news-27082024-001449

Die Zins-Euphorie nimmt ab, Tech-Aktien an der Wall Street nicht gefragt

Die Wall Street konnte die Zins-Euphorie der vergangenen Woche nicht aufrechterhalten, insbesondere Tech-Aktien gerieten ins Straucheln, nachdem neue Zahlen von KI-Gigant Nvidia veröffentlicht wurden.

Zu Wochenbeginn zeigte sich die Wall Street uneinheitlich. Der Leitindex Dow Jones verzeichnete anfänglich leichte Gewinne von etwa 0,4 Prozent, die im weiteren Verlauf jedoch wieder verloren gingen. Dennoch konnte er einen leichten Anstieg von 0,16 Prozent auf 41.240 Punkte verbuchen. Am Freitag hatte der Dow bei 41.175 Punkten 1,1 Prozent zugelegt, was einem Wochenplus von 1,3 Prozent entspricht.

Die anderen Indizes verzeichneten stärkere Verluste, insbesondere die technologielastige Nasdaq. Sie beendete den Tag mit einem Rückgang von 0,85 Prozent, während der Auswahlindex Nasdaq 100 um 1,04 Prozent fiel. Der breiter gefasste S&P-500-Index, in dem viele Tech-Werte enthalten sind, verlor 0,32 Prozent und schloss bei 5.616 Punkten.

Die zunehmende Zurückhaltung an der Wall Street aufgrund der Bestätigung einer bevorstehenden Zinswende durch US-Notenbankchef Jerome Powell hatte auch Auswirkungen auf den DAX, der leicht im Minus schloss.

Trotzdem bleibt die schweizerische Bank UBS optimistisch für US-Aktien und verweist auf die von der US-Notenbank Fed in Aussicht gestellte Leitzinssenkung sowie auf ein gesundes Gewinnwachstum bei den Unternehmen. Die Ankündigung von Fed-Präsident Powell für eine Zinswende hatte vor dem Wochenende für Kauflaune gesorgt, obwohl die genauen Modalitäten noch unklar blieben.

Auch die Kurse von US-Anleihen zeigten keine klare Richtung. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere blieb nahezu unverändert bei 3,82 Prozent.

Markt erwartet viel von Nvidia

In den kommenden Tagen wird sich das Interesse der Anleger auf Nvidia konzentrieren, wenn das Unternehmen nach Börsenschluss in den USA seine Geschäftszahlen und Prognosen vorlegt. Diese werden sich an den hohen Erwartungen der Anleger messen müssen. Die Analysten der Barclays Bank sehen darin einen Realitätscheck für die Märkte.

Die Aktien von Nvidia stiegen zu Handelsbeginn an der Nasdaq um etwa ein Prozent, fielen dann jedoch ins Minus. Der Schlusskurs lag bei 126,46 Dollar, was einem Tagesverlust von 2,25 Prozent entspricht.

„Nvidia kann sich bei den aktuellen Bewertungen keine Fehltritte erlauben“, kommentierte Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank. „Von den Zahlen bis zur Prognose sollte alles perfekt sein, um die Rally fortzusetzen.“ Die Aufregung rund um das Thema künstliche Intelligenz hatte die Aktien seit Jahresbeginn um mehr als 160 Prozent steigen lassen.

Tesla unter Druck

Die Aktien von Tesla verzeichneten einen deutlichen Rückgang um 3,22 Prozent. Die Pläne des kanadischen Ministerpräsidenten Justin Trudeau, einen 100-prozentigen Zoll auf den Import von Elektrofahrzeugen aus China zu erheben, sorgten für Gegenwind.

Daten des größten kanadischen Hafens in Vancouver zeigen, dass die Importe von Autos aus China im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr um 460 Prozent gestiegen sind, seit Tesla begonnen hat, in Shanghai hergestellte Elektroautos nach Kanada zu exportieren.

Coca-Cola erreicht Rekordhoch

Die Aktien von Coca-Cola erreichten im Verlauf des Handelstages ein Rekordhoch von 70,92 Dollar und führten den Dow am Ende mit einem Plus von 1,5 Prozent auf 70,84 Dollar an. Die als defensiv geltenden Papiere des Getränkeherstellers erwiesen sich in den zurückliegenden Wochen einmal mehr als Stabilitätsanker in schwierigen Börsenphasen.

Der DAX auf der Suche nach Richtung

Der DAX hatte zu Wochenbeginn Schwierigkeiten, seine Richtung zu finden. Nach der Ankündigung von US-Notenbankchef Jerome Powell am Freitag, die Zinsen zu senken, schien vorübergehend die Luft heraus zu sein.

Der DAX bewegte sich in einer begrenzten Handelsspanne zwischen 18.554 und 18.638 Punkten und schloss schließlich bei 18.617 Punkten mit einem leichten Rückgang von 0,1 Prozent. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte verzeichnete einen Rückgang von 0,1 Prozent. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex bei 18.633 Punkten geschlossen.

Der Index bewegt sich wieder auf dem Niveau von rund 18.600 Punkten, von dem aus er Anfang des Monats deutlich gefallen war, um sich dann V-förmig zu erholen. Solche technischen Formationen lassen oft keinen Rückschluss darauf zu, wie es nach ihrem Abschluss weitergeht, was sich auch heute bestätigte.

Neuer ifo-Index signalisiert Rezession

Die Veröffentlichung des ifo-Index am Vormittag brachte keine neuen Impulse für den DAX. Im August fiel das ifo-Geschäftsklima auf 86,6 Punkte von 87,0 Punkten im Vormonat. Es war bereits der dritte Rückgang in Folge – Deutschlands wichtigster Konjunkturfrühindikator sendet damit ein Rezessionssignal.

„Die deutsche Wirtschaft hat sich in der Stagnation eingerichtet“, sagte ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. „Im dritten Quartal könnte es sogar einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts geben.“

Trotz negativer Konjunkturindikatoren hat die Börse die Signale zuletzt größtenteils ignoriert. Fundamental haben die „Bullen“ (Käufer) daher weniger Argumente auf ihrer Seite, insbesondere auf dem aktuellen hohen Niveau nahe des Rekordhochs von 18.892 Punkten.

Wie geht es weiter?

Nach Powells Rede am Freitag ist die Diskussion auf beiden Seiten des Atlantiks darüber entbrannt, wie es mit dem US-Zinszyklus weitergehen könnte. „Auf der Zinsseite ist mittlerweile sicherlich das für die Börsen bestmögliche Szenario eingepreist“, kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. „Doch damit stellt sich die Frage, was die Kurse jetzt noch weiter antreiben soll.“

Die Analysten von Piper Sandler warnen eindringlich und sehen Parallelen zu den späten 1960er-Jahren. Sie mahnen, dass eine zu aggressive Lockerung der Geldpolitik die Inflation wieder anheizen könnte. Denn 1966 befand sich die US-Wirtschaft in einer ähnlichen Lage wie heute, und die Federal Reserve hatte nach einer Phase der geldpolitischen Straffung begonnen, die Zinsen zu senken, um die Wirtschaft weiter anzukurbeln.

Wie die Experten in ihrer Analyse betonen, legte diese Entscheidung den Grundstein für einen heftigen Inflationsschub im Jahr 1969 – eine Entwicklung, die die Wirtschaft der USA in den folgenden Jahren erheblich belastete. Die Analysten bezweifeln, dass der derzeitige Arbeitsmarkt „genügend Spielraum“ bietet, um eine erneute Inflationswelle zu verhindern, sollte die Fed die Zinsen zu stark und zu schnell senken.

Euro mit Gegenreaktion

Der Euro gab nach und wurde zuletzt im US-Handel bei 1,1162 Dollar gehandelt. Marktbeobachter sprachen von einer technischen Gegenreaktion auf die jüngsten starken Kursgewinne zum Dollar. Am Freitag hatte der Dollar rund einen ganzen Cent gegen den Euro verloren und zeitweise sogar leicht über der Marke von 1,12 Dollar gelegen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1163 (Freitag: 1,1121) Dollar fest.

Nach überraschend starken Auftragsdaten der US-Industrie für langlebige Güter konnte sich der Euro jedoch von noch tieferen Ständen lösen. Im Juli stiegen die Bestellungen für langlebige Güter um 9,9 Prozent gegenüber dem Vormonat auf fast 290 Milliarden Dollar. Experten hatten nur ein Plus von 5,7 Prozent erwartet.

Gold behält Rekordhoch im Visier

Der Goldpreis blieb weiterhin über der Marke von 2.500 Dollar. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostete zuletzt 2.517 Dollar. Vor knapp einer Woche hatte Gold bei rund 2.532 Dollar ein Rekordhoch erreicht. Die Erwartungen an sinkende Zinsen kommen dem Edelmetall zugute, da es keine Zinsen abwirft. Sinkende Zinsen machen Gold damit attraktiver.

Eskalation in Nahost treibt Ölpreise an

Die Aussicht auf fallende Zinsen und Sorgen wegen der Lage in Nahost trieben die Ölpreise nach oben. Die Nordsee-Rohölsorte Brent verteuerte sich um über zwei Prozent und kostete wieder über 80 Dollar je Fass.

Israel und die radikal-islamische Hisbollah lieferten sich im Grenzgebiet zum Libanon die heftigsten Gefechte seit Beginn des Gaza-Kriegs. Dies schürte neue Ängste vor Lieferengpässen, da die Region für die Ölproduktion von großer Bedeutung ist. In den vergangenen Monaten haben geopolitische Risiken in der ölreichen Region des Nahen Ostens die Ölpreise mehrfach in die Höhe getrieben. Im Juli hatten jedoch Sorgen um die Nachfrage nach enttäuschenden Konjunkturdaten die Preise zeitweise stark belastet.

„Die Volatilität am Ölmarkt bleibt hoch“, kommentierte Analyst Salah-Eddine Bouhmidi vom Handelshaus IG Europe. Das Auf und Ab der Ölpreise setze sich fort. „Der Ölpreis pendelt zwischen einer gedämpften Nachfrage und geopolitischen Unsicherheiten im Nahen Osten“, sagte der Experte.

Immobilien-Aktien gefragt, Vonovia an DAX-Spitze

Im DAX waren die Aktien von Vonovia der größte Gewinner. Mit 31,69 Euro erreichten sie einen weiteren Höchststand seit 2022. Ein „Handelsblatt“-Bericht deutete darauf hin, dass Vonovia kurz vor dem Verkauf seines Pflegebereichs steht, was positive Auswirkungen auf den Markt hatte.

Auch die Aussicht auf fallende Zinsen kam dem Immobilienkonzern zugute. Im MDAX waren aus diesem Grund auch die Papiere von LEG Immobilien gefragt, während Deutsche Wohnen im SDAX überproportionale Gewinne verzeichnete.

Siemens Healthineers kauft offenbar bei Krebsdiagnostik zu

Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers übernimmt offenbar einen Teil des Geschäfts mit radioaktiven Chemikalien für die Krebsdiagnostik von Novartis. Der DAX-Konzern wird den Schweizern dafür mehr als 200 Millionen Euro zahlen, wie die „Financial Times“ („FT“) unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtete.

Covestro-Chef soll VCI-Präsident bleiben

Covestro-Chef Markus Steilemann soll für weitere zwei Jahre Präsident des Chemieverbandes VCI bleiben. Er wurde vom Präsidium des Verbandes für eine zweite Amtszeit nominiert. Die Wahl ist für den 12. September geplant.

Der Vorstandschef des Leverkusener Kunststoffkonzerns Covestro gehört dem VCI-Vorstand seit März 2020 an, seit September 2022 ist er Präsident des Chemieverbandes. Der 54-Jährige ist seit Juni 2018 Vorstandschef von Covestro. Der VCI vertritt die Interessen von rund 2300 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienahen Wirtschaftszweigen.

Streik bei Lufthansa-Tochter Discover ab Dienstag

Im Tarifstreit bei der Lufthansa-Tochter Discover Airlines wollen die Gewerkschaften des fliegenden Personals ab Dienstag bis Freitag streiken. „Bestreikt werden alle Abflüge von deutschen Flughäfen“, kündigte die Flugbegleitervertretung UFO am Sonntagabend an.

Neuer Nestlé-Chef „ist keine Übergangslösung“

Der neue Nestlé-Chef Laurent Freixe wird den Konzern unbefristet leiten. „Nein, er ist keine Übergangslösung“, sagte der Verwaltungsratspräsident des Konzerns, Paul Bulcke, der NZZ am Sonntag. Freixe sei mit 62 Jahren jung. Mit seinen 16 Jahren Erfahrung in der Konzernleitung sei er von der ersten Minute an einsatzfähig und voll verantwortlich.

Intel im Visier eines aktivistischen Investors?

Der mit Verlusten kämpfende Halbleiter-Riese Intel ist einem Medienbericht zufolge ins Visier eines aktivistischen Investors geraten. Um sich zu verteidigen, habe das Unternehmen Berater inklusive der Bank Morgan Stanley engagiert, berichtete der US-Nachrichtensender CNBC auf seiner Internetseite. Weder Intel noch Morgan Stanley hätten sich zu der Angelegenheit äußern wollen. Die Börse reagierte wenig begeistert, Intel-Aktien verzeichneten einen deutlichen Rückgang von über zwei Prozent und stehen damit am Ende des Dow.

Apple stellt neue Produkte am 9. September vor

Apple wird voraussichtlich in zwei Wochen seine nächsten iPhone-Modelle vorstellen. Der Konzern lädt zu einem Neuheiten-Event am 9. September in seinem Hauptquartier in Cupertino ein. Bei den September-Veranstaltungen werden traditionell neben neuen iPhones auch die nächste Generation der Computer-Uhr Apple Watch vorgestellt.

Apple hält sich bis zum Schluss bedeckt darüber, was zu erwarten ist. Das iPhone ist das wichtigste Produkt des Konzerns und bringt rund die Hälfte der Erlöse ein. Zudem ist es die Basis, um andere Produkte wie Ohrhörer sowie Abos für verschiedene Dienste zu verkaufen.

Traditionell erhalten die neuen iPhones unter anderem schnellere Chips und eine bessere Kamera. In diesem Jahr will Apple die Geräte zudem stärker als zuvor mit neuen Funktionen auf Basis Künstlicher Intelligenz ausstatten. Einige davon werden zunächst jedoch nicht in der EU verfügbar sein.