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Guantánamo: Die vergessenen Opfer von 9/11

Nach den Anschlägen vom 11. September kam die Folter: Die USA haben bis heute den wichtigsten Prozess in ihrer Geschichte verhindert und treiben die Angehörigen der Opfer in die Verzweiflung.

Als der letzte der vier Männer durch eine Seitentür in den Gerichtssaal tritt, überkommt Gordon Felt eine Erkenntnis. Er betrachtet ihre langen Bärte und die traditionellen islamischen Gewänder, unter denen Sportsocken in Plastikschlappen hervorschauen. Er beobachtet, wie sie miteinander lachen, ihren Anwälten die Hand schütteln und einen Gebetsteppich ausbreiten. Einer der Männer schlendert mit einem Coffee-to-go-Becher zu seinem Platz, als käme er zur Arbeit und nicht vor ein Gericht, das über sein Leben oder Sterben entscheiden soll. So wie er wohl auch über das Leben und Sterben Tausender Menschen bestimmte.

Die Menschen in Guantánamo sind die vergessenen Opfer von 9/11. Sie sind seit Jahren ohne Anklage oder faires Verfahren eingesperrt, unter Bedingungen, die als Folter bezeichnet werden können. Die USA haben ihre eigenen Rechtsprinzipien verraten, um vermeintliche Feinde im Namen des Krieges gegen den Terror festzuhalten. Doch was ist mit der Gerechtigkeit für diejenigen, die möglicherweise unschuldig sind und nie die Möglichkeit hatten, ihre Unschuld zu beweisen?

Die Hölle von Guantánamo begann nach den Anschlägen vom 11. September 2001, als die USA beschlossen, ein Gefangenenlager auf Kuba zu errichten, um mutmaßliche Terroristen ohne rechtsstaatliche Verfahren festzuhalten. Unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit wurden Menschenrechte mit Füßen getreten, während die Weltöffentlichkeit abgelenkt war von den traumatischen Ereignissen des Tages.

Die Männer in Guantánamo sind keine Namenlose, sondern Individuen mit Geschichten, Familien und Träumen. Viele von ihnen wurden in ihren Heimatländern gefoltert oder entführt, bevor sie in die Hände der USA gerieten. Einige waren zur falschen Zeit am falschen Ort, andere wurden aufgrund fragwürdiger Geheimdienstinformationen festgenommen. Doch für alle gilt: Sie sind in einem rechtlichen Limbo gefangen, ohne Aussicht auf ein faires Verfahren oder ein Ende ihrer Leiden.

Die Verzweiflung der Angehörigen der Gefangenen in Guantánamo ist unermesslich. Sie kämpfen seit Jahren für die Freilassung ihrer Liebsten, die oft ohne Anklage oder Beweise festgehalten werden. Sie haben Briefe geschrieben, Petitionen gestartet und die Öffentlichkeit auf die unmenschlichen Bedingungen in Guantánamo aufmerksam gemacht. Doch ihre Stimmen wurden oft ignoriert, während die Welt sich anderen Themen zuwandte.

Die Auswirkungen von Guantánamo reichen weit über die Gefangenen und ihre Familien hinaus. Das Gefangenenlager hat das Ansehen der USA in der Welt beschädigt und die Rechtsstaatlichkeit untergraben. Die Prinzipien von Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenrechten wurden geopfert auf dem Altar des Krieges gegen den Terror, ohne dass die Folgen für die internationale Gemeinschaft abzusehen sind.

Es ist an der Zeit, dass die USA ihrer Verantwortung gerecht werden und die Gefangenen in Guantánamo fair und transparent vor Gericht stellen. Es ist an der Zeit, dass die Weltgemeinschaft aufsteht und gegen die Verletzung der Menschenrechte in Guantánamo protestiert. Es ist an der Zeit, dass die vergessenen Opfer von 9/11 die Gerechtigkeit erhalten, die ihnen seit Jahren verwehrt wurde.

Die Männer in Guantánamo sind keine Monster, sondern Menschen mit Gefühlen und Hoffnungen. Sie verdienen es, wie jeder andere vor Gericht gestellt zu werden und die Möglichkeit zu haben, ihre Unschuld zu beweisen. Es ist an der Zeit, dass die USA ihre eigenen Prinzipien verteidigen und den Weg für eine gerechtere und menschlichere Zukunft ebnen.

Die Welt darf nicht länger wegsehen, wenn Unrecht geschieht. Die vergessenen Opfer von 9/11 in Guantánamo brauchen unsere Solidarität und Unterstützung, um endlich Gerechtigkeit zu erfahren. Es liegt an uns allen, sicherzustellen, dass ihr Leiden nicht vergeblich war und dass ihr Schicksal nicht in Vergessenheit gerät. Die Zeit zu handeln ist jetzt.