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Börsenbericht: Spannung am Markt

Stand: 16.09.2024 15:04 Uhr

Die Anlegerinnen und Anleger am Aktienmarkt sind gespannt und vorsichtig, da die US-Notenbank Federal Reserve eine wichtige Sitzung plant. Vor dieser Unsicherheit nehmen sie lieber Gewinne mit, was dazu führt, dass der DAX leicht im Minus liegt.

Die Investoren an der Frankfurter Börse ziehen sich vor der Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve am Mittwoch zurück. Angesichts der Unsicherheit über die Höhe des Zinsschrittes in den USA und fehlender Impulse nehmen sie stattdessen lieber die Gewinne der Vorwoche mit. Der DAX sinkt am frühen Nachmittag um etwa 0,3 Prozent auf 18.639 Punkte.

Am Freitag hatte der deutsche Leitindex noch eine erfolgreiche Woche mit weiteren Kursgewinnen beendet und war um 0,98 Prozent auf 18.699 Zähler geklettert. Nach drei starken Börsentagen in Folge betrug der Gewinn auf Wochensicht rund zwei Prozent. „Die letzte Woche war am Aktienmarkt exzellent. Jetzt stellt sich die große Frage, wie es weitergeht“, bringt es Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners, auf den Punkt.

Der mit Abstand wichtigste Faktor am Aktienmarkt in dieser Woche ist die Zinssitzung der Fed. „Mit dem passenden geldpolitischen Entscheid aus Washington am Mittwoch könnte die Jagd auf ein neues Allzeithoch noch einmal Fahrt aufnehmen. Eine gleichzeitig noch immer geringe Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA animiert die Investoren zu Aktienkäufen“, sagt Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets.

Am Markt wird fest damit gerechnet, dass die Fed zum ersten Mal seit mehr als vier Jahren die Zinsen senken wird – darauf gibt es klare Hinweise aus den Reihen der Währungshüter. Das Ausmaß und die Abfolge künftiger Zinsschritte ließen sie allerdings bislang offen. Sie wollen die Entscheidung von der weiteren Entwicklung von Konjunkturdaten abhängig machen. „25 oder 50 Basispunkte am Mittwoch – so lautet die entscheidende Frage für diese Woche“, kommentiert Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. „Am Anleihe- und Terminmarkt eingepreist und gefühlt liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50:50. Eine Gruppe muss und wird die Fed also enttäuschen, und diese muss sich nach der Entscheidung neu positionieren.“

Beide Möglichkeiten könnten Fachleuten zufolge sowohl positiv als auch negativ aufgenommen werden. Ein großer Zinsschritt dürfte demnach sowohl Euphorie auslösen als auch die Sorgen über den Zustand der US-Wirtschaft verstärken. Die Notenbank versucht, mit hohen Zinsen die Inflation einzudämmen, ohne die Konjunktur abzuwürgen. Ein kleiner Schritt um 25 Basispunkte könnte dagegen zwar die Rezessionsängste der Anlegerinnen und Anleger lindern. Andererseits stünde er für ein behutsames, aber eventuell auch zu zögerliches Vorgehen der Geldpolitik.

„Unabhängig davon, ob die Fed die Zinsen um 25 oder 50 Basispunkte senkt, wird die Marktreaktion von zwei Dingen abhängen“, erklärt Kathleen Brooks, Chefanalystin beim Broker XTB. Erstens gehe es darum, wie sie den Schritt und die Gründe dafür kommuniziert, und zweitens darum, wie die aktuelle Erwartung der Fed-Mitglieder für die weitere Zinsentwicklung ausfalle.

Der Euro profitiert von der Dollar-Schwäche, die durch die Aussicht auf eine Zinssenkung in den USA verursacht wird. Dadurch legt der Euro auf 1,1127 Dollar zu, verglichen mit 1,1081 Dollar am letzten Freitag. Auch der japanische Yen gewinnt gegenüber dem Dollar an Wert und erreicht zeitweise den höchsten Stand seit etwa einem Jahr.

Die Rekordjagd am Goldmarkt setzt sich fort, da die Aussicht auf sinkende Zinsen in den USA den Preis für eine Feinunze auf ein neues Rekordhoch von 2.589,64 Dollar steigen lässt. Auch in Euro gerechnet erreicht die Notierung ein Rekordhoch, bei 2.334,80 Euro je Unze. Die steigenden Goldpreise werden vor allem durch die Aussicht auf sinkende Zinsen angetrieben.

Die Ölpreise knüpfen an die Erholung der vergangenen Woche an und steigen weiter. Am Vormittag kostet ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November 72,20 Dollar, ein Anstieg um 59 Cent im Vergleich zum letzten Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Oktober steigt um 72 Cent auf 69,37 Dollar. Die Entwicklung der Öllieferungen aus Libyen wird als Grund für die Preisanstiege genannt, da die Exporte aufgrund politischer Streitigkeiten im Land deutlich gesunken sind.

Der Chef der italienischen Großbank Unicredit wirbt für einen Zusammenschluss mit der Commerzbank, wobei er einen erheblichen Mehrwert für alle Stakeholder sieht. Commerzbank-Chef Manfred Knof äußert sich dagegen zurückhaltend und betont, dass die Commerzbank an ihrer Strategie festhält, um profitabler zu werden. Die Bundesregierung bleibt vorerst neutral zu den Übernahmeavancen.

Zum Start der Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation präsentiert Volkswagen die neue Generation seines Transporters, den „New Transporter“, der die Nachfolge des bisherigen T6.1 antreten soll. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil fordert günstigere Automodelle bei VW, um eine Lücke im Angebot zu schließen.

Traton-Chef Christian Levin fordert mehr Unterstützung der Politik für elektrische Nutzfahrzeuge, um das Ziel zu erreichen, den Anteil der Elektro-Lastwagen bis 2030 auf 50 Prozent zu steigern. Daimler Truck kündigt die Serienproduktion seines Langstrecken-Elektro-Lkw an, der eine hohe Reichweite ohne Zwischenladen ermöglichen soll.

Merck baut seine Partnerschaft mit Siemens aus, um den digitalen Wandel in der Fertigung voranzutreiben. Südzucker passt aufgrund des Preisverfalls bei Zucker seine Jahresziele für 2024/25 an, während Vossloh Großaufträge von der Deutschen Bahn erhält.

Boeing könnte eine Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit drohen, da die Rating-Firma Moody’s den Auswirkungen eines Streiks seiner Arbeiter auf die Finanzen des Unternehmens nachgeht. Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet eine rasche Lösung für den Verkauf der Anteile von Rosneft an der PCK-Raffinerie in Schwedt. BioNTech wird Sponsor des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05.

Diese Entwicklungen am Markt zeigen die Vielfalt und Spannung, die derzeit an den Börsen herrscht. Die Anlegerinnen und Anleger bleiben gespannt auf die Entscheidungen der US-Notenbank und die Zukunft der Wirtschaft.