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Die dunklen Geheimnisse der Meyer-Werft

Die deutsche Seite hatte darauf bestanden, dass der finnische Standort nicht in Konkurrenz zu den deutschen Standorten treten darf, sollte ein Auftrag nicht angenommen werden. Hier hatte die finnische Regierung im letzten Moment noch Klärungsbedarf angemeldet. Von „letzten Details“ war im Berliner Wirtschaftsministerium die Rede. Ansonsten war am Freitag schon alles klar. Der Bundestag hatte am Mittwoch zugestimmt, der Bund und das Land Niedersachsen sollten zu Anteilseignern werden, die neue Finanzierung durch die Banken war geregelt. Die Aussichten auf dem Markt für Kreuzfahrtschiffe gelten nach dem Einbruch der Corona-Jahre eigentlich wieder als günstig. Die Meyer-Werft ist bis in die Jahre 2033 und 2034 mit Aufträgen ausgelastet. Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, fehlt noch die finale Auftragserteilung für ein einziges Schiff. Dann ist die Kapazitätsgrenze für die nächste Dekade erreicht.

Die dunklen Geheimnisse hinter den Schwierigkeiten der Meyer-Werft

Die Meyer-Werft, einst ein stolzes und führendes Unternehmen im Schiffbau, sah sich in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die es in die finanzielle Schieflage brachten. Ein erweiterter Bericht von Deloitte, der die Sanierungsfähigkeit des Unternehmens untersuchte, enthüllte zahlreiche Mängel im Management und den Betriebsabläufen. Insbesondere das Controlling erwies sich als unzureichend, da monatliche Abschlüsse fehlten und die Baufortschritte der Schiffe nicht adäquat überwacht wurden. Dies führte zu einem Mangel an verlässlichen Zahlen, sowohl für das Management als auch für die Kunden.

Ein Kunde, der anonym bleiben wollte, bemerkte, dass das Management oft nicht über die Entwicklungen bei den Projekten informiert war. Dies deutet auf eine unkoordinierte Arbeitsweise innerhalb des Unternehmens hin, die sich in allen Bereichen, insbesondere im Einkauf, negativ auswirkte. Die Werft kaufte etwa 75% der benötigten Materialien und Dienstleistungen von externen Lieferanten, was zu fehlender Kontrolle über die Preise und Qualitätsproblemen führte. Die unklaren Abläufe und Strukturen innerhalb des Unternehmens beeinträchtigten nicht nur die Effizienz, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt.

Der Weg zur Sanierung

Die Meyer-Werft sah sich gezwungen, einen Chief Restructuring Officer (CRO) einzusetzen, um das Unternehmen zurück auf Kurs zu bringen. Ralf Schmitz, ein erfahrener Sanierer, übernahm die Verantwortung und arbeitete daran, die Zahlungsunfähigkeit der Werft bis Mitte September zu verhindern. Eine Zwischenfinanzierung und die Stundung von Rückzahlungen durch Schuldschein-Geber halfen dabei, die Insolvenz abzuwenden. Schmitz konzentrierte sich darauf, das Controlling zu verbessern, Monatsberichte zu erstellen und eine professionelle Liquiditätsplanung einzuführen.

Die Meyer-Werft plant, die Zahlungsbedingungen mit den Kunden zu ändern, um eine stabilere finanzielle Grundlage zu schaffen. Die aktuellen Herausforderungen auf dem Markt, insbesondere die Konkurrenz von staatlich unterstützten Werften in Italien und Frankreich, erfordern eine Anpassung der Geschäftsmodelle. Schmitz strebt nach einer langfristigen Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der Werftengruppe, die durch Innovationen und eine breitere Produktpalette erreicht werden soll.

Die Rolle der Bundesregierung und die Zukunftsaussichten

Die geplante Beteiligung der Bundesregierung an der Meyer-Werft hat zu kontroversen Diskussionen geführt, da einige kritische Stimmen Bedenken gegen eine Verstaatlichung äußerten. Dennoch wird die technologische Führerschaft der Werft als entscheidender Faktor für die maritime Wirtschaft in Deutschland angesehen. Mit einem klaren Fokus auf Qualität, Nachhaltigkeit und Digitalisierung strebt die Meyer-Werft eine erfolgreiche Neuausrichtung bis 2028 an.

Der Weg zur Sanierung erfordert nicht nur finanzielle Stabilität, sondern auch eine umfassende Neustrukturierung der Betriebsabläufe und Geschäftsmodelle. Die Meyer-Werft muss sich den aktuellen Herausforderungen stellen und ihre Position als Branchenführer behaupten, um langfristig erfolgreich zu sein. Die geplante Erweiterung der Produktpalette und die verstärkte Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern sollen dazu beitragen, die Innovations- und Technologieführerschaft der Werftengruppe zu sichern.

Die Zukunft der Meyer-Werft liegt in der Hand von Sanierer Ralf Schmitz und seinem Team, die mit Entschlossenheit und Fachkenntnis daran arbeiten, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Durch eine strategische Neuausrichtung, eine verbesserte finanzielle Stabilität und eine klare Vision für die Zukunft strebt die Meyer-Werft eine erfolgreiche Neuausrichtung bis 2028 an. Mit einem starken Fokus auf Qualität, Innovation und Nachhaltigkeit soll die Werftengruppe ihre führende Position in der maritimen Industrie behaupten und langfristigen Erfolg sicherstellen.