufwärts revidierten 101,9 Zählern im Juli, wie das Institut Conference Board in seiner Umfrage mitteilte. Experten hatten für August einen Wert von 100,7 Punkten erwartet.
„Dieser Bericht unterstützt eine mögliche Zinssenkung der US-Notenbank Fed, zeigt aber nicht so schwache Signale, die auf eine Rezession hindeuten“, kommentierte Conrad DeQuadros, Berater bei der Investmentbank Brean Capital.
Kann Nvidia die hohen Erwartungen erfüllen?
Das Hauptthema des Tages war der Quartalsbericht des KI-Platzhirschen Nvidia, der nach Börsenschluss am nächsten Tag veröffentlicht wird. Aufgrund der großen Marktkapitalisierung und des enormen Wachstums in letzter Zeit ist Nvidia mit seinen KI-Chips in der Lage, die Börsen weltweit zu bewegen.
Allerdings könnte die Fallhöhe hoch sein, falls der Chiphersteller die hohen Erwartungen nicht erfüllen sollte. Bis dahin bleibt die Risikobereitschaft eher gering, wie die Experten von Index Radar berichteten.
„Nvidia kann sich bei den aktuellen Bewertungen keine Fehler erlauben“, kommentierte Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank. „Von den Zahlen bis zur Prognose muss alles perfekt sein, um die Rallye fortzusetzen.“ Der Hype um künstliche Intelligenz hatte die Aktien seit Jahresbeginn um mehr als 160 Prozent steigen lassen. Heute gewann das Papier 1,46 Prozent auf 128,30 Dollar.
JD.Com und Alibaba im Blickpunkt
Die Anleger begrüßten den geplanten Aktienrückkauf des chinesischen Online-Händlers JD.Com. Die in New York gelisteten Titel des Unternehmens stiegen um 2,25 Prozent. JD.Com plant, in den nächsten 36 Monaten ab September eigene Aktien im Wert von fünf Milliarden Dollar zurückzukaufen.
Chinesische E-Commerce-Riesen versuchen derzeit, die Bedenken der Investoren über den schwächelnden Einzelhandelsmarkt in der Volksrepublik mit groß angelegten Aktienrückkäufen zu mildern. JD.Com hatte bereits im März einen Rückkauf im Wert von drei Milliarden Dollar angekündigt. Der Rivale Alibaba plant den Rückkauf eigener Aktien im Wert von 25 Milliarden Dollar.
DAX auf dem Weg zum Rekordhoch
Das Geschehen am heimischen Aktienmarkt war zwar nicht spektakulär, aber der DAX blieb bei Indexständen von teilweise über 18.700 Punkten auf einem hohen Niveau. Vom heutigen Tageshoch bei 18.724 Zählern bis zum Rekordhoch aus dem Mai bei 18.892 Punkten liegen nur noch knapp 200 Punkte oder gut ein Prozent.
Der Schlussstand lag bei 18.681 Punkten, ein moderater Tagesgewinn von 0,35 Prozent. Gestern hatte der DAX mit 18.617 Punkten leicht im Minus geschlossen. Der MDAX der mittelgroßen Werte gewann 0,43 Prozent.
Mit positiver Stimmung Richtung Rekordhoch
Die Stimmung auf dem Frankfurter Börsenparkett bleibt konstruktiv. „Das Sentiment der Investoren wird weiterhin von Zuversicht geprägt und färbt die Sichtweise rosarot ein. Die Hoffnung auf eine baldige Konjunkturerholung in der Eurozone mit möglichen Zinssenkungen der EZB sind die Haupttreiber“, kommentierte der Finanzmarktexperte Andreas Lipkow.
Auch die Charttechniker von HSBC erwarten trotz des derzeit eher ruhigen Handels weitere Kursgewinne: „Der Bruch des Abwärtstrends und der Sprung über die Marke von 18.500 Punkten setzen ein starkes Zeichen. Das bisherige Allzeithoch bei 18.892 Punkten rückt wieder in den Fokus. Die aktuelle ‚V-Formation‘ lässt auf noch mehr hoffen“, schrieben sie in ihrem Tageskommentar.
US-Zinsrausch überdeckt schwache Konjunkturdaten
Die Anleger am Aktienmarkt scheinen gegenwärtig vom Prinzip Hoffnung geleitet zu sein, da sie die zuletzt regelmäßig schwachen heimischen Konjunkturdaten konsequent ignorierten. Die anhaltenden Diskussionen über die US-Geldpolitik haben vielmehr zu einem anhaltenden Zinsrausch in den USA geführt, der die konjunkturelle Lage in Deutschland in den Hintergrund gerückt hat.
Aktuelle Stimmungs- und Industriedaten zeigten zuletzt fast ausschließlich negative Nachrichten für die heimische Wirtschaft. Zudem halten die Verbraucher weiterhin ihr Geld beisammen.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von April bis Juni um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte und damit eine erste Schätzung bestätigte. Die Bundesbank erwartet zwar ein leichtes BIP-Wachstum im laufenden dritten Quartal, während das ifo-Institut sogar einen weiteren Rückgang der Wirtschaftsleistung für möglich hält.
All dies passt nicht zum Allzeithoch der Aktienmärkte. Die Börse hofft nun, dass unter anderem Zinssenkungen der EZB die Wirtschaft ankurbeln werden. Zudem könnten die USA, deren Wirtschaft viel besser läuft als die in Europa, mit fallenden Zinsen im Rücken positive Impulse senden und so für die im DAX vertretenen international ausgerichteten Unternehmen ein positives Szenario schaffen.
„Mit der US-Notenbank Fed im Rücken wissen die Investoren nun zumindest, was sie bis zur US-Präsidentschaftswahl am Aktienmarkt erwartet“, sagte Konstantin Oldenburger, Analyst beim Broker CMC Markets. „Die weitere Reise am Aktienmarkt wird sicherlich nicht nur in eine Richtung gehen, aber die Risiken auf der Unterseite sind in den letzten Tagen deutlich gesunken“, so der Experte weiter.
Euro stabilisiert sich unter der Marke von 1,12 Dollar
Nach einem kleinen Rückgang zu Wochenbeginn zeigte sich der Kurs des Euro heute wieder stärker. Im US-Handel wurde zuletzt 1,1185 Dollar für einen Euro gezahlt, mehr als gestern Abend. Am Freitag war der Eurokurs erstmals seit Juli 2023 über die Marke von 1,12 Dollar gestiegen, bedingt durch die Aussicht auf US-Zinssenkungen. Auch am Devisenmarkt war die deutsche Konjunkturschwäche zuletzt kaum ein Thema, es wurden vor allem Zinserwartungen gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1162 (Montag: 1,1163) Dollar fest.
TUI erwartet starke Nachfrage in den Herbstferien
Der weltgrößte Reisekonzern TUI erwartet eine starke Nachfrage in den bevorstehenden Herbstferien. „Der Herbst gewinnt an Bedeutung“, sagte TUI-Deutschland-Chef Stefan Baumert der Deutschen Presse-Agentur. „Viele Gäste möchten den Sommer verlängern.“ Der Badeurlaub beginne früher im Jahr und dauere länger. Strandurlaub am Mittelmeer sei besonders gefragt. Der Konzern habe nach der FTI-Pleite weitere Kontingente gesichert und für die Herbstferien 75.000 zusätzliche Urlaubsplätze geschaffen. Hinzu kämen 65 Zusatzflüge mit 12.300 Plätzen.
Ryanair reduziert Flugprogramm in Berlin wegen hoher Kosten
Der irische Billigflieger Ryanair streicht ein Fünftel seines Flugangebots in Berlin aufgrund hoher Standortkosten. „In einer Zeit, in der Berlin eigentlich wachsen sollte, bleibt Ryanair keine andere Wahl, als die Kapazität aufgrund dieser horrenden Flugkosten um 20 Prozent zu reduzieren“, sagte Ryanair-Chef Eddie Wilson. Daher werde die Zahl der am BER-Airport stationierten Ryanair-Flugzeuge von neun auf sieben reduziert.
Dies führt zu einem Verlust von 750.000 Sitzplätzen und betrifft sechs Strecken nach Brüssel, Kaunas, Krakau, Luxemburg, Riga und Chania auf Kreta. Ryanair verlagert seine Kapazitäten in andere EU-Länder mit niedrigeren Kosten wie Italien, Polen und Spanien.
Boeing: Chinas Flugzeugflotte wird sich dank Reiseboom mehr als verdoppeln
Der US-Flugzeughersteller Boeing rechnet in den nächsten 20 Jahren mit einem stärker wachsenden chinesischen Markt. Chinas Verkehrsflugzeugflotte wird sich aufgrund der starken Nachfrage nach Passagierflügen und Luftfracht in den kommenden 20 Jahren mehr als verdoppeln, teilte Boeing mit.
Das asiatische Land sei auf dem Weg, zum größten Luftverkehrsmarkt der Welt zu werden. Laut der Boeing-Prognose wird China in den nächsten zwei Jahrzehnten 8.830 neue Flugzeuge benötigen, davon allein 6.720 Schmalrumpfflugzeuge wie die 737 Max. 60 Prozent der neuen Flugzeuge werden für das Wachstum benötigt, während der Rest ältere Modelle durch treibstoffeffizientere Maschinen ersetzen muss.
Der Boeing-Aktie half all dies nicht, das Papier gab an der NYSE leicht um 0,25 Prozent nach.
Filmproduzent gewinnt Käuferwettstreit um Paramount
Berichte über einen möglichen Käuferwettstreit um das Hollywood-Urgestein Paramount halten die Branche in Atem – aber dazu kommt es nun doch nicht. Der milliardenschwere Filmproduzent David Ellison hat den Zuschlag sicher, wie der Medienkonzern mitteilte.
Der Medienmanager Edgar Bronfman Jr. hat sein Gegenangebot zurückgezogen. Der Deal mit Ellisons Produktionsfirma Skydance soll voraussichtlich im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen werden. Bronfman hatte laut Medienberichten letzte Woche ein Angebot für Paramount vorgelegt, das zuletzt rund sechs Milliarden Dollar wert war. Ellison und seine Partner werden für die Übernahme mehr als acht Milliarden Dollar investieren.