Marktanalyse: DAX ringt mit Widerstand
Der DAX kämpft weiterhin damit, die Marke von 19.000 Punkten zu überwinden, was zum Teil auf den Druck der Indexschwergewicht SAP zurückzuführen ist. Auch die Anleger an der Wall Street zögern, was die Situation zusätzlich erschwert.
Die 19.000-Punkte-Marke stellt für den DAX eine bedeutende Hürde dar. Nachdem der deutsche Leitindex gestern knapp unter dieser Marke geschlossen hatte, zögern die Anleger nun, weiter voranzuschreiten. Ein weiterer starker Widerstand liegt bei dem erst letzte Woche erreichten Rekordhoch von 19.045 Punkten.
Obwohl diese Marken mit einem aktuellen Indexstand von etwa 18.884 Punkten in Reichweite bleiben, sind die Anleger zurückhaltend, neue Gründe für Käufe zu finden, nachdem sie in letzter Zeit bereits Gewinne verzeichnet haben. Daher ist der Rückgang am heutigen Tag nicht ungewöhnlich, mit einem Minus von rund 0,5 Prozent am Nachmittag. Im Tiefpunkt des Tages fiel der Index sogar auf 18.840 Punkte.
Der MDAX, der sich von den technischen Überlegungen beim Leitindex nicht beeinflussen lässt, gewinnt hingegen über 0,7 Prozent hinzu. Allerdings hinkt dieser Index, der stärker auf die heimische Wirtschaft ausgerichtet ist, im Vergleich zum Leitindex in diesem Jahr noch deutlich hinterher.
Experten sind sich uneins über die Perspektiven des DAX
„Die Luft über der 19.000er-Marke scheint dünn zu sein und die Bereitschaft zu Gewinnmitnahmen bleibt hoch“, kommentierte Jürgen Molnar, Stratege beim Broker RoboMarkets.
Charttechnikexperte Christian Zollner von der ING bleibt hingegen optimistisch: „Der DAX befindet sich weiterhin in einem klaren Aufwärtstrend, trotz der bärischen Saisonalität.“ Rücksetzer sollten daher nur vorübergehend sein, bevor es wieder aufwärts geht.
SAP als Sonderfall – US-Justiz ermittelt
Die SAP-Aktie, ein Schwergewicht im DAX, verzeichnet die größten Verluste. Obwohl sie sich am Nachmittag von ihren Tiefständen etwas erholt hat, liegt der Verlust immer noch bei über 3,2 Prozent. Zuvor betrug das Minus sogar fast vier Prozent. Dies deutet auf das Ende des Rekordlaufs hin.
Belastend wirkt sich aus, dass das US-Justizministerium die Geschäfte von SAP und dem IT-Wiederverkäufer Carahsoft unter die Lupe nimmt. Laut Gerichtsunterlagen laufen die Untersuchungen bezüglich möglicher Preisabsprachen schon seit mindestens 2022.
China bleibt im Fokus – Hoffnung auf Zinssenkungen
Fundamental erhielten sowohl der DAX als auch die Wall Street gestern Rückenwind aus China, nachdem die chinesische Notenbank ein Konjunkturprogramm zur Stimulierung der Wirtschaft angekündigt hatte. Im Rahmen eines bereits angekündigten Maßnahmenpakets senkte die chinesische Notenbank die Zinsen so stark wie nie zuvor.
„Die Wirtschaftsdaten aus China in den kommenden Wochen werden zeigen müssen, ob und wie stark der Stimulus wirkt“, kommentierte am Mittwoch der CDC-Mangels-Experte Jochen Stanzl. Auch in Europa sei eine Abkühlung der Konjunktur zum größten Aktienrisiko geworden, ergänzte er. Denn die jüngsten Wirtschaftsdaten stellten den bald erwarteten Aufschwung in Frage. „Für Anleger bleibt nur die Hoffnung, dass die Medizin sinkender Leitzinsen der Zentralbanken schnell wirkt“, so Stanzl.
Dow und S&P mit neuen Rekorden
Die großen Aktienindizes an der Wall Street eröffneten etwas besser als erwartet. Der Leitindex Dow Jones erreichte zum dritten Handelstag in Folge ein Rekordhoch von bisher 42.299 Punkten, um danach wieder zurückzufallen. Aktuell verzeichnet der Dow einen Verlust von rund 0,1 Prozent, wodurch die Schwankungen weiterhin begrenzt bleiben.
Da sich alle Indizes jedoch auf einem hohen Niveau befinden, reichen bereits geringfügige Veränderungen für neue Rekordstände, deren Aussagekraft jedoch eingeschränkt ist. Gleiches gilt für den S&P-500-Index, der im frühen Handel eine neue Bestmarke von 5.741 Punkten erreichte und um rund 0,1 Prozent stieg. In ähnlicher Größenordnung eröffnete die Technologiebörse Nasdaq.
Die deutliche Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) sowie die Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerungen haben die Kurse angetrieben. Die Anleger hoffen zudem, dass die heimische Wirtschaft eine Rezession vermeiden kann. Vor allem dem Dow, aber auch dem marktbreiten S&P 500, beschert dies immer neue Höchststände. Das „Fed Watch Tool“ der Optionsbörse CME zeigt inzwischen eine knapp 60-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine weitere große Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte im November.
Apple nach China-Daten im Minus
Unter den US-Einzelwerten verzeichnet das Schwergewicht Apple in den ersten Handelsminuten einen Verlust von gut 0,6 Prozent. Insgesamt ging der Absatz ausländischer Smartphone-Marken, einschließlich iPhones, in China im August um 12,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Dies geht aus den am Mittwoch veröffentlichten Daten des der Regierung angegliederten Forschungsunternehmens CAICT hervor.
Ölpreise wieder günstiger
An den Rohstoffmärkten hat die anfängliche Euphorie über Chinas Konjunkturstimulierung bereits nachgelassen. Rohöl der Nordseesorte Brent verbilligt sich am Nachmittag um 0,8 Prozent auf 73,86 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Die US-Leichtölsorte WTI kostet gut ein Prozent weniger bei 70,78 US-Dollar je Fass.
Die Ölpreise geben damit einen Teil ihrer Gewinne vom Vortag wieder ab. Gestern hatte die Ankündigung der Notenbank Chinas, der schwächelnden Wirtschaft stärker unter die Arme zu greifen, eine stärkere Nachfrage an den Rohstoffmärkten ausgelöst, was den Ölpreisen Auftrieb verlieh.
Goldpreis auf neuem Rekordhoch
Der Goldpreis setzt seine Rekordjagd fort und erreichte auch heute im frühen Handel einen neuen Höchststand. In der Spitze wurden 2.670 US-Dollar für eine Feinunze Gold gezahlt. Aktuell notiert Gold jedoch rund vier Dollar tiefer.
Sinkende US-Zinsen machen das Edelmetall attraktiver, da es selbst keine Zinsen abwirft. Hinzu kommen die fallenden Dollarkurse, die Gold für Käufer außerhalb des Dollar-Raums günstiger machen und die Nachfrage ankurbeln.
Commerzbank bestimmt neue Vorstandschefin
Inmitten des Übernahmestreits mit der italienischen UniCredit tauscht die Commerzbank ihren Vorstandsvorsitzenden aus. Finanzchefin Bettina Orlopp soll den aktuellen Vorstandsvorsitzenden Manfred Knof „zeitnah“ ablösen. Knof hatte Anfang September mitgeteilt, dass er keine zweite Amtszeit als Coba-Chef anstrebe, woraufhin die Suche nach einem Nachfolger begann.
UniCredit: Coba-Übernahme als „Testfall für Europa“
UniCredit-Chef Andrea Orcel betonte die Vorteile einer grenzüberschreitenden Fusion. Eine Fusion mit der Commerzbank könnte zum „Testfall für Europa“ werden, da größere Banken benötigt würden. Die strategische Passung des Frankfurter DAX-Konzerns mit der italienischen Großbank sei gegeben.
Allerdings machte Orcel auch klar: „Ohne den richtigen Grad an Unterstützung aller Beteiligten werden wir das Investment wieder rückgängig machen.“ Die Bundesregierung hatte die UniCredit vor einer feindlichen Übernahme der Commerzbank gewarnt.
Deutsche Bank vorerst nicht an Fusionen interessiert
Die Deutsche Bank ist laut ihrem Finanzchef James von Moltke noch nicht bereit, an einer Konsolidierung der Branche in Europa teilzunehmen. Das Geldhaus müsse noch einige Aufgaben erledigen, bevor es bereit sei, an Fusionen teilzunehmen. Damit widersprach von Moltke indirekt Spekulationen, dass das Institut in das Rennen um die Commerzbank einsteigen könnte.
IG Metall droht VW mit Streiks ab Dezember
Bei den Tarifverhandlungen für die rund 120.000 Volkswagen-Beschäftigten fordert die IG Metall eine Beschäftigungssicherung über das Jahr 2030 hinaus und droht mit Streiks ab Dezember. „Der Winter kommt – und wir werden dann, wenn nötig, dem Vorstand richtig einheizen!“, sagte IG-Metall-Chefunterhändler Thorsten Gröger. VW-Chefunterhändler Arne Meiswinkel bezeichnete die Situation bei VW als ernst und warnte: „Der internationale Wettbewerb droht an uns vorbeizuziehen.“
Hornbach mit Ergebnissprung
Die Baumarktkette Hornbach konnte im ersten Halbjahr dank Kostensenkungen und einer starken Frühjahrssaison ihre Profitabilität steigern. Während der Umsatz bei 3,44 Milliarden Euro stagnierte, stieg das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) um fast 20 Prozent auf 265,4 Millionen Euro. Unter dem Strich blieben mit 180,8 Millionen Euro rund 35 Prozent mehr als im Vorjahr.
Mitarbeiter lehnen neues Boeing-Gehaltsangebot ab
Im Tarifstreit bei Boeing haben die Mitglieder nach Angaben der Gewerkschaft das angehobene Gehaltsangebot des Flugzeugherstellers mehrheitlich abgelehnt. Eine Umfrage unter den Mitgliedern ergab, dass das Boeing-Angebot einer Gehaltserhöhung um 30 Prozent nicht ausreicht. Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung um 40 Prozent.