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## Auswirkungen des EU-Mercosur-Abkommens auf die EU-Wirtschaft

Am 6. Dezember 2024 um 16:43 Uhr wurde das historische Abkommen zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten unterzeichnet, das die größte Freihandelszone der Welt entstehen lässt und über 700 Millionen Menschen betrifft. Doch was bedeutet dieser Pakt für die EU-Wirtschaft? Welche Länder und Branchen könnten am meisten davon profitieren, und wer übt Kritik?

### Was erhofft sich die EU von dem Freihandelsabkommen?

Die EU verfolgt mit diesem Abkommen sowohl wirtschaftliche als auch geostrategische Ziele. Einerseits erhofft sie sich Vorteile für die heimische Industrie, indem europäische Unternehmen ihre Produkte günstiger in den Mercosur-Ländern verkaufen oder von Importen aus Südamerika profitieren können. Andererseits strebt die EU danach, ihre Abhängigkeit von China und den USA zu verringern und bessere Handelsbeziehungen mit anderen Regionen der Welt aufzubauen.

### Warum ist der Pakt für die EU so interessant?

Die Mercosur-Länder (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) bilden zusammen die fünftgrößte Wirtschaftsregion der Welt mit einem jährlichen Bruttoinlandsprodukt von 2,2 Billionen Euro und über 260 Millionen Einwohnern. Im vergangenen Jahr importierten sie Waren im Wert von 55,7 Milliarden Euro aus der EU, während ihre Exporte in die EU 53,7 Milliarden Euro betrugen. Laut EU-Angaben könnten rund 60.500 europäische Unternehmen von diesem Abkommen profitieren.

### Wie groß wären die wirtschaftlichen Effekte?

Verschiedene Studien, darunter vom Institut der deutschen Wirtschaft, deuten darauf hin, dass die gesamtwirtschaftlichen Effekte des Abkommens relativ gering sein könnten. Das BIP der EU könnte zwischen 2024 und 2040 lediglich um 0,06 Prozent wachsen, was etwa 11,3 Milliarden US-Dollar entspricht. Brasilien könnte mit einem BIP-Zuwachs von 0,46 Prozent, das 9,3 Milliarden US-Dollar entspricht, am meisten profitieren. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft könnten also eher bescheiden ausfallen.

### Welche Sparten der Wirtschaft könnten besonders profitieren?

Die Industrie, insbesondere die deutschen Autobauer, hofft auf gute Geschäfte. Bisherige hohe Zölle auf Autoexporte in die Mercosur-Staaten haben den Export eingeschränkt. Auch Lebensmittelhersteller könnten profitieren, da Produkte wie Schokolade, Wein, Spirituosen und Erfrischungsgetränke bisher mit hohen Zöllen belegt sind.

### Europäische Landwirte warnen – warum?

Europäische Landwirte befürchten die Billigkonkurrenz aus Südamerika, wo die Lohnkosten niedriger sind. Sie warnen vor einer Verdrängung der heimischen Produktion durch Agrarimporte mit niedrigeren Standards, was sich negativ auf Verbraucher, Landwirte, Umwelt und Klima auswirken könnte. Außerdem machen sie sich Sorgen über niedrigere Umweltstandards in den Mercosur-Ländern.

### Was ist dran an der Kritik der Bauern?

Das Abkommen beinhaltet Schutzmechanismen für sensible Agrarprodukte, wie eine begrenzte Einfuhrmenge von Rindfleisch zu reduzierten Zollsätzen. Dennoch fürchten die Bauern, dass die EU-Produktion leicht zurückgehen könnte, besonders in der Schweine- und Geflügelfleischbranche.

### Warum kritisieren Umweltschützer das Freihandelsabkommen?

Umweltschützer befürchten, dass das Abkommen die Umweltzerstörung, insbesondere im Amazonas-Regenwald, vorantreiben könnte. Die steigenden Absatzchancen für landwirtschaftliche Produkte könnten die Abholzungsraten erhöhen und die Artenvielfalt gefährden.

### Wie reagieren EU und Bundesregierung auf die Kritik?

Die EU und die Bundesregierung weisen die meisten Vorwürfe als unbegründet zurück und betonen die überwiegenden gesamtwirtschaftlichen Vorteile des Abkommens. Sie versichern, dass die Importe weiterhin den EU-Vorschriften entsprechen müssen, insbesondere in Bezug auf Pestizide und andere Stoffe.

### Frankreich und Italien sind gegen das Abkommen. Kann es trotzdem in Kraft treten?

Obwohl Frankreich und Italien gegen das Abkommen sind, könnte es dennoch in Kraft treten, da die EU-Kommission versuchen könnte, den politischen Teil vom Handelsteil zu trennen und letzteren per Mehrheitsentscheidung anzunehmen.

### Wann könnte das Abkommen formell unterzeichnet werden?

Nach Abschluss der Verhandlungen und einer rechtlichen Prüfung wird die Unterzeichnung des Abkommens voraussichtlich in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres stattfinden.