Analyse des DAX: Warum der Markt nicht in die Gewinnspur zurückfindet

Anleger bleiben vorsichtig

Die Hoffnung auf eine echte Erholung am Aktienmarkt erfüllt sich im frühen Handel nicht, der DAX fällt weiter zurück. Auf Wochensicht dürfte die Bilanz damit sehr schwach ausfallen. Der DAX startet mit einem Minus von 0,3 Prozent auf rund 22.500 Punkten in den letzten Handelstag der Woche. Gestern war der DAX mit einem Minus von 0,5 Prozent auf 22.567 Zählern aus dem Handel gegangen. Vom jüngsten Rekordhoch bei 23.475 Punkten hat sich der deutsche Leitindex angesichts der Unruhe an den Märkten wegen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump wieder entfernt. Derzeit deutet sich ein Wochenverlust von etwa zwei Prozent an, seit Jahresbeginn hat der DAX aber noch um mehr als zehn Prozent zugelegt.

Trump 2.0 macht Sorgen

Die ständig wechselnden Zollansagen von Präsident Donald Trump sorgen für Nervosität an den Märkten. „Die aktuell erhöhte Volatilität wird sich zunächst fortsetzen“, kommentiert Robert Halver, Marktexperte bei der Baader Bank. Zuletzt erklärte US-Präsident Donald Trump, er werde die Einfuhren europäischer Weine und Spirituosen mit Zöllen in Höhe von 200 Prozent belegen, wenn die Europäische Union die im nächsten Monat in Kraft tretenden Vergeltungszölle auf amerikanischen Whiskey und andere Produkte nicht aufhebe. „Ich denke, Trump 2.0 ist nicht mit Trump 1.0 zu vergleichen. Dieses Mal scheint der Präsident bereit zu sein, die US-Märkte und die Wirtschaft leiden zu lassen, während er seine ‚America first‘-Ziele umsetzt“, sagte Michael Strobaek, Global Chief Investment Officer bei Lombard Odier.

DAX deutlich besser als der Dow

Trotz der Turbulenzen hatten sich europäische Aktien zuletzt jüngst besser entwickelt als der US-Markt. „Meine Interpretation ist, dass europäische Aktien gemessen an ihren Gewinnaussichten zu niedrig bewertet wurden. Verantwortlich für die pessimistische Haltung von Anlegern gegenüber europäischen Aktien dürften politische Unsicherheiten, der Russland-Ukraine-Krieg und strukturelle Standortnachteile sein“, sagt Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Der Marktexperte ist der Ansicht, dass diese Unterbewertung die Basis sei für eine Fortsetzung der jüngsten Outperformance von Europa gegenüber den USA, wenn bei den genannten Faktoren eine Verbesserung eintrete.

Großhandelpreise mit größtem Anstieg seit März 2023

Die deutschen Großhändler haben ihre Preise im Februar so deutlich erhöht wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Sie stiegen um 1,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ein größeres Plus gab es zuletzt im März 2023. Im Januar hatte es einen Anstieg von 0,9 Prozent gegeben und im Dezember ein Mini-Plus von 0,1 Prozent – das war der erste Anstieg seit mehr als anderthalb Jahren. Der Großhandel gilt als wichtiges Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden. Preisveränderungen kommen meist verzögert und zumindest teilweise auch bei den Verbrauchern an.

Wall Street fällt immer weiter zurück

Die von der US-Zollpolitik geschürten Konjunkturängste der Anleger lasten derweil weiterhin auf der Wall Street. Der US-Standardwerteindex Dow Jones hatte sich gestern mit einem Minus von 1,3 Prozent bei 40.813 Punkten aus dem Handel verabschiedet. Der breit gefasste S&P 500 verlor 1,4 Prozent auf 5.521 Zähler, und der technologielastige Nasdaq gab 2,0 Prozent auf 17.303 Stellen nach.

Asiatische Börsen auf Erholungskurs

Die asiatischen Börsen sind heute zum Ende der Handelswoche gestiegen. Der Leitindex Nikkei 225 schloss 0,7 Prozent höher auf 37.053 Punkten. Etwas gebremst wurde die Entwicklung durch den Anleihemarkt. Staatsanleihen mit 30 Jahren Laufzeit hatten die höchste Rendite seit 2008 erreicht. Die chinesischen Börsen setzten ihre überdurchschnittliche Entwicklung der vergangenen Wochen fort. Die Marktteilnehmer der Deutschen Bank verwiesen auf die Nachricht, wonach es am Montag eine Pressekonferenz mehrerer Ministerien zum Thema Stützung des Konsums geben soll. Gefragt waren daher Konsumgüterwerte. Der CSI-300-Index mit den wichtigsten chinesischen Festlandsaktien zog im späten Handel um 2,4 Prozent auf 4.006 Punkte an. Für den Hang-Seng-Index der Sonderverwaltungszone Hongkong ging es um 2,35 Prozent auf 24.014 Punkte nach oben.

Tesla warnt vor negativen Folgen durch Trump-Zölle

Der vom Trump-Vertrauten Elon Musk geführte Elektroauto-Hersteller Tesla warnt die US-Regierung vor möglichen negativen Folgen amerikanischer Strafzölle für das Unternehmen. Durch frühere Zusatzzölle seien zum Teil die Kosten von Tesla selbst bei der Produktion in den USA gestiegen, hieß es in einem Brief an den US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer. Da der Tesla-Brief nicht unterschrieben war, ist unklar, wer die Verantwortung in dem Unternehmen dafür trägt. Außerdem seien die Fahrzeuge im Ausland teurer geworden, was ihre Wettbewerbsposition im Markt geschwächt habe. Tesla verwies auch darauf, dass US-Unternehmen bei Handelskonflikten schnell von Gegenmaßnahmen anderer Länder betroffen seien.

Gewinneinbruch bei BMW

Der Autohersteller BMW muss einen Gewinneinbruch hinnehmen. Nach mehreren Jahren mit außergewöhnlich hohen Ergebnissen sank der Gewinn 2024 um 37 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Grund war vor allem eine „gedämpfte Nachfrage in China“, dem wichtigsten Markt des Herstellers.

Daimler Truck leidet unter schwacher Konjunktur

Die schwache Konjunktur und eine vor allem in Europa zögerliche Nachfrage haben das Ergebnis des Lkw-Herstellers Daimler Truck belastet. Der bereinigte Betriebsgewinn schrumpfte 2024 im Vergleich zum Rekordjahr 2023 um 15 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Unbereinigt betrug das Minus 31 Prozent. Daimler-Chefin Karin Radström hat ein Sparprogramm aufgelegt, das die jährlichen Kosten allein in Europa bis 2030 um mehr als eine Milliarde Euro drücken soll.

Lebensversicherer Swiss Life verdient mehr

Der Schweizer Lebensversicherer Swiss Life hat den Nettogewinn im Jahr 2024 um 13 Prozent auf 1,26 Milliarden Franken gesteigert. Die Dividende solle auf 35 (zuletzt: 33) Franken je Aktie angehoben werden. Die Prämieneinnahmen stiegen dank deutlicher Zuwächse vor allem in Frankreich währungsbereinigt um drei Prozent auf 20,3 Milliarden Franken. Der Ergebnisbeitrag des von Swiss Life forcierten Vermögensverwaltungs- und Dienstleistungsgeschäfts nahm um ein Drittel auf 875 Millionen Franken zu.