Erinnerungen an den Plärrer: Kindheitserinnerungen aus Augsburg
Das Thermometer zeigt 24 Grad, gefühlt sind es eher 26. Dennoch ist das Binswanger-Festzelt an diesem Nachmittag um 14 Uhr schon gut gefüllt. Sowohl im Außenbereich als auch im Inneren des Zeltes servieren die Servicekräfte ihre Schmankerl – und hauptsächlich Gebrautes. Spendiert hat beides, zumindest zum Großteil, die Stadt Augsburg, die Gäste zahlen heute lediglich fünf Euro. Auf der Bühne lassen es die Aretsrieder Musikanten krachen. Da gibt es keine „Hände zum Himmel“, und „Atemlos“ ist auch niemand. Nur pure Blasmusik – und jede Menge Erinnerungen an frühere Volksfeste. Es ist Seniorennachmittag auf dem Augsburger Plärrer.
„Das ist mal eine tolle Musik“, sagt Rosmarie Nowak. „Am Abend kannst du doch nicht mehr ins Bierzelt. Da ist laut, und dann tanzen die jungen Leute auf den Tischen. Da kann sich doch kein Mensch mehr unterhalten“, schiebt die 74-Jährige hinterher. Natürlich war auch früher nicht alles Gold, was glänzte. Die ehemalige Metzgereifachverkäuferin aus dem Stadtteil Lechhausen zuckt mit den Schultern: „Früher, als die vielen Amerikaner noch in Augsburg stationiert waren, ist schon viel gerauft worden im Bierzelt. Da musste die Polizei oft eingreifen.“ Rosemarie Nowak geht nicht nur am Seniorennachmittag auf den Plärrer: „Der ist Tradition, aber natürlich gehe ich auch noch am Kindernachmittag mit meinen Enkelkindern hierher. Die dürfen dann Karussell fahren.“
Monika Strauch, die drei Jahre ältere Freundin von Nowak, erinnert sich gerne an die alten Plärrerzeiten zurück. Sie grinst: „Wir standen immer bei den Autoscootern. Da lief die beste Musik, und da waren die coolsten Kerle.“ Dabei war für sie ein Volksfestbesuch auch oft beschwerlich: „Wir hatten ja damals kaum Geld. Deshalb sind wir von Lechhausen zum Plärrer gelaufen und auch wieder zurück, und das meistens barfuß“. Monika Strauch weiß auch, dass in ihrer Jugend immer das Schaller-Zelt der Treffpunkt war. Heute ist für sie ein Plärrerbesuch eine „liebgewordene Tradition.“
Der 82-jährige Helmut Knappich, der 1943 noch im Krieg geboren wurde, glaubt zu wissen, dass er im Jahr 1950 zum ersten Mal auf dem Plärrer war. „Damals gab es zwei Bierzelte. Fahrgeschäfte gab es wenige.“ Knappich zählt sie auf: „Eine Schiffschaukel, ein Kettenkarussell, ein Riesenrad und Autoscooter gab es zu der Zeit – und natürlich das Teufelsrad.“ Der Pensionär, der früher bei der Bundeswehr-Verwaltung gearbeitet hat, denkt auch an die wilde Zeit zurück, als die amerikanische Militärpolizei im Bierzelt teilweise für Ruhe und Ordnung sorgte. Sein Freund Dieter Zoglauer, fällt ihm ins Wort: „Die Amis haben oft gerauft, wenn sie betrunken waren, aber mit Messer war keiner unterwegs.“
Zoglauer ist in der Augsburger Fußballszene immer noch bekannt wie ein bunter Hund. Der mittlerweile 74-Jährige, der aufgrund seiner Körpergröße in Augsburg unter dem Spitznamen „der Turm“, bekannt ist, spielte zu seiner aktiven Zeit für den Bayernligisten Schwaben Augsburg. „Viele Siege haben wir früher auf dem Plärrer gefeiert, und manche Niederlage haben wir dort runtergespült“, sagt er lachend. „Der Plärrer ist einfach Tradition. Der Unterschied im Bierzelt: Früher war halt Blasmusik, jetzt spielen oft auch andere Bands, die Musik für junge Leute machen. Das ist ja auch okay.“ Für ihn ist der Seniorennachmittag eine willkommene Abwechslung, aber nicht nur: „Ich gehe schon noch drei- oder viermal auf den Herbstplärrer.“
Auf der Terrasse des Bierzeltes sitzen Armin Beck und sein Freund Olaf Pleger. Jeder eine Maß dunkles Bier vor sich und ein paar Schweinsbratwürstl. Als 17-Jähriger hat Beck auf dem Plärrer gearbeitet. Heute ist der ehemalige Polizeibeamte 67 Jahre alt. „Das ist jetzt 50 Jahre her, da habe ich mir beim Autoscooter Diebold ein bisschen Geld dazuverdient. Für sieben Tage gab es 100 Mark. Dafür würde heute kein Mensch mehr arbeiten.“ Auch er erinnert sich, dass es sehr viele Schlägereien gab in den 1970er Jahren: „Da ging es in den Bierzelten ganz schön zu.“ Natürlich ging er auch wegen der „Mädels“ auf den Plärrer. „Ich habe mich dann in der Leopardenspur ganz nach außen gesetzt. Aufgrund der Schwerkraft rutschten dann die Mädchen praktisch immer zu mir rüber. Das war eine Mordsgaudi.“
Olaf Pleger kann sich erinnern, dass er mit seinen Eltern und dem Großvater 1964 zum ersten Mal da war. „Da hat man als kleiner Junge schon große Augen gemacht“, meint der 65-Jährige, der Beamter bei der deutschen Telekom war. „Für mich ist der Plärrer Pflicht. Mit dem bin ich tief verwurzelt.“ Nicht nur, weil er da zum ersten Mal in einer Schiffschaukel war. Grund dafür ist auch eine besonders schöne Erinnerung: „Es gab ja damals einen Schießstand, wo man ein Foto schießen konnte, und ich war mit der Tochter des Besitzers eine Zeit lang zusammen. Irgendwann haben wir uns dann aber, wie das so ist im Leben, aus den Augen verloren.“ Für Beck und Pleger ist der Seniorennachmittag dann auch viel zu kurz: Ab 17 Uhr ist er offiziell beendet. Die beiden aber haben noch nicht genug. Beck lacht: Wir gehen jetzt ein Haus weiter im Plärrer, ins Bierkarussell.“ Na dann, Prost!
Das Thermometer zeigt 24 Grad, gefühlt sind es eher 26. Dennoch ist das Binswanger-Festzelt an diesem Nachmittag um 14 Uhr schon gut gefüllt. Sowohl im Außenbereich als auch im Inneren des Zeltes servieren die Servicekräfte ihre Schmankerl – und hauptsächlich Gebrautes. Spendiert hat beides, zumindest zum Großteil, die Stadt Augsburg, die Gäste zahlen heute lediglich fünf Euro. Auf der Bühne lassen es die Aretsrieder Musikanten krachen. Da gibt es keine „Hände zum Himmel“, und „Atemlos“ ist auch niemand. Nur pure Blasmusik – und jede Menge Erinnerungen an frühere Volksfeste. Es ist Seniorennachmittag auf dem Augsburger Plärrer.
„Das ist mal eine tolle Musik“, sagt Rosmarie Nowak. „Am Abend kannst du doch nicht mehr ins Bierzelt. Da ist laut, und dann tanzen die jungen Leute auf den Tischen. Da kann sich doch kein Mensch mehr unterhalten“, schiebt die 74-Jährige hinterher. Natürlich war auch früher nicht alles Gold, was glänzte. Die ehemalige Metzgereifachverkäuferin aus dem Stadtteil Lechhausen zuckt mit den Schultern: „Früher, als die vielen Amerikaner noch in Augsburg stationiert waren, ist schon viel gerauft worden im Bierzelt. Da musste die Polizei oft eingreifen.“ Rosemarie Nowak geht nicht nur am Seniorennachmittag auf den Plärrer: „Der ist Tradition, aber natürlich gehe ich auch noch am Kindernachmittag mit meinen Enkelkindern hierher. Die dürfen dann Karussell fahren.“
Monika Strauch, die drei Jahre ältere Freundin von Nowak, erinnert sich gerne an die alten Plärrerzeiten zurück. Sie grinst: „Wir standen immer bei den Autoscootern. Da lief die beste Musik, und da waren die coolsten Kerle.“ Dabei war für sie ein Volksfestbesuch auch oft beschwerlich: „Wir hatten ja damals kaum Geld. Deshalb sind wir von Lechhausen zum Plärrer gelaufen und auch wieder zurück, und das meistens barfuß“. Monika Strauch weiß auch, dass in ihrer Jugend immer das Schaller-Zelt der Treffpunkt war. Heute ist für sie ein Plärrerbesuch eine „liebgewordene Tradition.“
Der 82-jährige Helmut Knappich, der 1943 noch im Krieg geboren wurde, glaubt zu wissen, dass er im Jahr 1950 zum ersten Mal auf dem Plärrer war. „Damals gab es zwei Bierzelte. Fahrgeschäfte gab es wenige.“ Knappich zählt sie auf: „Eine Schiffschaukel, ein Kettenkarussell, ein Riesenrad und Autoscooter gab es zu der Zeit – und natürlich das Teufelsrad.“ Der Pensionär, der früher bei der Bundeswehr-Verwaltung gearbeitet hat, denkt auch an die wilde Zeit zurück, als die amerikanische Militärpolizei im Bierzelt teilweise für Ruhe und Ordnung sorgte. Sein Freund Dieter Zoglauer, fällt ihm ins Wort: „Die Amis haben oft gerauft, wenn sie betrunken waren, aber mit Messer war keiner unterwegs.“
Zoglauer ist in der Augsburger Fußballszene immer noch bekannt wie ein bunter Hund. Der mittlerweile 74-Jährige, der aufgrund seiner Körpergröße in Augsburg unter dem Spitznamen „der Turm“, bekannt ist, spielte zu seiner aktiven Zeit für den Bayernligisten Schwaben Augsburg. „Viele Siege haben wir früher auf dem Plärrer gefeiert, und manche Niederlage haben wir dort runtergespült“, sagt er lachend. „Der Plärrer ist einfach Tradition. Der Unterschied im Bierzelt: Früher war halt Blasmusik, jetzt spielen oft auch andere Bands, die Musik für junge Leute machen. Das ist ja auch okay.“ Für ihn ist der Seniorennachmittag eine willkommene Abwechslung, aber nicht nur: „Ich gehe schon noch drei- oder viermal auf den Herbstplärrer.“
Auf der Terrasse des Bierzeltes sitzen Armin Beck und sein Freund Olaf Pleger. Jeder eine Maß dunkles Bier vor sich und ein paar Schweinsbratwürstl. Als 17-Jähriger hat Beck auf dem Plärrer gearbeitet. Heute ist der ehemalige Polizeibeamte 67 Jahre alt. „Das ist jetzt 50 Jahre her, da habe ich mir beim Autoscooter Diebold ein bisschen Geld dazuverdient. Für sieben Tage gab es 100 Mark. Dafür würde heute kein Mensch mehr arbeiten.“ Auch er erinnert sich, dass es sehr viele Schlägereien gab in den 1970er Jahren: „Da ging es in den Bierzelten ganz schön zu.“ Natürlich ging er auch wegen der „Mädels“ auf den Plärrer. „Ich habe mich dann in der Leopardenspur ganz nach außen gesetzt. Aufgrund der Schwerkraft rutschten dann die Mädchen praktisch immer zu mir rüber. Das war eine Mordsgaudi.“
Olaf Pleger kann sich erinnern, dass er mit seinen Eltern und dem Großvater 1964 zum ersten Mal da war. „Da hat man als kleiner Junge schon große Augen gemacht“, meint der 65-Jährige, der Beamter bei der deutschen Telekom war. „Für mich ist der Plärrer Pflicht. Mit dem bin ich tief verwurzelt.“ Nicht nur, weil er da zum ersten Mal in einer Schiffschaukel war. Grund dafür ist auch eine besonders schöne Erinnerung: „Es gab ja damals einen Schießstand, wo man ein Foto schießen konnte, und ich war mit der Tochter des Besitzers eine Zeit lang zusammen. Irgendwann haben wir uns dann aber, wie das so ist im Leben, aus den Augen verloren.“ Für Beck und Pleger ist der Seniorennachmittag dann auch viel zu kurz: Ab 17 Uhr ist er offiziell beendet. Die beiden aber haben noch nicht genug. Beck lacht: Wir gehen jetzt ein Haus weiter im Plärrer, ins Bierkarussell.“ Na dann, Prost!
Die Bedeutung des Augsburger Plärrers
Der Augsburger Plärrer hat im Laufe der Jahre eine besondere Bedeutung für die Bewohner der Stadt und ihre Traditionen entwickelt. Von den frühen Jahren mit nur wenigen Fahrgeschäften bis zur heutigen Vielfalt der Attraktionen und Veranstaltungen hat sich der Plärrer zu einem festen Bestandteil des kulturellen Lebens in Augsburg entwickelt.
Ein Ort der Erinnerungen und Gemeinschaft
Für viele Augsburger ist der Plärrer nicht nur ein Ort der Unterhaltung und des Vergnügens, sondern auch ein Ort der Erinnerungen und Gemeinschaft. Die verschiedenen Generationen, von den Senioren, die sich an die alten Zeiten erinnern, bis zu den jüngeren Besuchern, die neue Erinnerungen schaffen, finden hier einen Ort der Verbundenheit und Tradition.
Die Zukunft des Augsburger Plärrers
Der Augsburger Plärrer mag sich im Laufe der Jahre verändert haben, aber seine Bedeutung für die Bewohner der Stadt bleibt bestehen. Mit neuen Attraktionen, Veranstaltungen und Traditionen wird der Plärrer auch in Zukunft eine wichtige Rolle im kulturellen Leben von Augsburg spielen. Es ist ein Ort, an dem Erinnerungen weiterleben und neue Geschichten geschrieben werden.