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Israels geheimer Geheimdienst: Der Mossad und seine beeindruckenden Aktionen

Nach der Explosion Tausender Pager bei Mitgliedern der Hizbullah richten sich die Augen bei der Suche nach den Verantwortlichen auf Israels Geheimdienste. Die Regierung schweigt zwar zu den Ereignissen, aber die Vermutung liegt nahe, dass ihre Sicherheitsbehörden dahinterstecken. Vor allem der Auslandsgeheimdienst Mossad steht im Ruf, seine Ziele in spektakulären Aktionen auf der ganzen Welt zu verfolgen.

Das Vorgehen in Libanon passt zu Operationen, mit denen er schon in der Vergangenheit Aufmerksamkeit erlangt hat. 1960 etwa entführten Agenten Adolf Eichmann, der unter den Nationalsozialisten einer der führenden Organisatoren des Holocausts gewesen war, aus Argentinien nach Israel. Eichmann hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg unter falschem Namen dorthin abgesetzt. Er sollte für seine Verbrechen in Israel vor Gericht gestellt werden. Für die „Operation Finale“ beschattete der Mossad Eichmann monatelang. Um ihn unentdeckt nach Israel zu bringen, nutzte der Geheimdienst den Sonderflug einer israelischen Delegation. Eichmann wurde betäubt und als Besatzungsmitglied der Fluggesellschaft El Al verkleidet. Die Agenten gaben gegenüber den argentinischen Behörden an, er sei ein erkranktes Crewmitglied, und wiesen einen gefälschten Pass und ein ärztliches Attest für ihn vor. In Israel wurde er vor Gericht gestellt, 1962 zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Entführungen und Tötungen im Ausland: Die dunkle Seite des Mossad

Neben Entführungen sind auch Tötungen im Ausland für den Mossad nichts Neues. So nahm der Geheimdienst nach dem Attentat auf die israelische Olympiamannschaft während der Spiele 1972, in dessen Folge elf israelische Sportler und ein Polizist starben, die Verantwortlichen ins Visier. Die Sondereinheit Caesarea tötete in der Operation „Zorn Gottes“ Beteiligte in verschiedenen Ländern Europas und des Nahen Ostens. Die erste Aktion richtete sich noch im selben Jahr gegen den offiziellen PLO-Repräsentanten in Italien, Abdel Wael Zwaiter. Zwei Agenten erschossen ihn am 16. Oktober in der Lobby seines Wohnhauses in Rom. Weitere von Israel verdächtigte Hintermänner liquidierte der Mossad im Dezember 1972 und im folgenden Jahr unter anderem in Frankreich, Zypern und Libanon.

Die Operation zeigt auch, dass immer wieder Unschuldige in die Schusslinie geraten. Im Juli 1973 kam es etwa zur sogenannten Lillehammer-Affäre, als Agenten einen unbeteiligten marokkanischen Kellner für den Fatah-Funktionär und Chefplaner des Olympiaanschlags Ali Hassan Salameh hielten und ihn umbrachten. Sechs Mitglieder des Tötungskommandos wurden festgenommen und von der norwegischen Justiz zu Haftstrafen verurteilt. In der Folge ruhte die Operation „Zorn Gottes“, bis Mossad-Agenten Salameh 1979 tatsächlich aufspürten und mit einer Autobombe in Beirut töteten. Auch dabei starben unschuldige Passanten.

Andere Aktionen des Mossads schlugen gänzlich fehl. Öffentlich bekannt wurde beispielsweise die versuchte Tötung des Hamas-Führers Khaled Meshaal im Jahr 1997. Am helllichten Tag versuchten Agenten, ihn mit einer Giftspritze in der jordanischen Hauptstadt Amman umzubringen. Sie wurden festgenommen, und Meshaal fiel zwar ins Koma, überlebte aber. Um die Agenten freizubekommen, musste Israel ein Gegengift liefern und inhaftierte Hamas-Mitglieder freilassen. Die Beziehungen zu Jordanien zerbrachen daran fast.

Die dunkle Seite des Mossads: Kontroverse und internationale Reaktionen

Ein Coup in der digitalen Welt ist das Computervirus Stuxnet. Seine Entwicklung und Verbreitung werden weithin israelischen Geheimdiensten – möglicherweise in Kooperation mit anderen Ländern – zugeschrieben. Die Entdeckung des Schadprogramms schlug 2010 international hohe Wellen, denn es hatte zuvor zu schwerwiegenden Störungen an iranischen Atomanlagen geführt.

Erfolgreich war in der jüngsten Vergangenheit die Tötung des Hamas-Chefs Ismail Haniyeh, die ebenfalls dem Mossad zugeschrieben wird. Er wurde wohl durch ein Luftgeschoss in einem Schlafzimmer in einer Residenz der iranischen Revolutionsgarde in Teheran getötet. Die Politik unterstützt diese Aktionen: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres gesagt, er habe den Mossad angewiesen, „gegen die Hamas-Führer vorzugehen, wo immer sie sind“.