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Die Hitze des Klimawandels und ihre Auswirkungen auf den Weinbau

Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Weinbau sind unbestreitbar und stellen eine ernsthafte Herausforderung für die Weinbranche dar. Die steigenden Temperaturen und unregelmäßigen Niederschläge beeinflussen nicht nur die Kultivierung der Reben, sondern auch den Geschmack des Weins. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der französischen Ingenieurhochschule Bordeaux Sciences Agro, unter der Leitung von Cornelis van Leeuwen, zeigt auf, dass die Weinqualität stark von der Temperatur während der Traubenreife abhängt.

Ein Forschungsteam der ETH Zürich unter der Leitung von Ramón Mira de Orduña Heidinger hat ebenfalls festgestellt, dass höhere Temperaturen zu Veränderungen im Wein führen. Die Hitze führt zu einem geringeren Anteil an Apfelsäure in den Trauben, was wiederum den ph-Wert des Weins beeinflusst. Dies kann dazu führen, dass der Wein weniger fruchtig schmeckt und stattdessen eine Note von überreifem Obst aufweist. Darüber hinaus steigt der Zuckergehalt des Weins bei hohen Temperaturen, was zu einem höheren Alkoholgehalt führt.

Auswirkungen auf den Wein: Von alkoholischen und heißen Weinen

Die steigenden Temperaturen haben bereits Auswirkungen auf den Weingeschmack in verschiedenen Regionen. Im Elsass und in Bordeaux wurden bereits höhere Alkoholwerte im Wein festgestellt. Experten weisen darauf hin, dass Weine mit Alkoholgehalten von 13, 14 oder sogar 15 Prozent zunehmend auf dem Markt erscheinen. Diese sogenannten „kopfigen“ und „heißen“ Weine werden von Weinkritikern kritisiert.

Neben den Alkoholgehalten können auch Waldbrände den Geschmack des Weins beeinflussen. In Australien wurden bereits Fälle von Rauch-Beigeschmack im Wein gemeldet, der auf Wald- und Buschbrände zurückzuführen ist. Diese unerwünschten Aromen können die Qualität des Weins beeinträchtigen und die Vielfalt der Geschmacksrichtungen reduzieren.

Anpassungsstrategien der Weinbranche: Tricks und Innovationen

Die Weinbranche hat erkannt, dass Anpassungsstrategien erforderlich sind, um mit den Herausforderungen des Klimawandels umzugehen. Das französische Weininstitut hat in einem Strategiepapier zum Klimawandel darauf hingewiesen, dass weinbauliche Praktiken helfen können, die negativen Auswirkungen der steigenden Temperaturen zu korrigieren. Dazu gehören die Auswahl passender Mikroorganismen, die Entzuckerung des Mosts, die Verringerung des Alkoholgehalts und die Säuerung der Weine.

Auch in Deutschland setzen Winzerinnen und Winzer auf Anpassungsstrategien, um den Geschmack ihrer Weine zu erhalten. Der Klimafolgenexperte Heiko Paeth von der Universität Würzburg betont die Bedeutung von ökologischen Tricks, um den Zuckergehalt der Trauben zu kontrollieren und die Säure im Wein zu bewahren. Durch gezielte Maßnahmen wie Blattschnitt kann die Qualität der Trauben verbessert werden, um Weine mit fruchtigen und trockenen Aromen zu erhalten.

Neue Rebsorten und Innovationen im Weinbau

Angesichts der veränderten klimatischen Bedingungen wird auch über den Einsatz neuer Rebsorten im Weinbau diskutiert. Heiko Paeth weist darauf hin, dass einige Regionen bereits mit dem Anbau von Rotweinsorten experimentieren, um den steigenden Temperaturen gerecht zu werden. In Franken beispielsweise wird über die Einführung hitzebeständiger Rebsorten nachgedacht, um den Weinbau langfristig zu sichern.

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau forscht aktiv nach geeigneten Klonen von Rebsorten, die den zukünftigen klimatischen Bedingungen entsprechen. Durch die gezielte Auswahl von hitzebeständigen Sorten soll sichergestellt werden, dass die Qualität und Typizität des Weins erhalten bleibt. Diese Anpassungsstrategien sind entscheidend, um den Weinbau auch in Zukunft erfolgreich zu gestalten.

Die Zukunft des Weinbaus: Herausforderungen und Chancen

Die Prognosen des Forschungsteams aus Bordeaux zeigen, dass bis zum Ende des Jahrhunderts ein erheblicher Teil der Anbaufläche in Europa in traditionellen Weinbaugebieten verloren gehen könnte. Die Rebstöcke stehen vor neuen Herausforderungen, da die steigenden Temperaturen die Anbaumöglichkeiten beeinträchtigen. Winzerinnen und Winzer sind gezwungen, neue Strategien zu entwickeln, um den Weinbau an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen.

Die Anpassungsfähigkeit der Weinbranche und die Bereitschaft zur Innovation sind entscheidend, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Neue Anbaumethoden, innovative Technologien und die Einführung neuer Rebsorten sind Teil der Lösung, um den Weinbau auch in Zukunft erfolgreich zu gestalten. Durch gezielte Maßnahmen und Anpassungsstrategien können Winzerinnen und Winzer die Qualität und Vielfalt des Weins erhalten und gleichzeitig den ökologischen Herausforderungen gerecht werden.

Die Zukunft des Weinbaus hängt davon ab, wie die Branche auf die Herausforderungen des Klimawandels reagiert. Mit Innovation, Kreativität und Engagement können Winzerinnen und Winzer die Vielfalt und Qualität des Weins bewahren und gleichzeitig nachhaltige Anbaumethoden fördern. Es liegt an der gesamten Weinbranche, gemeinsam Lösungen zu finden, um den Weinbau auch in Zeiten des Klimawandels erfolgreich zu gestalten.