Hermann Henselmann: Architekturikone der DDR
Hermann Henselmann, ein Name, der in den Architekturkreisen der DDR wie ein Leuchtfeuer strahlt. Sein 120. Geburtstag würde in diesen Tagen gefeiert werden. Als einer der kreativen Köpfe hinter der Karl-Marx-Allee in Berlin ist er vielen ein Begriff. Aber seine Beiträge zur Architektur reichen weit über diese ikonische Straße hinaus.
Ein Blick in den Himmel Berlins
Die Türme am Frankfurter Tor im Bezirk Friedrichshain sind zweifellos die Highlights der Karl-Marx-Allee. Mit 13 Stockwerken und majestätischen Kuppeln ziehen sie die Blicke der Passanten auf sich. Ein Bauensemble, das in den 1950er-Jahren als Stalinallee bekannt war und heute als Epizentrum des Zuckerbäckerstils oder des sozialistischen Klassizismus angesehen wird. Doch hinter diesem architektonischen Meisterwerk steht mehr als nur ein Mann.
Thomas M. Krüger, ein Architekt, der seine Wohnung im zehnten Stock des Nordturms am Frankfurter Tor als Denkmal dieser Ära eingerichtet hat, weiß um die Großzügigkeit und Eleganz der Räume. Der atemberaubende Blick über den Platz und die angrenzenden Straßen lässt die Dimension dieses städtebaulichen Ensembles erst richtig erfassen. Ein Erlebnis, das die Zeit einfriert und die Geschichte wieder zum Leben erweckt.
Die Inneneinrichtung dieser Wohnung ist eine Hommage an die 50er- und 60er-Jahre. Seltene Möbelstücke und DDR-Industrieobjekte schaffen eine Atmosphäre, die die Wohnkultur jener Epoche widerspiegelt. Die Verbindung zum Bauhaus-Stil, der Henselmann maßgeblich beeinflusste, ist unverkennbar. So schufen er und seine Frau Irene, selbst eine Architektin, ein Erbe, das die Zeit überdauert hat.
Ein Leben voller Kompromisse
Henselmann, auch vom Bauhaus-Stil inspiriert, musste oft einen schmalen Grat zwischen den Forderungen der DDR-Staatsführung und seinem persönlichen Architekturideal des modernen Bauhauses und Le Corbusiers gehen. Die Stalinallee mag für ihn ein Kompromiss gewesen sein, aber seine spätere Arbeit am Alexanderplatz zeigt die wahre Essenz seines Schaffens. Das Haus des Lehrers und die Kongresshalle sind Meisterwerke der Moderne, die bis heute beeindrucken.
Neben diesen architektonischen Schätzen steht ein Wahrzeichen Berlins, das kaum in Verbindung mit Henselmann gebracht wird: der Fernsehturm am Alexanderplatz. Ursprünglich als „Turm der Signale“ konzipiert, wurde er später als Symbol der Stadt errichtet. Mit seinen imposanten 368 Metern ragt er über die Skyline und erinnert an die Visionen eines Mannes, der die Zukunft vorwegnahm.
Ein Erbe unter Denkmalschutz
Henselmanns Visionen gingen über einzelne Gebäude hinaus. Er glaubte an serielles Bauen, an die Macht der Plattenbauten, um die deutschen Städte wiederaufzubauen. Seine Baureihe P2 ist bis heute ein Symbol der DDR-Modernität. Ein Erbe, das unter Denkmalschutz steht und als wichtiger Teil der DDR-Geschichte betrachtet wird. Henselmann, ein Optimist unter den Künstlern, der mit seinen Werken nicht nur Schönheit schuf, sondern auch Zeugnisse einer vergangenen Ära hinterließ.
Hermann Henselmann, ein Architekt, der nicht nur Gebäude errichtete, sondern auch Träume formte. Sein Vermächtnis wird in den Straßen Berlins und in den Herzen der Menschen weiterleben.