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Meena Hamidi, eine junge Frau mit hellbraunen Haaren und kurzer Bluse, betreibt Untergrundschulen für Mädchen in Kabul, Kandahar und Masar-i-Scharif. Zehn Lehrerinnen unterrichten dort 250 Mädchen und junge Frauen in mehreren Privatwohnungen. Heimlich. Denn die Taliban haben Mädchen ab der siebten Klasse den Schulbesuch aus pseudoreligiösen Gründen verboten. Trotzdem widersetzen sich viele Frauen und Mädchen diesem Verbot.

Die Schülerinnen in Hamidis Untergrundschulen stammen aus der jeweiligen Nachbarschaft. Die Leute in dem Viertel wissen vom Unterricht und unterstützen die Mädchen. Es kommt vor, dass die Schülerinnen auf der Straße von Sittenwächtern ausgefragt werden. „Dann sagen sie, dass sie in die Koranschule gehen, und zeigen ihren Koran vor“, sagt Hamidi. Die Untergrundschulen müssen jederzeit mit Razzien rechnen, aber die Lehrerinnen und Schülerinnen sind entschlossen, trotzdem weiterzumachen.

Als die Taliban an die Macht kamen, war Hamidi noch BWL-Studentin. Nachdem sie von der Universität verwiesen wurde, begann sie selbst entworfene Kleider zu verkaufen, um Geld für die Lehrergehälter zu verdienen. Sie schickt die Kleider ihrer Schwester nach Australien, die sie dort vermarktet. Produkte aus Afghanistan zu exportieren ist mittlerweile einfacher geworden, da es Boten gibt, die die Ware in Nachbarländer bringen und Überweisungen über das Hawala-System abgewickelt werden.

Die verbesserte Sicherheit unter den Taliban hat dazu geführt, dass der Anteil der Mädchen, die eine Grundschule besuchen, erheblich gestiegen ist. Vor allem in ländlichen Gebieten ist die Bildungssituation für Mädchen besser geworden. Dennoch gibt es viele Einschränkungen für Frauen, wie das Verbot öffentlicher Verkehrsmittel und das Verlassen des Hauses ohne männliche Begleitung.

Zabiullah Wahaj, Sportdirektor der Talibanregierung in der Provinz Wardak, setzt sich für die Förderung des Sports ein, um international Anerkennung zu erlangen. Er betont, dass auch Frauen in Zukunft die Möglichkeit haben sollten, unter Einhaltung islamischer Regeln Sport zu treiben. Trotzdem ist Frauensport derzeit verboten, und nur Männer und Jungs dürfen an Sportveranstaltungen teilnehmen.

Die Taliban haben die Macht des Sports entdeckt und nutzen ihn als Mittel, um sich international zu präsentieren. Wahaj, der früher selbst für die Islamisten gearbeitet hat, setzt sich für die Förderung des Sports ein und organisiert Sportveranstaltungen in Wardak. Trotz einiger Fortschritte gibt es weiterhin viele Einschränkungen für Frauen und Mädchen im öffentlichen Leben unter den Talibanregeln.