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Schwankende Staaten: Wo die Demokraten Morgenluft wittern

Gergul hat seit seiner Jugend immer die Demokraten gewählt. Nur einmal in den Achtzigerjahren nicht. Nicht weil er den Kandidaten nicht mochte, sondern weil in der Zeitung die Öffnungszeiten des Wahllokals falsch angegeben waren. „Sieben bis acht Uhr stand da, obwohl es eigentlich anders herum war. Als ich ankam, war da schon geschlossen“, erzählt er mit einem breiten Lächeln unter dem grauen Schnurrbart.

Auch dieses Mal wird er wieder die Demokraten wählen. Und er hätte auch für Präsident Joe Biden gestimmt. Doch Biden habe das Richtige getan, als er auf die Kandidatur verzichtete, glaubt Gergul. Viele Wähler wollten nicht noch einmal das Duell zwei alter weißer Männer erleben. „Die Amerikaner“, sagt Gergul, „wollen immer das Neue, immer etwas Aufregendes.“ Und genau dieses Neue und Aufregende sei jetzt Kamala Harris, die Kandidatin der Demokraten. Deshalb ist sich Gergul auch sicher: Harris hat die Chance zu gewinnen. Sie habe jetzt das Momentum auf ihrer Seite, und das müsse sie so lange wie möglich nutzen.

Die Umfragen geben Junior Gergul recht. Seitdem Biden seinen Verzicht auf eine abermalige Kandidatur verkündet und sich hinter seine Vizepräsidentin gestellt hat, wittern die Demokraten Morgenluft. Harris liegt in landesweiten Umfragen mittlerweile knapp vor Trump. Gerade in den wichtigen Swing States, in denen die Wahl höchstwahrscheinlich entschieden wird, ist der Unterschied zwischen den beiden nur noch minimal. Er liegt in der statistischen Fehlermarge. In Michigan, Pennsylvania und hier in Wisconsin führt Harris sogar schon vor Trump.

Die harte Arbeit sieht man Gergul an. Die Umfragen geben Junior Gergul recht. Seitdem Biden seinen Verzicht auf eine abermalige Kandidatur verkündet und sich hinter seine Vizepräsidentin gestellt hat, wittern die Demokraten Morgenluft. Harris liegt in landesweiten Umfragen mittlerweile knapp vor Trump. Gerade in den wichtigen Swing States, in denen die Wahl höchstwahrscheinlich entschieden wird, ist der Unterschied zwischen den beiden nur noch minimal. Er liegt in der statistischen Fehlermarge. In Michigan, Pennsylvania und hier in Wisconsin führt Harris sogar schon vor Trump.

Viele der Farmer, auch Gerguls Freunde, die er seit Jahrzehnten kennt, wählen die Republikaner. Sie fühlen sich abgehängt, nicht verstanden. Es ist ein Riss, der sich durch die amerikanische Gesellschaft zieht, der Gegensatz zwischen Stadt und Land. Die Städte wachsen, die Menschen dort sind liberal und wählen demokratisch. Die Farmer auf dem Land jedoch wählen eher republikanisch. So hat Trump in Rock Springs vor vier Jahren mit 42 Prozent Vorsprung vor Biden gewonnen.

Viele der Farmer, auch Gerguls Freunde, die er seit Jahrzehnten kennt, wählen die Republikaner. Sie fühlen sich abgehängt, nicht verstanden. Es ist ein Riss, der sich durch die amerikanische Gesellschaft zieht, der Gegensatz zwischen Stadt und Land. Die Städte wachsen, die Menschen dort sind liberal und wählen demokratisch. Die Farmer auf dem Land jedoch wählen eher republikanisch. So hat Trump in Rock Springs vor vier Jahren mit 42 Prozent Vorsprung vor Biden gewonnen.

Das Thema Migration beschäftigt ihn. Durch sein Leben als Farmer weiß er, wie dringend Arbeitskräfte gebraucht werden. In großen Betrieben ernten Migranten das Gemüse und melken die Kühe. Ohne diese Arbeiter, sagt Gergul, würde das Gemüse verfaulen, müssten die Kühe geschlachtet werden. Deshalb versteht er auch seine Nachbarn nicht, die gegen Migranten wettern.

Gerguls Frau, eine frühere Mitarbeiterin der Verwaltung in Rock Springs, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Fragen zum Wahlsystem und zur Sicherheit der Wahl im Internet zu beantworten. „Den ganzen Tag sitzt sie vor dem Computer“, sagt Gergul. Erfolg habe sie wenig. Die Leute glaubten einfach nicht, dass Wahlbetrug fast unmöglich und Boxen, in denen man seinen Wahlzettel einwerfen könne, sicher seien.

Auch die Inflation ist immer wieder ein Thema in Gesprächen mit Bekannten. Früher, erzählt Gergul, sei das Benzin mehr als einen Dollar günstiger gewesen. Viele seiner Freunde geben Biden die Schuld. Gergul sagt: „Der Präsident legt doch die Preise nicht fest. Dafür hat er keinen Stempel.“ Die Verantwortung dafür sieht er nicht in Washington: „Der Ölpreis geht rauf und runter, weil Hedge-Fonds-Manager ihr Spiel spielen. Wir müssen den Preis dafür zahlen.“

Während Rock Springs eine Bastion der Republikaner ist, neigt man in Baraboo, das noch im Einflussgebiet von Wisconsins studentisch geprägter Hauptstadt Madison liegt, eher den Demokraten zu. Deshalb macht sich auch Karen DeSanto Hoffnungen, hier gewinnen zu können. Sie steht auf der Veranda ihres Hauses, im blauen T-Shirt ihrer Wahlkampagne, die von grauen Strähnen durchzogenen Locken nach hinten gesteckt.

DeSanto will ins Repräsentantenhaus in Madison einziehen. Sie habe eine „ordentliche Chance“, sagt sie, schließlich sei sie nicht in den Wahlkampf eingestiegen, um zu verlieren. Den Schildern nach zu urteilen, die in den Gärten vor den vielen kleinen Häusern im Stadtzentrum stehen, könnte sie recht behalten: Ihr Name ist dort öfter zu lesen, als der ihres Konkurrenten.

DeSanto will ins Repräsentantenhaus in Madison einziehen. Sie habe eine „ordentliche Chance“, sagt sie, schließlich sei sie nicht in den Wahlkampf eingestiegen, um zu verlieren. Den Schildern nach zu urteilen, die in den Gärten vor den vielen kleinen Häusern im Stadtzentrum stehen, könnte sie recht behalten: Ihr Name ist dort öfter zu lesen, als der ihres Konkurrenten.

DeSanto will ins Repräsentantenhaus in Madison einziehen. Sie habe eine „ordentliche Chance“, sagt sie, schließlich sei sie nicht in den Wahlkampf eingestiegen, um zu verlieren. Den Schildern nach zu urteilen, die in den Gärten vor den vielen kleinen Häusern im Stadtzentrum stehen, könnte sie recht behalten: Ihr Name ist dort öfter zu lesen, als der ihres Konkurrenten.

DeSanto will ins Repräsentantenhaus in Madison einziehen. Sie habe eine „ordentliche Chance“, sagt sie, schließlich sei sie nicht in den Wahlkampf eingestiegen, um zu verlieren. Den Schildern nach zu urteilen, die in den Gärten vor den vielen kleinen Häusern im Stadtzentrum stehen, könnte sie recht behalten: Ihr Name ist dort öfter zu lesen, als der ihres Konkurrenten.

DeSanto will ins Repräsentantenhaus in Madison einziehen. Sie habe eine „ordentliche Chance“, sagt sie, schließlich sei sie nicht in den Wahlkampf eingestiegen, um zu verlieren. Den Schildern nach zu urteilen, die in den Gärten vor den vielen kleinen Häusern im Stadtzentrum stehen, könnte sie recht behalten: Ihr Name ist dort öfter zu lesen, als der ihres Konkurrenten.

Trump ist für DeSanto ein Diktator. Gegen ihn hätten die Demokraten sonst wen aufstellen können. „Ich hätte auch für ein Schinkensandwich gestimmt“, bricht es aus ihr heraus.

Kamala Harris ist für sie die ideale Kandidatin. Eine Frau an der Spitze der Demokraten, die darüber hinaus noch eine jüngere Generation verkörpert. Nach der Entscheidung von Biden habe sie einen deutlichen Stimmungswandel festgestellt. Im Vorwahlkampf, der gerade zu Ende gegangen ist, hat sie vor allem an „freundliche Türen“ geklopft, weil es darum ging, die Anhänger der Demokraten von sich zu überzeugen. Überall sei ihr Freude über Harris’ Kandidatur begegnet, es sei wie ein Aufatmen gewesen.

Noch etwas bringt DeSanto zum Nachdenken, wenn sie von Haus zu Haus zieht. Heute klopfe ja fast niemand mehr an eine Tür außer dem Milchmann und dem Paketboten. Die Gesellschaft habe sich verändert, und viele Ältere kämen damit nicht zurecht. Die dürften aber nicht sich selbst oder den Republikanern überlassen werden, sondern müssten angesprochen werden.

Mit Kamala Harris verbindet DeSanto die Herkunft. Wie die Präsidentschaftskandidatin kommt sie aus Kalifornien, ist in Sacramento aufgewachsen. Nach Baraboo kam sie durch das örtliche Zirkusmuseum, für das sie als Clown arbeitete. Die Stadt sei ihr zur Heimat geworden: „Es ist liebenswürdig, wunderbar, ein bisschen langsamer, nicht so teuer.“ Vor zwölf Jahren übernahm sie den Vorsitz des örtlichen Boys and Girls Club, einer gemeinnützigen Organisation, die sich um die außerschulische Betreuung von Kindern kümmert. Dadurch habe sie nicht nur eine Tochter, sondern viele Kinder, sagt sie.

Diese Arbeit hat ihr Einblicke verschafft, die ihr nun zugutekommen, denn die Kinder kommen aus der Stadt wie vom Land. Sie wisse, welche Probleme die Farmer haben, auch wenn sie selbst nie eine Farm besessen habe, sagt DeSanto. Sie spricht von Chemikalien im Wasser, von Hürden bei der Entwicklung von Farmland und vom mangelnden Zugang zu schnellem Internet. Das größte Problem, von dem ihr berichtet werde, sei aber die geistige Gesundheit. Unter Farmern gebe es eine der höchsten Suizidraten im ganzen Land.

Ein Thema gibt es allerdings, das zwar in Baraboo keine große Rolle spielt, den Demokraten bei den Wahlen aber Schwierigkeiten bereiten könnte: den Gazakrieg. Progressive und arabischstämmige Amerikaner haben ein großes Problem mit der Solidarität der Biden-Regierung mit Israel. Bei den Vorwahlen im April haben mehr als 48.000 Wähler in Wisconsin nicht für Biden gestimmt, aus Protest gegen dessen Nahostpolitik. Zwar gibt sich Kamala Harris deren Anliegen zugewandter, hat sich in der Substanz aber kaum von der Regierungslinie abgesetzt.

Der 29 Jahre alte Demokrat aus Tucson in Arizona nimmt als Delegierter an der Convention teil. Es sei verständlich, dass Leute sauer seien wegen des Krieges, sagt er, aber dieser Unmut müsse sich nicht gegen die amerikanische Regierung wenden: „Das ist nicht unser Krieg“. Amerika könne Israel zwar beraten, dem Land aber nicht vorschreiben, wie es den Krieg führen müsse. Außerdem sei Israel die einzige Demokratie im Nahen Osten und das müsse unterstützt werden. „Ganz zu schweigen davon, dass es der einzige jüdische Staat der Welt ist“, so der gläubige Jude. Proteste seien in Ordnung, aber es müsse friedlich bleiben.

Bacal freut sich auf den Parteitag. „Ich weiß, was man als Delegierter machen muss“, sagt er. „Im Grunde geht es vor allem um eines: feiern“. Er ist schon 2016 auf dem Parteitag gewesen und hat damals für Hillary Clinton gestimmt. Jetzt will er das für Kamala Harris tun.

Arizona ist einer der Swing States, auf welche die Kandidaten besondere Aufmerksamkeit richten. Seit 1948 ist es nur zwei Demokraten gelungen, die elf Stimmen des Staates im Wahlleutegremium zu erringen: 1996 Bill Clinton und 2020 Joe Biden. Arizona und Wisconsin haben im Wahlleutekollegium zusammen 21 Stimmen.

Ohne diese kann Harris die Wahl zwar für sich entscheiden, müsste aber die vier Swing States Nevada, Georgia, Michigan und Pennsylvania allesamt gewinnen. Ein Sieg im „Grand Canyon State“ oder in „America’s Dairyland“ – am besten in beiden – würde die Aufgabe wesentlich vereinfachen. Leicht wird es nicht. Biden hatte in Arizona gerade einmal rund 11.000 und in Wisconsin um die 20.000 Stimmen Vorsprung.

Das Thema, das den Demokraten in Arizona vor allem zu schaffen macht, ist die illegale Migration. Die Grenze zu Mexiko ist 600 Kilometer lang. Allein im vergangenen Jahr haben die Behörden mehr als 2,4 Millionen illegal Eingereiste festgenommen. Nathan Bacal ist sich sicher, dass die Republikaner im Wahlkampf auf dieses Thema setzen werden. Es werde interessant sein, zu sehen, wie es in den Staaten ankomme, die nicht an der Grenze zu Mexiko liegen.

Trotzdem sieht Bacal in Arizona gute Chancen für Kamala Harris. Der Staat sei in den vergangenen Jahren in die politische Mitte gerückt, erzählt er. Außerdem haben die Demokraten dieses Jahr die Möglichkeit, die Kontrolle in der Legislative in Phoenix zu übernehmen, und es gibt einen Volksentscheid über Schwangerschaftsabbrüche. Sollten deswegen viele Demokraten zur Wahl gehen, könnte das auch Harris helfen.

Vor allem aber ist Bacal zuversichtlich, weil Harris in der Partei eine neue Begeisterung entfacht habe. Als noch Biden der Bannerträger der Demokraten war, sei es eher eine Notwendigkeit gewesen, ihn zu wählen, um Trump zu verhindern. „Aber jetzt ist es aufregend.“ Vorher seien die Leute zurückhaltend gewesen, sie hätten sich gefragt, warum man dasselbe wie vor vier Jahren noch einmal macht. Nun aber gebe es eine Stimmungsänderung in der Partei, eine „Wiederbelebung“, erzählt Bacal, der in einem lachsfarbenen Polohemd in einem Café in Tucson sitzt.

„Kamala ist großartig“, schwärmt er. Die Partei versammele sich hinter Harris, „und das ist phantastisch, denn nur so haben wir die Chance, Donald Trump zu schlagen“. Der republikanische Kandidat „ist eine Gefahr für die Demokratie, davon bin ich überzeugt“, sagt Bacal mit ernstem Blick durch die Brille mit dem dunklen Rahmen.

Bacal bezeichnet sich selbst als loyalen Demokraten, der sich nicht vorstellen kann, irgendwann einmal für einen Republikaner zu stimmen. Leute wie sich muss er nicht überzeugen, wenn er im Oktober wieder von Tür zu Tür zieht und versucht, die Menschen zum Wählen zu bewegen. Aber er weiß genau, um wen er sich bemühen muss: Unabhängige, Ureinwohner und Junge. Diese Gruppen haben Biden vor vier Jahren in Arizona den Sieg gebracht. „Wenn wir diese Koalition wieder zusammenbringen, werden wir gewinnen.“