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In Köln-Wahn wurde nach auffälligen Wasserwerten eine Kaserne der Luftwaffe abgesperrt. Der Staatsschutz ermittelt wegen einer möglichen Sabotageaktion gegen die Bundeswehr. Was ist passiert?

Nach einem Vorfall am Wasserwerk der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn ermitteln Polizei und Staatsschutz. Es geht um den Verdacht einer gegen die Bundeswehr gerichteten Sabotageaktion. Die Kaserne wurde zwischenzeitlich gesperrt.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bestätigte Untersuchungen, „weil es Verdacht auf einen Eindringversuch oder ein vollzogenes, illegales Eindringen gibt“. Er sagte: „Auch der Verdacht von Sabotage besteht.“ Was ist konkret vorgefallen?

Einem Sprecher der Bundeswehr zufolge waren in der Nacht „abnorme Werte“ bei der ständig laufenden Trinkwasserüberprüfung festgestellt worden. Demnach fiel dann auch ein Loch in einem Zaun auf, „durch das eine Person durchpasst“. Das Wasser wurde daraufhin abgestellt und die Kaserne abgesperrt. Sie durfte über Stunden nicht mehr betreten oder verlassen werden.

Die Suche nach einem Eindringling sei ergebnislos verlaufen, so der Sprecher. Die Behörden gingen von einem oder mehreren Tätern aus. Nun sollen Videoaufnahmen ausgewertet werden. Ob ein Zusammenhang zwischen den Wasserwerten und dem Loch im Zaun bestehe, sei noch unklar. „Wir nehmen den Vorfall sehr ernst“, sagte der Sprecher. Wie lautet der konkrete Verdacht?

Im Raum steht der zunächst unbestätigte Verdacht, dass die Wasserversorgung sabotiert worden sein könnte. Für die Untersuchung wurden auch Wasserproben entnommen. Unbestätigt blieb, dass Soldaten über Übelkeit geklagt haben sollen. Einem Sprecher der Bundeswehr zufolge waren keine Krankheitsfälle bekannt.

Laut einem Bericht des Spiegel waren Soldatinnen und Soldaten sowie zivile Kräfte jedoch in internen Mitteilungen dringlich dazu aufgerufen, keinesfalls Trinkwasser zu entnehmen. Selbst das Duschen sei untersagt worden. Wie laufen nun die Ermittlungen?

Neben Polizei und Militärpolizei sind in Köln auch der Militärische Abschirmdienst (MAD) und der Staatsschutz an den Untersuchungen beteiligt. Die Polizei ermittelt nun zunächst wegen Hausfriedensbruch gegen Unbekannt. Für gesundheitliche Schäden, die im Rahmen der Vorfälle entstanden sein könnten, hat die Polizei nach eigenen Angaben bislang keine Anhaltspunkte.

Inzwischen ist die Kaserne wieder geöffnet. Das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr schrieb bei X, die Beweisaufnahme vor Ort sei abgeschlossen. Wer ist in Köln stationiert?

In der Bundeswehr-Kaserne in Köln-Wahn direkt am Flughafen Köln-Bonn befinden sich Teile der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums. Dazu sind dort höhere Kommandobehörden wie auch insgesamt etwa 4300 Soldatinnen und Soldaten sowie 1200 zivile Angestellte stationiert. Auch am Standort Geilenkirchen gab es einen Vorfall – welchen?

In der insgesamt angespannten Lage wurden auch am Rande des NATO-Flugplatzes Geilenkirchen – von dort starten und landen Aufklärungsflüge – verdächtige Beobachtungen gemacht. Laut WDR-Informationen wurde die Sicherheitsstufe auf dem Stützpunkt daraufhin erhöht.

Gegen 22 Uhr entdeckten Einsatzkräfte der Militärpolizei demnach eine Person am Zaun der NATO-Air-Base. Die Personalien wurden festgestellt, teilte ein NATO-Sprecher mit. Eine Festnahme habe es nicht gegeben. Berichten über eine Abriegelung des Militärflugplatzes wurde widersprochen.

Eine Sicherheitsbehörde ordnete jedoch an, auch dort das Trinkwasser zu untersuchen. Es wurden keine Auffälligkeiten festgestellt. Was folgt aus den Ereignissen?

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) rät nach den Vorfällen zu erhöhter Aufmerksamkeit. „Wir haben an beiden Orten schnell reagiert, Zugänge gesperrt, Kontrollen verschärft, Ermittlungsbehörden eingeschaltet und Laboruntersuchungen veranlasst. Die Vorfälle zeigen, dass wir weiterhin wachsam bleiben müssen“, sagte Pistorius dem Spiegel.

„Selbstverständlich überprüfen wir auch nach diesen Vorfällen unsere Absicherungspläne und passen diese bei Bedarf an. Dies ist bereits in Auftrag gegeben“, betonte der SPD-Politiker. Gibt es Erkenntnisse zu den Hintergründen?

Wer hinter den möglichen Aktionen steckt, ist bislang unklar. Auf Fragen zu einem politischen Zusammenhang äußerte sich das Verteidigungsministerium nicht im Detail.

Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marcus Faber (FDP), lenkte allerdings den Verdacht auf Russland. „Aufgrund der zeitlichen Nähe der Vorfälle in den beiden Kasernen kann man vermuten, dass ein feindlicher Akteur hier bei uns seine Sabotage-Fähigkeiten demonstrieren will“, sagte Faber der „Bild“. „Der Akteur, der gerade das größte Interesse daran hat, ist Putin“, fügte er mit Blick auf den russischen Präsidenten hinzu.

Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestages, Konstantin von Notz (Grüne). „Es steht natürlich der Verdacht im Raum, dass es sich hier um eine russische Sabotage-Aktion handeln könnte“, sagte er dem Sender Welt TV. Dies sei für die Ermittlungen eine „konkrete Arbeitsthese“.

Konkrete Anhaltspunkte in der Richtung sind bislang allerdings nicht bekannt.

Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wird die Sicherheitslage jedoch insgesamt neu bewertet. Sicherheitsexperten haben wiederholt gewarnt, dass auch militärische Infrastruktur Ziel von Ausspähungen oder Sabotageversuchen sein könne.

Der Stützpunkt Köln-Wahn spielt laut einem Bericht des Spiegel bei der militärischen Unterstützung der Ukraine eine wichtige Rolle. In Deutschland ausgebildete ukrainische Soldaten reisen demnach von hier regelmäßig über Polen zurück in die Ukraine.