Der Liberalismus in der westlichen Welt: Eine kritische Analyse
In der heutigen globalisierten Welt steht der Liberalismus in der westlichen Hemisphäre auf dem Prüfstand. Die Frage, ob die liberale Demokratie, die lange Zeit als überlegen galt, noch relevant ist, wird immer lauter. Der europäische Anteil am Welthandel schrumpft, und das Wachstum in Europa fällt im Vergleich zu anderen Kontinenten geringer aus. Das Vertrauen in die Unterstützung aus Europa und Amerika für Demokraten weltweit schwindet Jahr für Jahr. Der „Westen“ befindet sich im Rückzug, und die liberale Demokratie gerät in die Defensive.
Zweifel an liberalen Grundannahmen
Der Glaube an die Exportfähigkeit von Rechtsstaat und Demokratie sowie die Annahme, dass es keine kulturellen Grenzen gebe, wurden durch Ereignisse wie im Irak und in Afghanistan sowie durch Integrationsprobleme muslimischer Einwanderer in Frage gestellt. Die Idee, dass Minderheitenrechte und Sozialausgaben die liberale Demokratie stärken, wurde widerlegt. Bewegungen, die diese Annahmen ablehnen, sind weltweit im Aufwind.
Herfried Münkler’s Perspektive
Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler argumentiert, dass der Westen durch die Verfolgung seiner Grundwerte geschwächt wurde. Die Globalisierung wurde nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen vorangetrieben, sondern auch aus moralischen Motiven. Doch während der Handel armen Ländern half, blieb der demokratische Durchbruch aus. China und andere Länder profitierten von der Globalisierung, stärkten jedoch ihre autoritären Systeme.
Ausblick auf die Zukunft
Die westlichen Werte werden nicht mehr bewundert, sondern angezweifelt und verachtet. Autoritäre Regierungen fürchten Freiheit und Pluralismus als Bedrohung ihrer Macht. Illiberale Nationalisten wie Orban, Kickl und Trump adressieren berechtigte Missstände, aber ihre antipluralistischen Ziele sind problematisch. Eine Achse der Autokraten im globalen Osten stellt eine ideologische und politische Herausforderung dar.
In Anbetracht dieser Entwicklungen stehen Deutschland und Europa vor grundlegenden Fragen, die einen mentalen Wandel erfordern. Die liberale Demokratie muss sich verändern, um relevant zu bleiben und einem Schattendasein zu entgehen. Es bleibt abzuwarten, ob der Westen seine Werte wiederbeleben kann oder ob eine neue ultraliberale Wende bevorsteht, die die Grundlagen der liberalen Demokratie in Frage stellt.