Donald Trump: Der Westen und die Gegenbewegung-68

Die Inauguration von Donald Trump hat eine gewaltige Veränderung ausgelöst, deren Auswirkungen noch nicht überall spürbar sind. Viele glauben fälschlicherweise, dass „Populisten“ mehr reden als handeln, und erinnern sich daran, dass Trump bereits vier Jahre regierte, ohne die Welt grundlegend zu verändern. Trump 2.0 wird jedoch tiefergehende Spuren hinterlassen, auch hierzulande. Anders als bei seinem ersten Amtsantritt fällt sein zweiter in eine Zeit, in der die nationalkonservative Agenda des amerikanischen Präsidenten international anerkannt ist. Selbst kritische Stimmen haben sich verändert und versuchen nun, das Phänomen Trump zu verstehen und einzuordnen. Es scheint, als hätte man sich ein wenig daran gewöhnt.

Historiker Niall Ferguson sprach kürzlich von einem „vibe shift“, einem grundlegenden Stimmungswandel, der weite Teile der Welt erfasst hat. Die Rückkehr zu Sichtweisen, die im Westen der letzten fünfzig Jahre keine Konjunktur hatten, ist offensichtlich: nationale Interessen voranstellen, Pathos für heroische Taten nutzen, Missstände offen ansprechen und kompromisslos beseitigen. Selbst Friedrich Merz, weit entfernt von Trump, fordert jetzt ein Einreiseverbot für Asylbewerber und sagt: Make Europe great again.

Das Universalmoralische und Technokratische, das einst den politischen Kosmos des Westens prägte, verliert an Attraktivität. Der „Davos Man“, der einst für Globalisierung, Inklusion und Nachhaltigkeit eintrat, wird heute von vielen als bloßer Scharlatan angesehen. Stattdessen wird nach dem unbeirrbaren Strongman gesucht, der mit roher Sprache und unkonventionellen Methoden die Wahrheit ausspricht. Trump und der argentinische Präsident Javier Milei sind Beispiele für diese neuen Leader-Typen, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Einwanderung, Klimaschutz, Multilateralismus – alles steht auf dem Prüfstand. Die Angst vor wirtschaftlichem Abstieg und kultureller Überforderung durch Massenmigration hat diesen neuen Leader-Typus an die Macht gebracht. Die Kritiker des liberalen Systems stellen nicht nur dessen Auswüchse infrage, sondern grundsätzlich alles, was einst als zivilisatorischer Fortschritt galt.

Wie ein gottgesandter Rächer setzte Trump in seiner Antrittsrede das Volk über seine Exekutivverordnungen in Kenntnis. Während die Anti-Trump-Welt dies als beängstigend empfand, waren Trump-Anhänger begeistert. Das Pendel schwingt zurück, und Diskussionen über Migration, Genderfragen und Klimaschutz werden neu geführt.

Gesellschaftspolitisch erlebt der Westen eine Gegenbewegung, auch wenn das linke Erbe noch in vielen Bereichen präsent ist. Der rechte Marsch durch die Institutionen wird langsam aber sicher auch in diesen Bereichen ankommen. Die weltanschauliche Rolle rückwärts birgt Risiken, besonders wenn sie die internationale Ordnung beeinflusst. Die Zeichen stehen auf Mächteringen und Kräftemessen, was die Kriegsgefahr erhöht. Deutschland und Westeuropa sind auf diese neue Zeit denkbar schlecht vorbereitet.

Insgesamt scheint der Einfluss von Donald Trump und der neuen Leader-Typen eine tiefgreifende Veränderung in der Welt zu markieren. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen in Zukunft auswirken werden.