Spielzeug, das seit vielen Jahren deutsche Kinderzimmer bereichert, steht plötzlich vor einer ungewissen Zukunft. Matthias Kienzle, Geschäftsführer des renommierten Spielwarenherstellers Kosmos, berichtet von Problemen, die sich durch Gesetzesänderungen ergeben. Kosmos ist bekannt für beliebte Brettspiele wie „Die Siedler von Catan“ und Experimentierkästen, die Kindern spielerisch Chemie und Physik näherbringen sollen. Doch in den letzten Jahren sind immer mehr Normen und Vorschriften aufgetaucht, die die Produktentwicklung erschweren. Einige Experimentierkästen mussten sogar aus dem Sortiment genommen werden, obwohl sie zuvor den Normen entsprachen und von Kunden geschätzt wurden.

Kienzle beschreibt die Herausforderungen, die sein Unternehmen bewältigen muss. Experimentierkästen mit chemischen Versuchen sind besonders betroffen, da es schwierig geworden ist, solche Produkte auf den Markt zu bringen. Trotz dieser Hindernisse hat Kosmos auf der Spielwarenmesse in Nürnberg eine Neuheit vorgestellt: ein Lastwagenmodell, das die Funktion einer Brennstoffzelle veranschaulicht. Die Entwicklung dieses Sets war jedoch mit größeren Anstrengungen verbunden, insbesondere beim Herstellungsprozess von Gummibärchen, die die Kinder selbst herstellen können.

Probleme mit der EU-Spielzeugrichtlinie

Kosmos steht mit seinen Experimentiersets zunehmend allein da, da viele Konkurrenten sich aus diesem Segment zurückziehen. Die bevorstehende Neuregelung der EU-Spielzeugrichtlinie bereitet Kienzle Sorgen, da sie eine weitere Verschärfung der Anforderungen für Experimentierkästen mit sich bringen könnte. Amerikanische Anbieter haben es hier leichter, da die rechtlichen Vorgaben in den USA weniger streng sind. Kienzle betont, dass die aktuellen Regulierungen teilweise zu restriktiv sind und die Besonderheiten von Produkten wie Experimentierkästen nicht angemessen berücksichtigen.

Der Trend der übermäßigen Regulierung in der Spielzeugbranche bereitet nicht nur Kosmos Probleme. Stefan Krings, Geschäftsführer von Carrera und Revell, berichtet von den Herausforderungen bei der Entwicklung neuer Produkte. Der Hersteller hat sogar bei der Produktion von Buchstützen aus Holz mit strengen Vorschriften zu kämpfen. Die filigranen Holzbausätze erfordern präzises Arbeiten, um die Schadstoffbelastung zu minimieren und den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen.

Auswirkungen auf die Spielwarenindustrie

Florian Sieber, Chef der Simba-Dickie-Group, ergänzt die Diskussion um die zunehmende Bürokratie in der Spielwarenproduktion. Sein Unternehmen muss sich nicht nur mit den strengen Vorschriften der EU auseinandersetzen, sondern auch mit Lieferkettenaudits und zusätzlichen Zertifizierungen. Obwohl sein Unternehmen nicht direkt vom Lieferkettengesetz erfasst wird, leiden sie unter den Anforderungen, die ihre größeren Handelspartner an sie weitergeben.

Die Spielzeugindustrie steht vor weiteren Herausforderungen, insbesondere durch den zunehmenden Online-Handel aus Asien. Krings warnt vor ungeschützten Produkten, die zu niedrigen Preisen über Plattformen wie Temu verkauft werden. Die Bundesregierung plant, die Zollfreigrenze für Pakete unter 150 Euro abzuschaffen, um die Regeltreue der Produkte zu verbessern. Doch ob dies ausreicht, um die Flut von Warenlieferungen aus China zu kontrollieren, bleibt unklar.

Die Forderung nach einer Änderung des Weltpostvertrags wird von Sieber unterstützt, um den Wettbewerb fair zu gestalten und den deutschen Markt vor unregulierten Produkten zu schützen. Die Spielwarenindustrie muss sich weiterhin auf neue Herausforderungen einstellen und sich den strengen gesetzlichen Anforderungen anpassen.