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Otto Waalkes begeistert: Ottifanten erobern das Scharmbecker Erntefest

Winsen (Luhe). Beim Jubiläumsumzug am Sonntag in Scharmbeck zeigen 14 Gruppen ihre Kunstwerke. Wie aufwendig sie entstehen und was Kindern geboten wird.

Das Scharmbecker Erntefest lockt jedes Jahr bis zu 8000 Gäste an die Straßenränder und auf den Sportplatz, um die beeindruckenden Kunstwerke aus Weizen und Roggen zu bewundern. Kinder können sich auf eine riesige Strohburg freuen, in der sie herumtollen können, während Jugendliche bei einer Zeltdisco feiern. Das gesamte Dorf in Winsen befindet sich im Ausnahmezustand, denn das Erntefest in Scharmbeck feiert in diesem Jahr sein 75. Jubiläum seit 1949.

Scharmbecker Erntefest: Großer Festumzug durch den Ort am 1. September

Der Höhepunkt des Erntefestes findet am Sonntag, dem 1. September, statt. Von 14 bis etwa 16 Uhr zieht der große Festumzug durch die Straßen des Winsener Ortsteils. 14 Wagenbaugruppen haben sechs bis acht Wochen lang Zeit, Liebe und Handwerkskunst investiert, um den Gästen ihre beeindruckenden Kunstwerke zu präsentieren. Traditionell werden die Wagen von Oldtimer-Treckern gezogen.

An der Autobahn-Auffahrt Winsen-Ost der A39 machen übergroße Strohfiguren auf das Erntefest aufmerksam. Hunderttausende Ähren wurden verwendet, um beeindruckende Kunstwerke wie die Hamburger Landungsbrücken, einen Kraken, der ein Fischerboot umschlingt, ein Biberpaar am Elbufer, einen Chinesischen Drachen, Sid und Scrat aus dem Film „Ice Age“ und zwei Ottifanten neben dem typischen gelb-roten Leuchtturm zu schaffen.

Ottifanten und Leuchtturm aus Ähren: Otto Waalkes besucht Wagenbaugruppe

Eine besondere Ehre wurde der Ottifanten-Wagenbaugruppe zuteil, als Otto Waalkes höchstpersönlich die Ähren-Ottifanten begutachtete, seine eigenen zeichnete und für unzählige Fotos posierte. Ein unvergessliches Erlebnis für die Frauen und Männer aus Scharmbeck.

Das Motiv „Winsener Schloss“, gebaut von der Gruppe „Die Scheunenhocker“, erreichte 2023 den zweiten Platz. Nach dem Umzug kommen alle Wagen auf dem Sportplatz zusammen, wo sie aus der Nähe betrachtet werden können. Auf der Bühne findet ein Festprogramm statt, die Gewinner der Tombola werden verkündet und 20 Wertungsrichter geben das Ergebnis ihrer Wagenprämierung bekannt.

Die drei Kriterien für die Wagenprämierung sind Idee, Sauberkeit und Gesamteindruck. In den letzten beiden Jahren siegte jeweils die „Vollkorn AG“. Schafft die Gruppe den dritten Sieg in Folge, geht der Wanderpokal endgültig in ihren Besitz über.

Drei Kriterien für Wagenprämierung: Idee, Sauberkeit und Gesamteindruck

Von 13 bis 18 Uhr läuft ebenfalls auf dem Sportplatz das kostenlose Kinderprogramm mit Kinderschminken, kreativer Ährenwerkstatt, Hüpfburgen, Kletterfelsen, Luftwurm und der Riesen-Strohburg. Um 16 Uhr geben die Steller Musikanten ein Konzert. Ebenfalls im Festzelt steigt ab 20 Uhr eine Party bei freiem Eintritt mit Livemusik und DJ für alle, die noch Lust und Kraft haben.

Tradition seit 1949: Emma Stemmler und Ron Reimers sind im Jahr des 75-jährigen Bestehens das Königspaar beim Scharmbecker Erntefest 2024.

Das Jubiläums-Wochenende „75 Jahre Erntefest“ beginnt am Freitag mit einem Empfang für geladene Gäste. 85 ehemalige Ernteköniginnen und Erntekönige haben zugesagt, darunter die älteste lebende Königin: die 91 Jahre alte Linda Eggers, geborene Behr. Im Jubiläumsjahr 2024 führen das Königspaar Emma Stemmler und Ron Reimers diese Tradition fort. Am Sonnabend, 21 Uhr, beginnt die Zeltdisco mit DJ Martin Jens, zu der 1500 Gäste erwartet werden.

Großes Kinderprogramm, Zeltdisco, Empfang für Majestäten aus 75 Jahren

Der Montag ist den Kindern gewidmet. Der Nachwuchs gestaltet mit vielen kleinen Kindererntewagen seinen eigenen Festumzug – absolut sehenswert! Start ist um 14 Uhr am Ortsring/Ecke Kanonenberg. Um 16 Uhr folgen im Festzelt Spiele und Tanz für Kinder, um 20 Uhr der Ernteball mit Livemusik für die Erwachsenen.

Zu Besuch bei der Wagenbaugruppe „Strohschubser“: Lasse Nohroudi schneidet in mühevoller Kleinarbeit jede einzelne Ähre per Hand ab.

Das Kinder-Erntefest ist ein Grund, warum das Scharmbecker Erntefest derzeit keine Nachwuchssorgen hat. Scharmbeck selbst hat 1540 Einwohner, 550 Personen sind Mitglieder im Erntefestverein, etwa 240 engagieren sich in den 14 Wagenbaugruppen. „Man hat das alles schon als Kind gesehen, hatte die Eltern als Vorbilder und ist über die Jahre darein gewachsen“, sagt Domenic Gorges. Er ist einer von 14 Jungen und einem Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren. Sie nennen sich „Strohschubser“ und sind eine der jüngsten Wagenbaugruppen in Scharmbeck.

Einige Mitglieder der Wagenbaugruppe „Strohschubser“ halten den Kopf des Chinesischen Drachens, der im Hintergrund auf seine Vollendung wartet.

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatten Willi Weselmann und Otto Buschmann die Absicht, die Gemeinschaft im Dorf, in das viele Flüchtlinge gekommen waren, zu stärken. Sie hatten die Wahl zwischen Schützenverein und Erntefestverein. Die Entscheidung zugunsten Erntefest beschert Scharmbeck nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal, sondern erfüllt bis heute eindrucksvoll seinen Zweck: die Gemeinschaft zu stärken.

Ein Ziel damals wie heute: Gemeinschaft und Zusammenhalt im Dorf stärken

„Die gemeinsame Arbeit für ein Ziel schweißt zusammen“, geht der Blick von Lasse Nohroudi vor allem auf die „Strohschubser“. Seit Anfang Juli bauen die 15 Jugendlichen am Chinesischen Drachen. In der Endphase, wenn der Druck fertig zu werden größer wird, treffen sie sich täglich, bauen häufig bis 22 Uhr und manchmal auch die Nächte durch. Der Drache allein misst etwa drei Meter Höhe. Montiert auf einem Anhänger, kommt er auf etwa 4,50 Meter Gesamthöhe.

Das Motiv „Im Land der Pharaonen“, gebaut von der Gruppe „Korn im Feldbett“, landete 2023 auf dem zehnten Platz.

Wenn die Jungs die vielen Arbeitsschritte aufzählen, kommt man kaum hinterher: Auf ein Stahlgestell haben sie Ringe aus Baustahl geschweißt, dann mit Kaninchendraht den Drachen geformt, den Draht mit Pappmaschee verkleistert und Holzschuppen aufgeklebt. Die etwa 2000 Schuppen wurden vorher jede einzeln gefräst. Auf jede Schuppe werden etwa 20 Ähren aufgeklebt, sodass der Drache insgesamt aus 40.000 Ähren besteht.

Der Kopf des Chinesischen Drachens muss in den letzten August-Tagen noch fertiggestellt und montiert werden.

Die Ähren werden nicht fertig geliefert. Jede Wagenbaugruppe kann bis zu 50 Gabenbinder bestellen. Mit der Hand wird dann jede einzelne Ähre vom Stroh abgeschnitten, pro Gabenbinder dauert das etwa zwei bis drei Stunden.

Ähren aus Weizen eignen sich für gerade Flächen, Roggen-Ähren sind biegsamer und besser für kurvige Figurenbereiche geeignet. Noch steht der Drache ohne Kopf in der Scheune, der liegt etwas abseits auf einer Werkbank.

Scharmbecker Erntefest: Punktbestes Motiv wird bald nach Umzug verkündet

In der Endversion wird der Drache über die Chinesische Mauer steigen. Auch kleine Brücken, Flüsse, Wiesen und Figuren sollen das Gesamtbild abrunden. Bei ihren ersten beiden Erntefest-Teilnahmen belegten die „Strohschubser“ die Plätze 15 (2022) und sieben (2023). Dass es diesmal weiter nach vorn geht, wagen sie nicht zu hoffen. Nicht schlimm, denn beim Scharmbecker Erntefest geht es um viel mehr als Platzierungen.

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