Bisher hält die vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah. Doch in Israel bleiben die Menschen skeptisch. Manche sind sogar aufgebracht – wie die Angehörigen der Hamas-Geiseln im Gazastreifen.
In Tel Aviv herrscht am Morgen Alltag. Stunden, nachdem die Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon in Kraft trat, könne man freier atmen, sagt Avi, der aus Haifa stammt. Dort sind die Menschen in den vergangenen Monaten mehrmals am Tag in Bunker geflüchtet.
„Heute fühlen wir uns sicher. Alle Kinder sind zur Schule gegangen. Die Leute gehen zur Arbeit. Normales Leben. Aber ich traue der Hisbollah nicht. Ich glaube, die Waffenruhe hält nicht lange. Wir wollen Frieden für alle“, sagt Avi. Doch die 60 Tage, die die Waffenruhe zunächst dauern soll, sind für ihn nicht lange.
In dieser Zeit sollen sich die Terrormiliz hinter den Litani-Fluss zurückziehen, 30 Kilometer von der Grenze Israels, während libanesische Soldaten gemeinsam mit UN-Friedenstruppen die Pufferzone schützen. Die israelische Armee soll sich ebenfalls zurückziehen. Eine Front weniger – vorerst.
Barba Abin, die seit 40 Jahren nahe Tel Aviv lebt, hat jedoch Zweifel. „Ich habe sehr gemischte Gefühle. Wenn wirklich die Hisbollah außerhalb der Litani-Grenze bleibt, dann ist es eine Erleichterung für mich, weil es eine Front weniger gibt“, sagt sie. Dennoch sieht sie die Rückkehr von Autos und ist besorgt, dass auch Hisbollah-Kämpfer zurückkehren könnten.
Im Libanon machten sich Autokolonnen auf den Weg in den Süden, während die israelische Armee Warnschüsse auf Hisbollah-Terroristen abgab, die sich am Grenzzaun aufgehalten haben sollen.
David Azoulay, Bürgermeister der Gemeinde Metula an der Grenze zum Libanon, beobachtete das Geschehen aufmerksam. Er berichtet von Hisbollah-Terroristen, die an den Grenzzaun kamen, um das Dorf zu beobachten. Er warnt vor einer möglichen Neubewaffnung durch den Iran, den er als Hauptdrahtzieher des Krieges betrachtet.
Sarit Zehavy, Leiterin des Alma-Forschungszentrums an der Nordgrenze Israels, betont die Rolle des Irans in der Region. Sie ist überzeugt, dass strukturelle Veränderungen im Libanon notwendig sind, um Frieden zu erreichen und eine Einmischung des Irans zu verhindern.
Die Angehörigen der Geiseln im Gazastreifen sind ebenfalls besorgt und fordern einen Stopp des Krieges und eine Freilassung der Geiseln. Eine Delegation aus Ägypten wird erwartet, um über die Wiederaufnahme der Gespräche zur Geisel-Freilassung zu diskutieren. Das Forum der Angehörigen hat gefordert, dass eine Waffenruhe mit der Hisbollah an eine Freilassung der Geiseln und auch an eine Waffenruhe in Gaza geknüpft werden solle.